Zum Inhalt springen

Zedler:Chemnitz oder Kemnitz, Kempnitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Chemnitz oder Kemnitz

Nächster>>>

Chemnitz, in Böhmen

Band: 5 (1733), Spalte: 2079–2080. (Scan)

Chemnitz in Wikisource
Chemnitz in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|5|Chemnitz oder Kemnitz, Kempnitz|2079|2080}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Chemnitz oder Kemnitz, Kempnitz|Chemnitz oder Kemnitz, Kempnitz|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1733)}}


Chemnitz, oder Kemnitz, Kempnitz, lat. Chemnitium, oder Chemnicium, eine Stadt nebst einem Amt und Schlosse, in dem Meißnischen Ertz-Gebürgischen Creyß an voraedachten Fluß gleiches Namens gelegen, und dem Chur-Fürsten von Sachsen zuständig. Der Kayser Lotharius II. soll die Stadt erbauet, oder doch wenigstens erneuert haben um das Jahr 1136.

Den Namen hat sie aus dem Wendischen, und zwar der Wendischen Nation, denen Camanis oder Camannis, welche dieser Gegend gewohnet, und soll so viel als zum Stein, oder ein Steinbruch heissen, weil die schönsten Stein-Brüche[WS 1] noch heut zu Tage um die Stadt seyn, Albinus. Meisn. Land-Chronick IV. p. 50 seq. Peccenstein. Theatr. Saxon. P. III p. 45. Bootuff Chrono-Martisb. I. p. 445. Spangenbergs Sächs. Chron. c. 219. p. 370. Fabricius. Dresseri Städte Buch. p. 180.

Sie ist ehemals mit grossen Privilegiis begabet und eine Reichs-Stadt gewesen, dahers sie auch zum Unterscheid anderer Städte dieses Namens in Böhmen Kayser-Chemnitz genennet worden; hat sich aber A. 1308. nebst Zwickau mit gewissen conditionen unter den Schutz derer Marggrafen von Meissen begeben, zu Zeiten Friderici Admorsi, von dem sie nochmals jure belli aus des Reichs immunitaet entnommen, so wol durch Wilhelm den einäugichten um das Jahr 1400. anderweit behauptet und also diesen Landen incorporiret worden.

Kayser Lotharius hat hier ein Benedictiner-Closter angeleget, welches Churfürst Mauritius in ein Schloß verwandelt und das Amt angeordnet. Die Aebte dieses Closters sind sehr berühmt, und Archidiaconi der Römischen Kirche gewesen in welcher Qualitaet sie auch Macht gehabt Bischöfflichen Habit anzulegen und als Praelaten denen wichtigsten Consiliis und Landes-Versammlungen beyzuwohnen; so sollen sie auch gar die Gewalt gehabt haben, Missethäter abzuthun.

[2080] Kaysers Lotharii Sohn Dagobertus soll nach des Monachi Pirnensis Bericht zu Beschützung dieses Closters eine Burg-Wand angeleget, und gewisse Kayserl. Burg-Voigte darüber gesetztet haben. Man siehet aber von dergleichen Ruderibus nichts mehr, es müste denn an demjenigen Orte seyn, wo das ietzige Schloß stehet.

In dem Teutschen Kriege hat dieser Ort viel Anstösse gehabt, ist auch zu 6. malen belagert und eingenommen worden. Sonderlich kostete es A. 1644. dem Churfürsten von Sachsen viel Mühe, sich dessen zu bemächtigen, indem er durch eine 10. wöchentliche Blocquade und 4. wöchentliche Belagerung den darinnen gelegenen Schwedischen Obristen Muhl zur Ubergabe zwingen muste. Der Schwedische Feld-Marschall Banner erhielte auch den 4. April A. 1639. nicht weit von Chemnitz, bey Hohenstein, eine ansehnliche Victorie wider die Kayserlichen und Chur-Sächsischen, die der General Marazin commandirte. So hat sie auch unterschiedene mahl Brand-Schaden gelitten, wie denn vornemlich An. 1389. 1395. und 1617. das Rathauß mit vielen Documenten im Rauch aufgangen.

Außer dem Benedictiner-Closter, welches itzo das Schloß ist, ist auch ein Closter in der Stadt von A. 1480. bis 1485. da es fertig worden, gebauet worden, worauf eodem anno, Montags post Nativic. Mariae sechzehen Mann graue Mönche Barfüsser-Ordens, in Procession zur Pforte herein sind eingeführt worden, so bis A. 1539. & 40. gedauret. A. 1545 ward auf Mauritii Befehl dem Hauptmann Pfefferkorn ein Theil dieser Closter-Gebäude eingeräumet.

Die Stadt ist eine derer besten und reichesten im Lande, hat schöne gemeine Güter und besondere Nahrung von dem Cannefaß-Handel.

Unter der hiesigen Superintendur stehen 48. Pfarren. Albini Meißn. Land-Chron. pag. 50. Zeileri Topogr. Saxon. Sup. Knauth Prodr. Misn. Theat. Europ. T. IV. p. 99. Bucelin. German. Sacr. P. II. p. 50. Müller Progr. 1726.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stein-Büche