Warum der Toni den Herrn Lehrer nit grüßt
[49] Warum der Toni den Herrn Lehrer nit grüßt Wie er nach Mittmaning gekommen ist, der neue Herr Kaplan, da hat er’s gleich gesehen, daß die Buben so wild aufwachsen. Die schreien recht und tun wüst und die Leut auf der Straßen, die grüßen sie nit. [50] Aber das hat ihnen der Herr Kaplan dann schon ordentlich beigebracht, das Grüßen. Und ist auch immer hinterher hinter den Buben, daß sie sich vor der Strafung fürchten und fein sittsam bleiben. Aber schau: da sieht er einmal den Bachzuberer Toni am Zaun stehen und den Hut nicht um ein Stückel rücken, wie der Herr Lehrer vorbeigeht. Ist gut, daß es der Herr Lehrer nicht gesehen hat. Der spöttelt gern und sagt: immer hab ich auf den Herrn Kaplan gewartet, daß meine Buben erzogen werden. Eine Watschen wird er halt kriegen müssen, der kleine Bachzuberer Toni. Aber schau: da zieht er ja den Hut, der Bub. Sagt der Kaplan: „Warum ziehst itzt den Hut, wo der Herr Lehrer schon vorbeigangen ist?“ „Weil unser Stier beim Fenster herausschaut, grüß ich,“ sagt der Toni. Hat schon eine Watschen gekriegt, der Bub. Heult auch schon wegen der Watschen. Aber der Herr Kaplan hört nicht auf das Heulen. „Lausbub, und warum hast den Stier grüßt?“ „Weil unsere Küh die Kalbl von ihm kriegen, hab ich grüßt. Weil wir immer Geld kriegen für die Kalbl!“ Hat schon eine zweite Watschen, der Bub. „Und warum hast den Herrn Lehrer nit grüßt?“ [51] „Weil meine Schwester ein Kind von ihm kriegt hat, hab ich nit grüßt. Und weil wir für das Kind kein Geld nit kriegen!“ Alle guten Ding sind drei. Aber nach der dritten Watschen ist der Toni davongelaufen. |