Zum Inhalt springen

Weserfahrt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Louise Otto
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Weserfahrt
Untertitel:
aus: Mein Lebensgang. Gedichte aus fünf Jahrzehnten. S. 90-93
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1840-1850
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Moritz Schäfer
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[90]
Weserfahrt.


Und mögen sie dichten und singen
Vom alten deutschen Rhein.
Mein Lied soll der Weser erklingen,
Soll ihr gewidmet sein!

5
Die Werra und Fulda, die beiden,

Die haben’s wohl erkannt,
Die wollen zusammen durchgleiten,
Vereint das Vaterland.

Die wollen treu halten zusammen

10
Mit einem Wort genannt,

Weil beid aus Germanien stammen,
Dem alten Vaterland! –

Im Land, das die Weser durchwallet,
Erklang einst Hermanns Wort,

15
Und Dröhnen der Schilde erschallet,

Schlachtruf tönt fort und fort.

„Wir wollen uns schützen und schirmen
Vor römischem Uebermut!
Wir wollen Aliso erstürmen,

20
Vernichten Römerbrut!


[91]
Hier halle den römischen Heeren

Ein trotzig deutsches: Halt!
Hier werden die Völker sich wehren,
Am Weserfluß und -Wald.

25
„Hier werden sie kämpfen und stehen

Für ihr germanisch Recht,
Und werden als Sieger sich sehen
Im heiligsten Gefecht!“ –

Cheruskas Fürst an der Spitze,

30
So ziehen sie in den Streit,

Vernichten wie rächende Blitze
Die römische Herrlichkeit.

Die Römer, die leicht überschritten,
Den breiten, stolzen Rhein,

35
Sind nicht an der Weser gelitten.

Die Weser kann befrein. –

So war es vor uralten Zeiten
Als solches hier geschah.
Und wieder gilt es zu streiten –,

40
Ist denn kein Hermann da?


Kein Hermann und keine Germanen
Zu Schutz und Trutz bewehrt,
Die heilige Freiheit der Ahnen
Zu wahren mit dem Schwert?

45
[92]
Die Werra und Fulda, die beiden,

Die haben’s wohl erkannt,
Die wollen zusammen durchgleiten
Vereint das Vaterland.

Die sind längst zusammen gezogen

50
Durch Deutschlands Au und Hain.

Es flüstern und murmeln die Wogen:
„Die Weser kann befrein!“

Und die an den Ufern es hören,
Vertrauen ihr sich an,

55
Und ziehen in traurigen Chören

Zu ihren Schiffen heran.

Und fliehen vom heimischen Lande,
Dem fremden sich zu weihn,
Und flüstern zum Meer noch vom Strande:

60
„Die Weser kann befrein!“


Leb wohl o germanische Erde,
Uns winkt Amerika – –
Sie rufen’s mit Trauergebärde – –
Ist denn kein Hermann da?

65
Kein Hermann und keine Germanen,

Daß Deutschland verzweifeln muß,
Verdienen die heiligen Ahnen
Nur einen Abschiedsgruß?

[93]
Und was aus uralten Zeiten
70
Die Weser noch erzählt –!

Ihr sollt es so falsch nicht deuten,
Daß Ihr Auswanderung wählt! –

Die Werra und Fulda, die beiden
Die haben’s wohl erkannt,

75
Die möchten vereint durchgleiten

Ein einig Vaterland.