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Zedler:Schlaflosigkeit der Kinder

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Schlaflosigkeit, ein Zufall

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Schlaflosigkeit in der Pest

Band: 34 (1742), Spalte: 1717–1719. (Scan)

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Schlaflosigkeit der Kinder. Wenn die kleinen Kinder keinen rechten Schlaf haben, sondern in der Nacht viel schreyen: so ist es eine unfehlbare Anzeige, daß eine Kranckheit entweder schon gegenwärtig, oder nahe vor der Thür sey. Denn solches allzuviele Wachen entkräfftet dieselben, und verhindert, daß ihre eingesogene Milch und andere Speisen nicht verdauet werden können. So werden davon auch die ordentlichen Lebensgeister verhindert und geschwächet, die Kinder nehmen auch am Leibe ab und werden mager. Indessen schlagen mehr Zufälle dazu. Denn weil die Kinder ohnedem schwache Kräffte haben, und auch noch einen schwachen Magen: so ist leicht zu schliessen, daß ihnen der Schlafmangel schädlich sey. Derowegen soll man sich bemühen, daß sie etwas mehr, als die Erwachsenen, schlafen können.

Es hat aber unterschiedene Ursachen, welche den Kindern den Schlaf benehmen, und solche unruhig machen, als: wenn die Windeln in feuchtem Wetter und Luft aufgehänget weden, oder wenn man die Kinder zur Unzeit aus der Ruhe stöhret. Gemeiniglich entstehet solcher Schlafmangel auch von einer unruhigen und vielen Bewegung der Lebensgeister in den Nerven, worzu die allzuweiten Gänge (Pori) im Gehirne helffen, aus Mangel der Nahrung, und wenn die Säure zu scharf ist, und die Fasern des Gehirns, nebst dessen Häutgen geprickelt werden, davon dergleichen Bewegung herrühret. Es wird den Kindern auch ihr Schlaf verhindert von der genossenen sauren Milch, und davon entstehenden Schleime, Uberfüllung des Magens, wovon ein schlechtes Geblüte erzeuget wird, davon denn allerhand schlimme Zufälle erwachsen: als Bauchwehe, Ansprung, Husten, Pocken, Röteln und Masern, Verstopffungen, hartes und schweres Zahnen, Fieber, Hitze, Durchfälle, Schäden, Schwämme, Würmer, Mitesser, Schlucken und andere Zufälle mehr.

In der Cur hat man auf die Ursache zu sehen, ob eine Uberladung daran Schuld sey; allda könnte man den Kindern bey dem Abendessen ein wenig abbrechen, ihnen auch beyzeiten geben, daß sie nicht mit so vollem Bauche niedergelegt werden. So bringt es auch den Kindern wenig Nutzen, wenn man sie stets auf dem Rücken liegen lässet, wovon die Eingeweyde die Nieren drücken, die Zubereitung des Harns verhindern, und verursachen, daß sich das Zwergfell nicht recht ausbreiten kan, wovon bey ihnen der kurtze Athem vermehret wird. Derohalben ist es besser gethan, wenn man die Kinder [1718]gewöhnet auf einer Seite zu liegen, auf welcher man vermercket, daß sie am besten ruhen können. Alle schlafmachende Mittel müssen bey den Kindern vermieden werden.

Wenn sich ein saurer Schleim und zähes Wesen versammlet hat, kan man etwas zubereitete Krebsaugen mit ein wenig Anissamen, täglich zwey mahl, nach Beschaffenheit des Alters gebrauchen, am dritten Tage aber solches mit einem gelinden Laxiren abführen, und also eine Zeitlang fortfahren, bis sich der Schlaf vermehret. Wie man aber der Säugerin, welche dem Kinde solche saure Milch giebet, soll zu statten kommen, wird an einem andern Orte gemeldet.

Viele sind der Meynung, daß man den Kindern Mithridat geben, und ihnen damit einen Schlaf machen solle; aber ob solcher gleich einen Schlaf zuwege bringet: so ist es doch nicht wohl gethan, dieweil er die Kinder nur dähmisch im Haupte machet, auch wohl gar Erstarrungen erwecket. Besser ist es, wenn man ihnen folgendes Pulver giebet:

Rec. Eboris praep.
Apri dentis praep. ana ℈i.
Cinnabar. nativ. ℈ß.

Mischet solches unter einander und gebet dem Kinde, nach Beschaffenheit des Alters, des Morgens und Abends einer Erbse groß, bis zu einer Messerspitze voll, davon ein. Aeusserlich aber kan man ihnen die Schläfe mit Muscatendie salben.

Wenn sich sonst wegen anwandelnder Kranckheiten der Mangel am Schlafe ereignet, als wenn sie hitzige Fieber, Masern, Pocken, bekommen sollen: so kan man des Abends etliche Löffel Milch geben, die man aus Mandeln, Mohnsaamen, Melonen- und Kürbiskernen, mit Fenchelwasser und Cirtrönenzucker bereiten kan. Wenn man keine Hitze, keinen Anfang der Masern, Blattern, Röteln, Brust- und Hauptflüsse verspühret; sondern daß die Kinder sonst aus der Ruhe gekommen sind: so dienet ein heisses Bad von Weiden- und Weinlaub, wilde Mohnblätter, Mohnköpffe, Hasenpappeln, Chamillenblumen in Wasser gekochet.

Auch geschiehet wohl, daß die Kinder sich zu gewissen Stunden gantz furchtsam umsehen, und nicht zur Wiege wollen, allda dienet, daß man des Kindes Bette mit Myrrhen, Weyrauch, Teufelsdrecke, St. Johanniskraute, Bisamkraute und dergleichen beräuchert, bis es bey dem Kinde besser geworden. Denn wie oft begiebt es sich, daß sich böse Leute zu des Kindes Wiege nahen, die durch teufelische Künste dem Kinde den Schlaf benehmen können, wodurch sie denn so unruhig werden, daß niemand die Ursache erfinden kan, womit man nebst der Anruffung Gottes bemeldte Räucherung gebrauchen kan. Solte aber damit dem Kinde noch nicht geholffen werden, und dasselbe eine Furcht spüren lassen, wenn man sich mit ihnen zur Wiege nahet: so ist das nöthigste Mittel, dem Kinde eine andere Wiege und andere Betten zuzubereiten. Sonst kan man auch oben angeführte Kräuter in Wasser sieden, und mit solchem Wasser die Kinder baden: so findet sich der ruhige Schlaf bald wieder ein. Von einigen wird solches das Beschreyen oder Beruffen der Kinder genennet.

Wenn aber Würme, oder Zahnen an solchem [1719]Schlafmangel Ursache sind: so muß man solchem abzuhelffen suchen. Sonst hält Michaelis, auch Timäus von Güldenklee viel auf Rinder- und Hirschmarck, daß man den Kindern die Fußsohlen damit salbe. Waldschmidt räth an deren Stelle das Hechtfett an; Bey grossen Kindern thut folgendes Sälbgen gut:

Rec. Unguent. Popul.
Alabastr.
Olei nucis mosch. ana zß.
Extr. Croci gr. ii.
Philon. roman. ℈i. oder
Extr. Opii gr. ij. in Wasser aufgelöst.

Mischet alles zu einem Sälbgen, und beschmieret die Schläfe damit. Man nimmt auch Hohlwurtz, stösset sie klein, und beräuchert die Kinder etliche mahl damit: so kommen sie auch wieder zur Ruhe. Es ist auch nützlich, wenn man ein wenig ausgepreßt Muscatennußöl mit ein Paar Tropfen Wermuthöl vermischet und den Kindern die Schläfe damit bestreichet. Oder man machet von Pfersichkernen, Dill- und Magensamen mit ein wenig Rosenwasser eine Milch, netzet etwas lauligt gemachte Tüchelgen darein, und schlägt sie dem Kinder also warm über die Stirne. Andere legen Helfenbein in das Geträncke, oder geben dem Kinde 6 Gran von Michaels rothen Pulver in schwartzen Kirschwasser ein, oder in Meyenblumen- oder Lindenblütwasser, oder auch in der Muttermilch. Oder man salbet dem Kinde die Schläfe mit Hirschmarck, oder man siedet einen Löffel voll weisses Mohnöl in der Milch, damit man ihnen den Brey kochet. Oder man mischet auch einer Erbse groß Muscatennußöl unter einer Nußschale voll blau Violenöl, und bestreichet dem Kinde die Schläfe damit. Oder man giebt dem Kinde einer Erbse groß florentinische Veilgenwurtz mit Muttermilch, und hält es an einem stillen Orte auf.