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Zedler:Arnstadt

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Arnspurg, Arnsburg

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Arnstädt, ein adeliches Geschlecht in Meissen

Band: 2 (1732), Spalte: 1598–1599. (Scan)

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Arnstadt, vor diesen Arnestadt, lat. Aethopolis, eine Stadt in Thüringen, in der Grafschafft Schwartzburg, an dem Fluß Gera und 2. Meilen von Erfurt abgelegen, liegt unterm 28. Gr. 19. Min. Long. und 51. Gr. 2. Min. Lat. Ihren Namen hat sie von dem alten Fränckischen Wort Arn, welches einen Adler bedeutet, und zwar deßwegen, weil vor Alters sich einige Adler allda sollen aufgehalten haben, dahero sie auch in ihren Wapen einen schwartzen Adler in einen güldenen Felde führet. Sie ist sehr alt, und obgleich das Vorgeben Abraham Sauers ungewiß, daß sie von Meroueo oder Merwig, derer Francken und Thüringer Könige, der von an. 448. bis 458. regieret, sey erbauet worden, so ist doch gewiß, daß sie zu Anfang des 10. Seculi gestanden, und damahls Hertzog Heinrichen zu Sachsen gehöret habe, massen gedachter Hertzog an. 938. einen Krieg wieder seinen Bruder Kayser Ottonem den Grossen erreget, welcher aber dem Hertzog geschlagen, da sich denn Arnstadt nebst vielen andern Schlössern dem Kayser ergaben, der auch an. 954. einen Reichs-Tag allda gehalten. An. 1330. ist sie mit Mauern umgeben worden. Hernach ist sie von denen Fränckischen Königen an die Hertzoge zu Sachsen gekommen, von welchen Otto I. selbige der Abtey Hirschfeld geschenckt, da dann neben denen Aebten die Grafen von Käfernburg, hernach die Grafen von Orlamunde und Wegmar, und folglich die Grafen von Schwartzburg als Schutz-Herrn der Hirschfeldischen Abtey die Mit-Regierung gehabt, bis endlich die Schwartzburgischen Grafen durch Erkauffung des Hirschfeldischen Antheils selbige an. 1332. an sich gebracht. An. 1344. wurd sie zwar von Landgraf Friedrichen I. und denen Erfurtern belagert, solte auch zerstöhret werden, weil aber der Land-Graf nicht darein willigen wolte, zogen sie darvon, denen aber die Belagerten nachsetzten und hielten bey Egstedt wieder jene ein scharffes Treffen. An. 1345. kam Landgraf Friedrich wiedrum anmarchiret, muste aber vergebens abziehen. Hierauf wurde die Stadt an. 1458. erweitert und hat nunmehro 4. Haupt-Thore, über diese aber noch das Schloß- und neue Thor und eine Pforte. In dem an. 1525. entstandenen Bauren-Kriege empörten sich die Arnstädter, und nahmen dem daselbst residirenden Grafen, Günthern XXXIX. und seinem Sohn Heinrich XXXVII. alles Recht und Gewalt in ihrer Stadt, wurden aber von Churfürst Joanne zu Sachsen bald wieder zu paaren getrieben, und deßwegen 9. derer vornehmsten Aufwiegler öffentlich enthauptet, die andern aber mit Erlegung einer grossen Summe Geldes gestraffet. Nach diesen gieng das helle Licht des Evangelii in Arnstadt auf, da denn sonderlich an. 1533. Heinricus XXXVI. Graf zu Schwartzburg die völlige Reformation anfieng, und is kurtzen vollendete. [1599] An. 1539. ward von derer protestirenden Stände Gesandten wie überhaupt wegen derer Religions-Sachen, als insonderheit zu Behauptung des Franckfurtischen Vertrags ein Convent zu Arnstadt gehalten. An. 1581. den 7. Aug. entstund in diesen Arnstadt eine grosse Feuers-Brunst, welche innerhalb 3. Stunden 378. Häuser 64. Scheuren, die Rath- und Geistlichen Häuser, ingl. das allererste Gottes-Hauß S. Bonifacii in die Asche legte. An. 1631 den 26. Sept. ist König Gustavus Adolphus in Schweden von Erfurt nach Arnstadt gekommen, woselbst er etliche Tage verblieben. Des folgenden Jahres hat er wieder mit 21000. Mann etliche Tage alda gelegen, und sodann nach Lützen marchiret, alwo er als Uberwinder sein Leben eingebüsset. Diese und dergleichen viele Durch-Marche hat diese Stadt erdulden müssen. An. 1670. den 3. Apr. war abermahls alda ein grosser Brand, welcher innerhalb 2. Stunden 163. Wohnhäuser, darunter das Gräfliche Amt-Hauß, ohne Scheuren und Ställe verzehret. Und wiederum an. 1693. den 12. Apr. wurden auch 30. Häuser in die Asche geleget. Auch hat in Arnstadt verschiedene mahl, als an. 1578. 1582. 1597. 1598. 1611. und 1625. die Pest und andere ansteckende Kranckheiten gewütet, da denn eine unsegliche Menge Menschen hingeraffet worden. Allhier ist auch ein schönes Schloß, welches an. 1553. von Graf Güntern den Streitbaren angefangen worden zu bauen, der es auch in kurtzen vollführet, indem er an. 1560. selbst Beylager in selbigen gehalten; In diesem Schlosse sind viele Curiositäten zu sehen, sonderlich aber das Müntz-Cabinet, und die Schloß-Bibliothec; In der Stadt sind unter andern prächtigen Gebäuden verschiedene schöne Kirchen, als: Die Barfüsser- oder Ober-Kirche, in welcher die Stadt-Bibliothec. und die an. 1246. die Barfüsser so sich damahls aus Gotha nach Arnstadt begeben, erbauet haben; Die Frauen-Kirche, die neue Kirche, so aus den Ruinen der fast 100. Jahr wüste gelegenen Bonifacii-Kirche erbauet worden, der Anfang darzu ist an. 1676. gemachet, und an. 1683. eingeweihet. Ausser diesen ist auch an. 1700. eine neue Schloß-Capelle eingeweihet worden. Vor dem Schlosse stehet eine grosse Linde auf welcher 3. Lust-Häuser gemachet sind, in welchen sich der Hoff zur Sommers-Zeit zu erlustigen pfleget. Ingleichen ist der von ungemeiner Grösse und sonderbaren Zieraden ausgerüstete Schloß-Garten sehens-würdig. Ferner ist vor den Riet-Thor eine Mühle mir 16. Gängen, welche an. 1572. von Graf Güntern den Streitbaren erbauet worden. Allhier werden auch aus weissen Thon allerley Geschirre verfertiget und mit blauer Farbe schön gemahlet.

Spangenb. Sächs. und Querfurt. Chron. Fabricii Orig. Sax. Albini Meißn. Chron. Peccenstein Theatr. Sax. Rivandri, Bangens, Becherers, und Binhards Thüring. Chron. Olearii Thüring. Histor. Tom. I. p. 1. biß 11. ingl. p. 30. seq. Leibniz Script. Bruns. vic. Tom. I. 284.