Zedler:Hartzwald oder Hartz, Harz, Härtz, Haartz, ehe Mahls Hart, Harth, Harthe, Harto

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Band: 12 (1735), Spalte: 664–665. (Scan)

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Hartzwald oder Hartz, Harz, Härtz, Haartz, ehe Mahls Hart, Harth, Harthe, Harto, Lat. Harticus Mons, Hardzici Montes, Hartonus, Harzica Silua, Hartus, Harto, Hartzinia Silua, ist ein gosses mit Holtz bewachsenes Gebürge zwischen Thüringen und Nieder-Sachsen, dessen größter Theil dem Hertzoge zu Braunschweig-Wolffenbüttel, und insonderheit zu dem Fürstenthume Blanckenburg gehört. Es ist ein Stück von dem bey denen Alten bekannten Silua Hercynia, darbey auch von dem Teutschen Hartz herzustammen scheinet. Er ist zwar wegen derer ungeheuren Gebürge etwas fürchterlich anzusehen, aber doch seinen Besitzern, wegen der Holtzung und Wild-Bahn, sonderlich aber wegen derer sehr ergiebigen Berg-Wercke sehr nützlich. Wie denn Cellerfeld, Wildemann, Grund und Lautenthal Berg-Städte sind, die in Communion derer sämtlichen Hertzoge geblieben, Clausthal, Andreasberg und Altenau aber an Hannover gekommen. Die Einwohner der Hartzes stammen von Meißnern und Francken her, dahero sie eine andere Aus-Sprache als die andern Braunschweiger haben. Daß die Francken von Conrado II. seyn dahin geruffen worden, damit Goßlar Volckreicher würde, daher die Nahmen Franckenberg, Franckenscharn, bezeuget Schreiber in historischen Berichte von Aufkunft und Anfange derer Hartzischen Berg-Wercke p. 27. Knorn de metallifodinis Harcicis, Helmst. ann. 1680. 4. Harenberg Hist. Eccl. Gandersh. Diplommatica Diss. X. de Possess. Feud. Gandersh. p. 1433. An. 1004. wurden die meisten Berg-Leute durch Hunger und anno 1006. durch die Pest aufgetrieben. Unter Henrich den IV. wurde der Hartz sehr durch Krieg heimgesucht. [665] Im 12. Seculo hat der Berg-Meister zu Cellerfeld und Wildmann aus Rache gegen seinen Herrn, von welchem er etwa zum Zorne gereitzet worden, die Berg-Instrumente zernichtet, und ist davon gegangen, woraus denen Berg-Wercken grosser Schaden geschehen. Heute zu Tage sind sie in gutem Zustande. Harenberg l. c. p. 1433. Aus diesem Gebürge haben die bekannten Flüsse Bode, Ocker, Leine, Innerste, Helm u. a. m. ihren Ursprung, und macht der erste bey dem Dorffe Thai auf dem so genannten Roß-Trapp einen entsetzlichen Wasserfall. Bey diesem Orte, der Roß-Trapp genannt, ist ein dreyfaches Echo, davon das mittelste so starck, daß eine Pistole fast wie eine Canone knallet. Die Teufels-Mauer gegen dem Roß-Trapp über ist das ordentlichste, und doch aus solchen entsetzlichen grossen Felsen zusammen gesetzt, die keine menschliche Gewalt hat bewegen können. In dem Thale hinter diesem Berge ist der so genannte Steinbach, in welchem, und auf dessen Ufer ordentlich, wie nach dem Winckel-Masse formirte Kiesel-Steine liegen, deren etliche von 20. bis 30. Centnern. Nahe bey dem Closter Michaelstein im Blanckenburgischen sind 2. hohe Klippen, die einem Mönch sehr ähnlich, und deswegen die eine Hans, die andere Henning Mönch von undencklichen Zeiten her genennet worden. Eine gute halbe Meile davon, zwischen denen Dörffern Wienroda und Timmenroda ist ein Stein-Bruch, dessen Steine, wie runde Schüsseln, in einander stehen, und deswegen von denen Nachbarn zum Trinck-Geschirr vor ihr Vieh gebraucht werden. Der so genannte Heidelberg streichet in einer so geraden Linie vor Blanckenburg 1/2 Meile Wegs gegen Morgen, daß er eine accurate Mauer praesentirt. Sonderlich ist ein ansehnlich Stück des Hartz-Waldes der berühmte Brocks-Berg, ingleichen die Baumanns-Höhle und der Rammel-Berg, davon die Unterhartzischen Berg-Wercke die Goßlarische- oder Rammels-Berg-Wercke genennet werden, von welchen in besondern Artickeln gehandelt wird. Von allerhand Kräutern ist eine solche Menge hier, daß die Kenner über 500. Species Simplicium zählen. Es stehen vor und auf dem wilden Hartz-Gebürge wenigstens 118. Theils Schlösser, Theils Rudera davon, dabey man sich verwundern muß, wie dieselben auf so grausamen Höhen, da man kaum mit Mühe hinauf klettern kann, so starck und schön erbauet werden können. Hierzu gehören sonderlich Blanckenburg und Reinstein, welches Residentz-Häuser derer davon benannten Grafen gewesen, ingleichen Homburg, Stauffenberg, davon an seinem Ort. Behr. Hercynia curiosa. Zeiller Itin. Germ. 5. p. 141. Topogr. Brunsu. p. 27. seqq. Meibomius de Metallifod. Hartzicis.