Zedler:Camelopardel

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Camelopardus

Band: 5 (1733), Spalte: 373–374. (Scan)

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Camelopardel, lateinisch Camelopardalis, Camelopardus, Ouis fera, Giraffa, Anabula, Nabis, Saffarat, Nabula Aethiop. Frantzösisch Giraffe oder Panthere, oder Cameleopard. Ein Thier, so man in Africa bey denen Trogloditen, in Aethiopien und Abyßinien findet, es ist zwar nicht so starck, doch aber weit höher als ein Elephant, und so groß, daß ein grosser Mann kaum an seine Knie reichet, und soll ein Reuter zu Pferd an seinen Bauch stossen, wie Jacobus Ludolfi in seiner Hist. Aethiopica I. 10. berichtet. Bellonius, so es selbsten gesehen, meldet, daß, wenn es das Haupt empor hebe, sechtzehen Schuhe hoch über die Erde reiche: Dahero es auch im vorübergehen denen Leuten aus dem Fenster allerhand Früchte und Speise abgenommen, welches die Elephanten mit ihrem ausgestreckten Rüssel auch thun können. Sonst hat der Camelopardel einen Kopff, wie ein Cameel, einen Halß, wie ein Pferd, Füsse, wie ein Ochse, einen Schwantz, wie eine Ziege, und bunte Flecke, wie ein Leopard, nur daß der Grund röthlicht, und die Flecke weiß sind. Die Zunge ist zwey Schuhe lang und rund, wie ein Aal, dunckel von Farbe, fast Violbraun. Es frisset Kraut und Graß, erhebet seinen Kopff biß an die Aeste derer Bäume, von denen es die zärtesten abfrisset. Der Hintertheil des Leibes ist viel niedriger als der Vordertheil, dessen ungeachtet kan ihm doch kein Pferd im Lauffen gleich kommen. Es setzet nicht im gehen, wie andere Thiere, die Füsse creutzweise fort, sondern beweget zugleich wie die beyden rechten, also auch die beyden lincken Füsse, jedesmahl besonders. Welcher Gang ihm ein recht majestätisches Ansehen zuwege bringet. Unweit von denen Ohren über die Schäffe hat es auf beyden Seiten ein kurtz hervorragendes Gewächse, welches eigentlich kein Horn, dennoch aber einem kleinen Horn ziemlich gleich ist; und mitten auf der Stirne hat es einen Hübel, der fast wie das dritte Horn siehet. Die Römer nenneten dieses Thier ehemahls ouis fera, ein wildes Schaf, es ist aber gantz nichts wildes an demselben zu verspühren, sondern ist vielmehr so zahm, daß es die Kinder aus der Hand füttern können. Seine Hörner und Klauen sind gut wieder die schwere Noth, den Durchlauff zu stillen und dem Gifft zu wiederstehen, wenn sie geraspelt, gepülvert und eingenommen werden. Wolte man diese Hörner und Klauen chymice tractiren, und durch Destillation einen Spiritum volatilem vrinosum, ein Sal volatile und Oleum foeridum herauszubringen, sich bemühen, so würde man an dem Spirit und Sal. volatil. eine Artzeney haben, welche an Kräfften vielleicht den Spirit. Cornu Cerui übertreffen würde. Camelopardalis ist das Thier genennet worden, weil es dem Cameele, auf Lateinisch Camelus, und dem Leopard, Lateinisch, Pardus nicht unähnlich siehet, und nicht, weil es, wie einige glauben, von einem Leopard und Camel gezeuget worden wäre, indem bekannt, daß ein Leopard, gleich denen Mauleseln und dergleichen Bastarten, ihr Geschlechte nicht fortpflantzen.