Weihnachten (Carl Busse)
Weihnachten.
Das war in den Häusern ein Tummeln und Treiben,
Das that so verstohlen und wisperte sacht,
Und durch Gardinen und frostige Scheiben
Schien oft das Lämpchen die halbe Nacht.
Nun kam das Christkind wirklich hernieder
Vor jede Thür mit seligem Schritt
Und brachte singend auch diesmal wieder
Die alten Glocken und Lieder mit.
Ich aber bin einsam hinausgegangen
Und ließ die Fröhlichen fröhlich sein,
Selbst aus den ärmlichsten Häusern drangen
Schon Kinderlachen und Lichterschein.
Und in der Vorstadt, am äußersten Ende,
Da hab’ ich still in ein Fenster gesehn,
Und lehnte den Kopf an die glitzernden Wände
Und stand und konnte nicht weiter gehn:
Ein kleines Bäumchen, ein Dutzend Lichter,
Und aus den Zweigen sehn Aepfel hervor,
Das Beste: drei glühende Kindergesichter,
Die jauchzen voll Dank zu den Eltern empor.
Darüber das Glück auf heimlichen Schwingen,
Das macht die Herzen so warm und so weit,
Und bis auf die Gasse hör’ ich sie singen
Von fröhlicher, seliger Weihnachtszeit. –
Christglocken im gläubigen Kinderherzen,
Sein Weib an der Seite, den Jüngsten im Schoß –
O gäbe der Herr nach Stürmen und Schmerzen
Auch Dir und mir solch seliges Los!
Und wankt ein Bettler auf dunklen Pfaden
Mit wunden Füßen – Er führ’ ihn fortan
Und zünde, wie uns, auch ihm in Gnaden
Die goldenen Kerzen der Weihnacht an!
Carl Busse.