Weihnachtsabend (Storm 1852)
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Weihnachtsabend.
1852.
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war’s; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Drang mir ein heiser’ Stimmlein in das Ohr:
„Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.
Ich schrak empor; und beim Laternenschein
Weß Alters und Geschlechts es mochte sein,
Erkannt’ ich im Vorübertreiben nicht.
[118] Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört’ ich, mühsam, wie es schien:
Doch hat wohl Keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? – War’s Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam,
Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfaßte mich die Angst im Herzen so,
Als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein,
Und schrie nach Brod, indessen ich entfloh.