Zum Inhalt springen

Was ist die Liebe denn?

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Louise Otto
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Was ist die Liebe denn?
Untertitel:
aus: Mein Lebensgang. Gedichte aus fünf Jahrzehnten. S. 232-233
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1860-1870
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Moritz Schäfer
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[232]
Was ist die Liebe denn?


I. Frage.

„Was ist die Liebe denn?“ – „Was ist das Leben?“
Mag es zurück als Gegenfrage hallen –
So lang kein Liebesstrahl darauf gefallen,
Ist’s eines Chaos nebelhaftes Weben.

5
Siehst Du die Sonne leuchtend sich erheben

Und alle Nebel schwindend niederwallen?
Hörst Du der Lerche Morgensang erschallen
Und siehst sie jubelvoll gen Himmel schweben?

Willst Du ihr folgen in das Licht der Sonnen?

10
Willst Dich mit ihr im blauen Aether wiegen,

Bis Deinem Blick die Erde ganz zerronnen?

Wohl ist die Lieb’ solch jubelnd Aufwärtsfliegen,
Doch – daß der Himmel für das Herz gewonnen:
Das ist der Gottheit Zeichen, drinn wir siegen!

[233]
II. Antwort.


15
Weil nun die Lieb’ mir alle, alle Poren

Des Herzens füllt, weil sie mich ganz durchdrungen
Fragst Du: ob ich noch gern wie sonst gesungen,
Da ich alleinzig mich der Kunst verschworen?

Die Liebe, die mich also ganz erkoren,

20
Wähnst Du, hab’ wie ein starker Geist bezwungen

Den guten Genius mit Feuerzungen,
Der früher einzog zu der Seele Thoren?

Ein Engel ist sie, der vom Himmel kommen,
Die sel’ge Offenbarung mir zu bringen:

25
Lieb’ und Gesang sind ewig eins geblieben.


Und einer Täuschung hat er mich entnommen:
Sonst wußte ich von Liebe nur zu singen,
Jetzt sing’ ich, weil ich innig weiß zu lieben.