Wilhelm v. Giesebrecht †

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Textdaten
Autor: Felix Stieve
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Titel: Wilhelm v. Giesebrecht †
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 3 (1890), S. 271–272.
Herausgeber: Ludwig Quidde
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Quelle: Scans auf Commons
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[271] Wilhelm v. Giesebrecht †. Im Alter von fast 76 Jahren ist am 18. Dec. 1889 zu München Wilh. v. Giesebrecht gestorben. Geboren am 5. März 1814 zu Berlin als Sohn eines Prof. am Grauen-Kloster-Gymn., hatte er vom Vater neben dem Hang zum Lehren auch eine gewisse dichterische Begabung ererbt, die vielleicht nicht wenig dazu beigetragen hat, sein Hauptwerk populär zu machen. Nachdem er an der Univ. Berlin Philol. u. G. absolvirt hatte, wurde er mit 23 J. Lehrer am dortigen Joachimsth. Gymn. und blieb hier 20 J. lang, neben einer anstrengenden Berufsthätigkeit auf das eifrigste wissensch., insb. hist. Studien unter der Leitung und im Seminare Ranke’s sich hingebend, in dem zugleich mit G. die Leuchten unserer Wissenschaft, Sybel, Waitz, Dönniges, Hirsch, Wilmans, Köpke die krit. Methode erlernten. Erste Frucht dieser Uebungen war die Bearbeitung der Jbb. des Dt. Reichs unter Otto II., welche G. 1840 veröffentlichte. 1841 folgte die Wiederherstellung der Annales Altahenses, 1845 „De literarum studiis apud Italos primis m. aevi saeculis“, wozu er wohl durch eine Studienreise nach Oesterreich and Italien angeregt worden war. Aber bereits damals beschäftigte ihn der Plan zu seinem grossen Hauptwerke, der Gesch. [272] der Dt. Kaiserzeit, die fortan seine Lebensaufgabe wurde. 1855 konnte er den 1. Band veröffentlichen, der ihm ausser lebhaftester Anerkennung eine Professur an der Univ. Königsberg einbrachte. Von hier folgte er 1862 dem Rufe K. Maximilian’s II. von Baiern an die Univ. München, der er bis an sein Lebensende treu blieb. Mit dem neuen grösseren Wirkungskreis wuchs auch die Last der Geschäfte. Zu den Vorlesungen und der Leitung des hist. Seminars, das er (und damit zugleich die hist. Studien in München) neu begründete, kam alsbald die Führung der Geschäfte der „Hist. Commission“, die ihm als ständigem Secretär sogleich übertragen wurde, ferner der stellvertret. Vorsitz im obersten Schulrath in Baiern, die Mitgliedschaft der Reichsschulcommission und 1875 der Centraldirection der Mon. Germ. hist., 1873 das Secretariat d. hist. Classe der Ak., 1874 die Redaction der Heeren-Ukert’schen Staaten-G., zahlreicher anderer Ehrenämter nicht zu gedenken. Talent und Neigung kamen solchen Verwaltungsgeschäften entgegen, deren gewissenhafte Erledigung aber natürlich viel Zeit kostete. So schritt seine Gesch. der Dt. Kaiserzeit, welcher fort und fort seine wissensch. Studien gewidmet waren, langsamer vorwärts, als er selbst sehnlichst wünschte. Dazu kam, dass die grosse Beliebtheit, der sich das Werk durch seinen warmen patriot. Ton u. seine schwungvolle Sprache einerseits und durch seine Gründlichkeit u. Gelehrsamkeit andererseits beim grossen Publicum wie in der gelehrten Welt zu erfreuen hatte, wiederholt neue Aufll. nöthig machte. Die 1. Abth. des 5. Bandes erschien 1880, die 2., die Gesch. Friedrich Rothbart’s bis zum Sturze Heinrich’s d. Löwen fortführend, 1888. Bis zum Frieden von Constanz hat er die 3. Abth. noch vorbereiten können, eine neue, 5. Aufl. des 3. Bandes, die er eben vor seinem Tode noch fertigstellen musste, hinderte ihn in der letzten Zeit an der weiteren Arbeit für den Schluss der Regierung Friedrich’s. Aber was noch fertig von ihm ausgearbeitet vorhanden ist, das sind die Anmerkungen zu den beiden ersten Abthh. des 5. Bandes, und diese wenigstens – in diesem Wunsche werden alle Historiker übereinstimmen – mögen alsbald veröffentlicht werden. Ohne hier auf die nationale und wissensch. Bedeutung des Werkes, das G. einen dauernden Platz unter unseren ersten Geschichtschreibern für alle Zeiten sichert, näher eingehen zu wollen, verweisen wir für seine übrigen Schriften auf den Almanach der k. Baier. Ak. d. Wiss. (1884), wo dieselben vollständig aufgeführt sind.     H. Simonsfeld.

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