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Zacharias Hase

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Zacharias Hase
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 71–74
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[71]
43. Zacharias Hase.

Zu der Zeit des Herzogs Wartislav X. lebte in Pommern ein Edelmann, Zacharias Hase, oder wie Andere wollen, Heinricus Hase. Der hatte ein überaus festes Schloß, der neue Torgelov geheißen. Derselbe wurde dadurch sehr muthwillig, wie denn Viele zu damaliger Zeit thaten was ihnen gelüstete, denn die Herzöge erzürnten Niemanden gern in jener Zeit. Er empörte sich selbst gegen den Herzog Wartislav, und brachte seine Freunde auf, und am lichten Tage, da der Herzog auf dem Schloß zu Ukermünde lag, fiel er in die Stadt, fand den Rath auf dem Rathhause [72] versammelt und führte sie alle hinweg. Dieß geschah auf Trinitatis im Jahre 1464. Der Herzog gebot ihm zwar, sofort den gefangenen Rath wieder los zu lassen, und drohete ihm, wofern er das nicht thun werde, ihn darum hart zu strafen. Das aber achtete Hase nicht, sondern brandschatzte den Rath auf das höchste und entbot dem Herzoge: das Haus stände bei dem Kathen, womit er meinte, sein Haus sei viel stärker und fester, denn des Herzogs Schloß zu Ukermünde, welches dagegen nur wie ein Kathen zu rechnen wäre. Darauf wurde er auch immer übermüthiger, und gesellte alle Schnapphähne und was nur Böses thun konnte, zu sich, und beraubte die Dörfer umher und erschlug die Kaufleute auf den Straßen.

Da das der Herzog Wartislav vernahm, konnte er den Muthwillen nicht länger erdulden, und er verschrieb die von Stralsund, Greifswald, Anclam, Stettin, Stargard, Demmin und Pasewalk, desgleichen die Seinen vom Adel und zog im Jahre 1465 Dienstags nach Petri und Pauli vor das Schloß Neuentorgelov und belagerte es. Zacharias Hase erwehrte sich zwar hart; aber auf die Länge konnte er doch sein festes Schloß nicht behaupten, und am Sonnabend vor Marien Magdalenen wurde es genommen. Der Herzog hat darin nur vierzehn Mann, drei Knaben und etliche Weiber gefangen; denn Hase selbst mit der übrigen Mannschaft waren durch heimliche Schliche in der Nacht entkommen. Das Schloß ließ der Herzog in den Grund brechen.

Jener Uebermuth des Zacharias Hase war aber nicht die alleinige Ursache, daß sein Schloß zerstört wurde. Denn es war noch ein andrer Groll zwischen ihm und dem Herzoge. Es war nämlich von jeher aus, und absonderlich zu damaliger Zeit eine abscheuliche Gewohnheit im Lande Pommern mit dem Volltrinken, und jemehr Einer das hat pflegen können, desto angenehmer ist er bei den Leuten gewesen. [73] Daher kamen mancherlei Arten und Bußen des Volltrinkens auf, als

ein Kleeblättlein, das sind drei Gläser, ein jegliches in Einem Trunke;

will Einer denn ein Stengelein dazu thun, das ist das vierte Glas;

den Fuchs schleifen, das ist: wenn man eine große Kanne nimmt, und umher trinket, so muß der Letzte, wenn auch die Vorigen wenig daraus getrunken, das andere gar austrinken, und dann einen frischen Trunk wieder erheben; alsdann bekommt sein Nachbar wieder das letzte, und so geht es die ganze Reihe durch;

die Parlenke trinken, das ist: Einem eine große Schale zutrinken, und wann sie beinahe aus ist, das Uebrige dem Andern in die Augen gießen und ihm die Schale an den Kopf werfen, worüber sich keiner erzürnen darf;

Einen zu Wasser reiten, das ist: man setzt von fern eine Schale mit Trinken, so muß derjenige, der trinken soll, auf Hände und Kniee sich niederlegen, und der, welcher ihm zugetrunken hat, setzt sich ihm auf den Rücken, den muß er tragen, und hinkriechen bis zu der Schale; diese muß er so niedergekniet austrinken, und der Andere bleibt auf ihm sitzen, wie auf einem Pferde, das zu Wasser reitet.

Item zu trinken Kurle Murlepuff, eine blanke Hose, ein Schlänglein, und der Unart soviel, daß es eine Schande ist.

Aus einer solchen großen Schale hatte nun einmal Zacharias Hase dem Herzog Wartislav, als dieser jung war und aus Vorwitz der Jugend sich mit ihm in eine Zeche gemengt hatte, zugetrunken, daß er zu Wasser reiten mußte; und als sie an die Schale kamen, da speiete Hase in die Schale hinein, aus welcher der Herzog trinken mußte. Das hat ihm dieser Zeit seines Lebens nicht vergeben können, [74] und darum war er gern dabei, ihm sein Schloß zu zerstören.

Th. Kantzow, Pomerania, II. S. 125-129.