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Was kostet die Pferdekraft

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Bw.
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Titel: Was kostet die Pferdekraft?
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 642
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[642] Was kostet die Pferdekraft? Bei dem großen Interesse, welches man gegenwärtig in allen Ländern der Ausnutzung der natürlichen Kraftquellen entgegenbringt, ist es von Wichtigkeit, festzustellen, welches die Mindestkosten der Erzeugung von Dampfkraft in größeren Anlagen sind, und bis zu welchem Punkte umfangreiche Dampfkraftanlagen mit Wasserkräften wie die des Rheins und Niagara den Wettbewerb werden aushalten können. Eine genaue Berechnung der Kosten der Dampfkraft in einer nach den besten Fortschritten der Technik eingerichteten amerikanischen Baumwollspinnerei bildet nun den neuesten Versuch zur Lösung der oben aufgeworfenen Frage. Die Fabrik arbeitet mit nahezu zweitausend Pferdestärken bei etwa zehnstündigem Betriebe und wird somit an Größe wie Betriebsdauer bis jetzt nur von ausnahmsweise starken hydraulischen Kraftanlagen übertroffen. Die Erzeugungskosten dieser Energie belaufen sich, auf die einzelne Pferdestärke und das ganze Jahr, d. h. 3070 Betriebsstunden verrechnet, auf rund 55 Mark, wovon ein Drittel für Kohlen, ein Drittel für Zinsen, Amortisation, Versicherungskosten u. dgl. entfällt, während der Rest für Bedienung, Reparaturen, Oel, Kraftverluste in den Transmissionen etc. draufgeht. Es ist zu berücksichtigen, daß Kessel- und Maschinenanlage von erstklassiger Beschaffenheit sind und die vorzüglichsten Kohlen zu einem nicht übermäßig hohen, aber auch nicht besonders niedrigen Preise zu Gebote stehen. Es handelt sich also um Bedingungen, die allenthalben zu schaffen und bei bedeutend größeren Anlagen in ihren Vorteilen auch noch zu überbieten sind. Diese Kosten der Energie-Erzeugung sind im Vergleich zu denen der größten Centralenergiestationen der Erde verhältnismäßig gering. Sie betragen bei einer großen Wasserkraftstation an der Rhône bei Genf ungefähr 43 Mark für Pferdekraft und Jahr. Allerdings wird man sie dafür, beziehungsweise für den Pachtpreis der Niagaracentrale, Tag und Nacht hindurch oder 6000 bis 7000 Stunden im Jahre zur Verfügung haben. Aber diese Ausdehnung der Arbeitszeit bedeutet auch bei Dampfkraft keineswegs eine Verdoppelung der Erzeugungskosten. Nur einige Posten der letzteren, wie Kohlen und Oel, wachsen ungefähr im gleichen Maße mit der Arbeitsausdehnung, während viele andere, z. B. Zinsen und Bedienung, in loserem Zusammenhang damit stehen. So würde eine durchgehende Arbeitszeit bei der obenerwähnten Dampfanlage vielleicht nur eine Erhöhung der jährlichen Kosten auf 90 bis 100 Mark für die Pferdekraft bedeuten. Daß der Unterschied zwischen den Erzeugungskosten großer Dampf- und Wasserkräfte nicht noch mehr zu gunsten der letzteren ausfällt, liegt daran, daß die Anlage einer hydraulischen Kraftstation sich unverhältnismäßig teurer stellt als die einer gleich starken Dampfkraftanlage. Während z. B. die Herstellung der erwähnten vorzüglichen Dampfanlage in Amerika 171 Mark für die Pferdekraft kostete, stellt sich dieselbe Energie bei den genannten Rhônewerken auf 444 Mark in der Herstellung. Bw.