Zedler:Armenier

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Armenier-Stein

Band: 2 (1732), Spalte: 1535–1537. (Scan)

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Armenier oder Armenianer, also werden die benahmet, welche sich zu der Religion, die in Armenien gebräuchlich ist, bekennen. Denn obgleich unterschiedene unter denen Armeniern es heute zu Tage mit der Catholischen Kirche halten, so sind dennoch viele, welche bey der Religion ihrer Vorfahren bleiben. Der Grund zur Christlichen Religion ist in diesen Landen von denen Aposteln gelegt. Judas Thaddaeus und Bartholomaeus sollen zuerst daselbst geprediget haben, und der letzt von dem Könige Sanatrug seyn hingerichtet worden. Von solcher Zeit an nahm das Christentum immer mehr und mehr zu, so, daß sich auch im 4. Sec., die Armenische Kirche unter dem Bischoffe Greogorio in sonderbaren Flor befand, und nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Personen und Jungfrauen ihr Leben vor die Christliche Lehre willig aufopfferten.

Am Ende dieses Seculi stunden die Armenier von denen Arianern eine grosse Verfolgung aus. Als aber die Streitgkeiten zwischen denen Nestorianern und Eutychianern in der Kirche angegangen, geschah es, daß die Armenier von einem ihrer Lands-Leute, Nahmens Echanio, der auch sonsten Mandacumes genennet wird, dahin verleitet [1536] wurden, daß sie des Eutychis, Dioscori und derer Monophysiten Irrthümer annahmen, welche sie nach der Zeit beständig beybehalten, wie Euthymius Zigabentus in seiner Panoplia p. II. tit. 20. bezeuget. Sie werden zwar von denen Griechischen Scribenten noch vieler andern Irrthümer mehr beschuldiget, es haben aber andere gemercket, daß selbigen dießfals nicht schlechterdings zu trauen sey.

Es stunden sonst die Armenianer anfangs unter dem Patriarchen zu Constantinopel, sie enzogen sich aber demselben nachgehends, und sonderten sich von der Griechischen Kirche ab. Von solcher Zeit an habe sie nunmehro 2 Patriarchen, den einen im grösseren, und den andern im kleinern Armenien. Jener hatte vormahls seinen Sitz zu Sebaste, hält sich aber jetzt in dem Closter Ecsmeazin, nahe bey der Stadt Erivan auf, und soll bey 1500000. Familien unter sich haben: Dieser, so sonst zu Melicene gesessen, hält sich nun zu Sis auf, nächst bey Tarsen in Cilicien gelegen, und werden seine Untergebene auf 20000 Familien geschätzet.

Die Armenier halten davor, daß der heilige Geist vom Vater allein ausgehe, vermischen den Wein im Kelche nicht mit Wasser, und geben die Communion auch denen kleinen Kindern: Sie läugnen das Fegfeuer, und daß die Sacramenta Krafft hätten, durch sich selbst die Gnade mitzutheilen, bitten aber doch vor die Todten, in der Meinung, daß sie vor der allgemeinen Auferstehung der Göttlichen Freude nicht theilhaftig sind, sondern daß ihre Seelen an einem gewissen Orte aufbehalten werden, wo zwar die Gerechten einige Freude über die Hoffnung der künftigen Seligkeit, die Bösen aber im Gesichte diejenige Schmertzen empfinden, so sie verdient haben, wiewohl sie sich daneben einbilden, daß Christus bey seiner Höllenfahrt die Hölle gantz zerstöhrt habe, dieselbe also nicht mehr sey, und die Verdammniß in nichts anders als in der Absonderung von GOtt bestehe.

Sie feyren das Fest der Geburth und Erscheinung Christi auf einen Tag, und sagen, daß Christus im 30. Jahr seines Alters, und zwar an seinem Geburths-Tage, den sie ebenfalls auf den 6. Jan. setzen, getaufft worden. Sie läugnen des Pabsts Hoheit, haben vor ihren Lehrern eine grössere Ehrerbietung als vor ihren Bischöffen, denn jene dürffen sitzend predigen, und ein ansehnlich Creutz, wie die Patriarchen tragen, diese aber müssen stehend predigen, und ein kleiners Creutz tragen, weil die Lehrer, wie sie sagen, Christi Würdigkeit vorstellen, und weil sich selbiger auch Rabbi nennen lassen.

Es soll an. 1136. der Armenianische Patriach, Maximus dem Concilio, welches Allenius, der Legat Innocentii II. zu Jerusalem gehalten, mit beygewohnet, und 9. Jahr hernach mit Bewilligung aller seiner Bischöffe Deputirte nach Rom geschickt haben; Eugenio III. seine Kirche zu unterwerffen, welches aber einige in Zweifel ziehen, und vor eben so ungewiß halten, als daß an. 1247. zu Innocentii V. Zeiten die Unterwerffung aufs neue geschehen sey. an. 1320. entstund bey denen Armeniern über diesen Punct einige Zwistigkeit, da ein Dominicaner-Münch, P. Bartholomaeus genannt, in Armenien ihrer viel zur Catholischen Kirche bekehrte, zu welcher Zeit auch der Dominicaner-Orden unter ihnen aufgekommen seyn soll. Weil sich aber die andern wiedersetzten, wurden diese Fratres uniti oder die vereinigten Brüder geheissen, deren Zahl jedoch, als die Perser [1537] dieses Land unter ihre Bothmäßigkeit gebracht, sich ziemlich soll verringert haben.

an. 1439. suchte der Pabst Eugenius auf dem Concilio zu Florentz mit grossem Eifer die Armenier zur Lateinischen Kirche zuziehen, und wurde zu dem Ende auf beyden Seiten eine gewisse Formul eingegangen; allein es hatte solches, nach dem Zeugniß Thomae a Jesu VII. 1. eben so wenig Bestand, als die Vereinigung mit denen Griechen. Doch haben sich seit der Zeit noch immer einige gefunden, die es mit der Catholischen Kirche gehalten, welches insonderheit an. 1666 die Armenianer in Pohlen gethan, die ihren eigenen Patriachen haben.

Clemens Galanus redet zwar in Hist. Armen. Eccl. et Polit. noch von einigen andern sehr alten Vereinigungen, es ist aber solches von Richard Simon Religions du Levant nach einer genauen Untersuchung verworffen worden. An. 1708. unterwarffen sich viele Armenier dem Römischen Stuhle, weßwegen sie von denen Türcken hart verfolget, und ihrer nicht wenige getödtet worden.

Maimbourg. du Schisme des Grecs. Mich. Feure theatre de la Turquie. Brerewod. Scrutin. Relig. c. 15. Kempius de statu Arm. Eccl. & Polit. Ricaut. de l'Eglis. Grec. et Arm. Tavernier et Tevenot Reise. Heineccii Abbildung der Griechisch. Christ. I. 2. § 23. seqq. de Ludewig in Juliano M. c. 8. c. 137. und in Miscellor. Tom. I. ap. I. de jure reges adpellandi c. 6.