Weil wir gerade vom Kriege sprechen
Weil wir gerade vom Kriege sprechen: Wir saßen damals in Kurland, der Stab in einer bösen Pansehütte. Der graue Stumpfsinn des Stellungskrieges lastete auf unsern Gemütern, und abends, nach dem Dienst, war so ziemlich alles knüppeldicke duhn. Dies zur Illustrierung des Milieus. – Eines Tages erscheint Exzellenz. Sehr groß, glatt rasiert, ein rotes Gesicht wie guter, alter Bordeaux. Da der alte Fritz einen Krückstock getragen hatte, so trug er auch einen. Stieß mit diesem Knüppel die Türen auf, baute sich mit seinem Adjutanten hin und fragte jeden, was er sei und woher – na, was man so als Exzellenz fragt. Es ging alles ganz gut, bis er an meinen alten Freund Gruner kam. „Und Sie?“ – „Komponist, Exzellenz!“ – „Ah!“ – die Obrigkeit machte ein Gesicht, wie wenn sie auf einen Flohzirkusdirektor gestoßen wäre. – „Komponist, i sieh mal an! Ham Sie denn schon mal was komponiert?“ – „Jawohl, Exzellenz! Eine Oper!“ – „Eine Opa? Wie heißt denn die Opa?“ – „Maja, Exzellenz!“ – „Maier? Kennen Sie Maier?“ – „Nein, der Adjutant kannte Maier auch nicht. – „Wo ist denn die Oper aufgeführt?“ – „Im Königlichen Theater zu Wiesbaden, Exzellenz!“ – Das fiel dem Mann auf. Königliches Theater… „So so!“ machte er begütigend. Aber ein Gedanke kam ihm noch. „Wie oft denn?“ – „Dreimal, Exzellenz!“ – Große Pause. Und dann fragte Exzellenz, sehr langsam und deutlich: „Und von die Opa wolln Se leben?“ – Und ging mit markigen Schritten hinaus auf den östlichen Kriegsschauplatz.