Zum Inhalt springen

Zedler:Schlaflosigkeit in der Pest

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Schlaflosigkeit der Kinder

Nächster>>>

Schlaflos

Band: 34 (1742), Spalte: 1719–1721. (Scan)

[[{{{10}}}|{{{10}}} in Wikisource]]
[[w:{{{11}}}|{{{11}}} in der Wikipedia]]
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|34|Schlaflosigkeit in der Pest|1719|1721}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Schlaflosigkeit in der Pest|Schlaflosigkeit in der Pest|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1742)}}


Schlaflosigkeit in der Pest. Wenn es sich begiebet, daß der Pestpatiente übermäßig wachet und keinen Schlaf hat, und die Hitze das Gehirn allzusehr eingenommen hat, oder wenn die Schmertzen allzugroß, oder die Feuchtigkeiten allzusehr von der Hitze vertrocknet sind, welches gemeiniglich beysammen zu seyn pfleget, dahero auch die meisten Medicamente, so die Schmertzen stillen, auch den Schlaf zuwege bringen; So muß man diejenigen Artzneymittel, die den Schmertz stillen und die Hitze mindern, gebrauchen, hernach aber folgenden Uberschlag bereiten, als:

Rec. Olei Rosarum ℥ij.
Aceti vini ℥ß.
Album. ovor. No. ij.

Mischet es wohl unter einander, und leget es mit einem zweyfachen Tuche über die Stirne und beyde Schläfe. Oder: Nehmet 5 Mohnhäupter, stosset sie zu Pulver und vermischet sie mit frischen Eyerweiß und ein wenig Rosenwasser, daß es wie ein Pflaster werde. Streichet es auf ein Tuch, und leget es obbemeldter massen über. Rosenkuchen mit Roseneßig und Hollunderblütwasser besprengt, und über das Haupt gelegt, thut auch gantz gut. So das Wachen lange währet, und die Hitze sehr groß ist: so gebrauchet folgenden Uberschlag: [1720]

Rec. Aquae Rosar. ℥ij.
Olei Rosar.
Violarum ana ℥ß.

Temperiret alles mit dem weissen von einem Ey, und zerreibet darein vier Gran trocknes Opium. Zarten Leuten und Kindern aber muß man kein Opium geben, weil es ihnen ihr Lebtage am Gedächtniß schadet. Den Kindern schmieret man die Schläfe mit Rosen- und Violöle, oder mit der Pappelsalbe. Den Alten und Erwachsenen aber salbet man die Schläfe, Nasenlöcher und Fußsohlen mit folgender Salbe:

Rec. Unguent. Alabastr.
Popul. ana Ʒiij.
Opii gr. iij.

Mischet es unter einander. Darneben ist auch ein Fußbad gut von Reblaub, Weidenlaub, Lattichkraut, und Mohnsamenhäuptern, des Abends die Schenckel darinn gebadet, und mit den Kräutern von den Knien unten hinabgestrichen und gerieben. Ehe aber der Krancke einschläft: so gebet ihm Lattichwasser vier Untzen mit anderthalber Untze Mohnsamensyrup vermischet zu trincken, das bringt den Schlaf bald. Man kan dem Krancken auch eine Mandelmilch zu trincken geben, die von sechs Theilen Mandeln und einem Theile weissen Mohnsamen gemachet ist. Oder machet folgendes Fußbad: Nehmet Weiden- und Lattichblätter, Seeblumen, Hasenpappeln, Violkraut, von jedem zwey Hände voll, die Gipffel von der Dill eine Hand voll, und zwantzig Mohnsamenhäupter. Siedet solches mit Regenwasser und Biere. Folgendes Sälbgen ist auch nützlich zu den Schläfen, Pulsen und Nasenlöchern: Nehmet Popoliensalbe, zwey Quentgen, Violöl, Seeblumenöl, von jedem ein Quentgen, ausgepreßtes Muscatnußöl funfzehn Gran. Mischet es zu einer Salbe. Wer starcke Mittel bedarf, dem kan man vom Safranextracte, Speciebus Diambrae, das ist, vom Laudano opiato, oder thebischen Opio, drey, vier, fünf bis sechs Gran darzu thun. Wem ein Büschlein beliebet, der lasse folgenden zubereiten: Nehmet Seeblumen, Violblumen, von jedem zwey Quentgen, Alraunrinde drey Quentgen, Opium sechs Gran, und vier Gran Safran; Bindet alles zusammen in rothen Zendel, und lasset den Patienten oft entweder so trocken, oder in Rosen- oder Lattichwasser etc. daran riechen. Oder auch, stosset drey Mohnsamenhäupter, güsset eine halbe Untze Dillwasser darauf, und noch so viel Rosenwasser, als vonnöthen, machet einen Brey daraus, und leget ihn auf die Stirne. Man kan auch innerlich eine Mandelmilch gebrauchen, und solche aus den vier kühlenden Samen, samt dem weissen Mohnsamen mit Gerstenwasser, Borragenwasser und Violenwasser gestossen, verfertigen, und den Patienten davon trincken lassen. Oder auch folgende Lattwerge:

Rec. Conservae Violarum
Nymphaeae albae
Rosarum. ana ℥ß.
Consect. Lactucae ℥ß.
Semin. quatuor frigid. major. pulver. Ʒj.
Syrup. Papaver. albi qu. s. [1721]

Mischet alles, daß es eine Lattwerge werde. Oder gebet dem Krancken folgendes Tränckgen zu trincken:

Rec. Aquae Lactucae,
Violarum, ana Ʒiß.
Syrupi Papav. albi Ʒß.
Violarum Ʒj.

Mischet es untereinander zu einem Tränckgen.