Wilhelm Bauer’s Submarineschule und Pensionat am Bodensee

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Wilhelm Bauer’s Submarineschule und Pensionat am Bodensee
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 760
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Mitteilung der Rücknahme des Vorhabens in Jahrgang 1872, Heft 14, S. 235: Wilhelm Bauer’s Pensionat
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[760] Wilhelm Bauer’s Submarineschule und Pensionat am Bodensee. Die Anerkennung der Submarine liegt uns offenbar nicht mehr fern; dafür zeugen die fortwährend neu aufsteigenden Versuche in Amerika, Spanien und jüngst noch in Italien; dafür zeugt die riesenhaft wachsende Speculation für Ausbeute des Meeres sowohl nach versunkenen Gütern, als nach Erzeugnissen und Schätzen der Wassertiefen. Deshalb werden auch Wilhelm Bauer’s Erfindungen ihre Zeit finden, und ebendeshalb ist die Sorge des vielgeprüften Mannes gerecht: den reichen Schatz derselben nicht mit sich in’s Grab zu nehmen.

Wäre Wilhelm Bauer noch der rüstige Mann, der in Nord und Süd, am Glühofen und auf dem Meeresgrunde in eisiger Winterkälte rast- und furchtlos das Ziel seiner Erfindungen verfolgte, so würde er als Wanderlehrer von Stadt zu Stadt Jünger für sie zu werben suchen. So aber, seit Jahren von der Gicht, dem einzigen Ergebniß seiner Arbeiten, gefoltert und an den Rollstuhl gefesselt, muß er Diejenigen, welche Talent und Kenntnisse, Mittel und Muth genug besitzen, um als seine Schüler Apostel und Ausbeuter seiner Erfindungen zu werden, nun zu sich berufen.

Wilhelm Bauer eröffnet am ersten Mai 1872 bei Lindau am Bodensee einen mit einem Pensionat verbundenen Cursus über seine sämmtlichen Erfindungen. Der Instructions-Cursus umfaßt: die Taucherapparate und -Fahrzeuge für Kriegs- und Friedenszwecke, Taucherkammer für Perl- etc. Fischerei, Naturforschung, Unterwasserbauten etc., Submarine Telegraphie und Kabelstationen etc., Optische und akustische Warnungssignale für die Seefahrt, Submarine Bagger mit Paternoster, Rettungsboote mit und ohne Motionsmaschinen, Unterseeische Geschütze und Projectile, Submarine Fluß- und Hafensperrung, Revolverbatterien, Lasso gegen Petardboote, Selbstschreibende Compaßcontrole und Grundlothe mit Alarm etc. Alle Vorträge sind mit den nöthigen Experimenten verbunden, Modelle für Taucherboote, Schiffhebung etc. bereits vorhanden; kommt dazu eine Taucherkammer in Ausführung, so bieten der in zweihunderteinunddreißig Fuß Tiefe versunkene Postdampfer „Jura“, sowie die großen unterseeischen Grotten bei Meersburg und die Kabel des Bodensees interessante Gelegenheit zu Uebungen in der Führung eines solchen Apparats.

Jeder Theilnehmer an diesem Pensionat darf die bis in’s Detail auszuführenden Constructionszeichnungen für sich copiren und, mit Wahrung von Bauer’s Erfinderehre, zum eigenen Vortheil verwenden. Herr Bauer stellt es seinen Schülern und den Gesellschaften oder Regierungen, mit deren Hülfe sie seine Erfindungen ausführen, frei, ob sie ihm, beim Gelingen derselben, einen Ehrenlohn für die Erfindung geben wollen oder nicht. Herr Bauer rechnet zunächst auf deutsche, englische und amerikanische Schüler und wird darnach seine Vorträge in deutscher und englischer Sprache halten.

Näheres theilt ein Programm mit, welches bis zum letzten Januar kommenden Jahres, der Schlußfrist für die Anmeldungen, direct von „Herrn Submarine-Ingenieur W. Bauer, Theresienstraße Nr. 69 in München“ zu beziehen ist. Es erspart vielleicht viele vergebliche Schreiberei, wenn wir auch Herrn Bauer’s – für das Außerordentliche, das er dafür bietet, – höchst bescheidene Bedingungen angeben. Die Submarineschul-Pensionaire entrichten für die Pension (Wohnung, Kost und Wäsche) monatlich fünfzig Thaler, ebensoviel für die Instruction und verpflichten sich auf einen Cursus von sechs Monaten, der also mit Ende October schließt.

Die „Gartenlaube“ hat dieser Angelegenheit sich so eingehend angenommen, weil Wilhelm Bauer’s rastloses Streben, die anerkannten Erfolge, die er erzielt, und das Unglück, das ihn schließlich heimgesucht, dies verdient. Er ist in der That ein Invalide der Nation und theilnehmendster Berücksichtigung werth. Er selbst schreibt uns: „Nur der Gedanke, daß jetzt so viele junge Männer im Dienst für das Vaterland und dessen Ehre in ähnliche traurige Lage versetzt wurden, hält mich noch aufrecht, denn ich glaube, daß auch ich dem Dienst für das Vaterland erlegen bin, nachdem ich über zwanzig Jahre fast ununterbrochen mit tausend Gefahren um das Leben für die Submarine gerungen habe.“

Möchten in Anerkennung dieses Verdienstes die deutschen Zeitungen dies- oder jenseits des Oceans durch Abdruck dieser Mittheilungen das Unternehmen Wilhelm Bauer’s nach Möglichkeit unterstützen!