Zedler:Aventinus, (Joannes)
Aventinus, (Joannes) ein berühmter Historicus, war ein Sohn Johann Thurmairs von Abensperg in Bayern gebürtig, und ließ sich deswegen Aventinum heissen, weil er glaubte, daß diese Stadt von denen Alten sey Aventinium genennet worden. Nachdem er anfangs zu Ingolstadt, und hernach zu Paris unter Jacobo Fabro Stapulensi und Jodoco Clichtovaeo studiret, kam er an. 1503 wieder zurück, und hielt sich eine Zeitlang in Wien auf, woselbst er die Oratorie und Poësie zu lehren anfieng, nach 2 Jahren aber begab er sich von dar nach Cracau in Pohlen, und tractirte die Griechische Grammatic öffentlich, doch kehrte er bald wieder nach Deutschland, und gieng nach einem kurtzen Aufenthalt zu Regensp. an. 1509 nach Ingolstadt, wo er einige Bücher des Ciceronis erklärte. A. 1512 wurde er nach München beruffen, und denen beyden Printzen, Ludovico und Ernesto, welche Alberti Söhne waren, zum Informatore bestellet, da er dann auch mit Ernesto nachgehends eine Reise gethan. Hierauf fieng er an, die Annales Bojorum zu schreiben, und untersuchte zu dem Ende die Archiven in Deutschland, so viel er konte. Durch solches Werck hat er sich zwar einen unsterblichen Namen gemacht, anbey aber, vielleicht wegen seiner darinnen observirten Aufrichtigkeit, von einigen so grossen Haß zugezogen, daß er sich beschuldigen lassen müssen, als ob er aus denen Archiven Diplomata und andere wichtige Scripturen entwendet hätte. Nicolaus Cisnerus, ein berühmter Rechts-Gelehrter und Chur-Pfältzischer Rath, hat sich viele Mühe gegeben, daß diese Annales unverfälscht ans Licht treten möchten, wie solches die Baseler Edition in fol. von an. 1615 bezeuget, da hingegen die vorhergehenden lange nicht so vollständig sind. An. 1529 wurde er mit Gewalt aus seiner Schwester Hause zu Abensperg genommen, und in ein Gefängniß geführet, ohne daß man die Ursache erfahren können. Weil sich aber der Hertzog von Bayern seiner annahm, wurde er wieder auf freyen Fuß gestellet, doch ist er nach der Zeit stets melancholisch gewesen, und hat sich daher noch im 64 Jahre seines Alters verheyrathet. Nach der Hochzeit wandte er sich nach Regenspurg, wurde aber an. 1533 nach Ingolstadt beruffen, um die Kinder eines Bayrischen Raths zu unterrichten. Als er nun wieder nach Regenspurg reisete, seine Ehe-Frau abzuholen, starb er daselbst den 9 Jan. an. 1534, in seinem 68 Jahre. Kurtz vorher war er mit der Deutschen Uebersetzung seiner Annalium fertig worden, so nach seinem Tode herausgekommen, und darinnen unterschiedenes vollkommener als in dem Lateinischen Exemplar anzutreffen seyn soll. Ausser denen gedachten Annalibus hat er auch noch Chronicon sive Annales Schierenses: Historiam Vtinensium, oder von Oettingen, einer Stadt in Schwaben: Numerandi per digitos numerosque (quin etiam loquendi) veterum consuetudinis abacum: Antiquitates Germaniae: Historiam Ecclesiasticam a condito mundo usque ad ipsius tempora, und viele andere Schrifften mehr verfertiget, davon jedoch die meisten annoch im MS. liegen; von denen jetzt angeführten aber sind die 3 ersten gedruckt. Ziegler. & G. H. A. in vita Aventini Annalibus Boj. praemissa. Pantaleon Prosopogr. p. 2. Gesner. Vossius de Hist. Lat. III, 10. Schelhorn. Amoenitat. litter. T. V. VI. & VII. Struv. Act. litter. fasc. 8.