Zedler:Hure

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Hurden

Nächster>>>

Hure, (faule)

Band: 13 (1739), Spalte: 1265. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|13|Hure|1265|}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Hure|Hure|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1739)}}


Hure, ist, die entweder um des Geldes willen, oder zu Erfüllung ihrer Geilheit ohne Unterschied mit allerhand Manns-Personen Unzucht treibet. Es ist auch dieses eine Hure, die entweder in einem Tage, Woche, Monath oder Jahre zwey oder admittirt zu drey mal wenn sie Geld von ihnen fordert, läst sie sich um Gewinns willen gar in einem öffentlichen Pordel antreffen, so hat es vollends seine Richtigkeit. Es wird auch ein solches Weibs-Bild nicht entschuldiget, daß sie es um des schmähligen Armuths willen thut. l.43. §. 5. π. de R. N. indem sie schon Mittel finden würde, auf eine erbare und zuläßige Art ihren Unterhalt zu überkommen. Es ist auch einerley, ob es Eheweiber oder ledige Personen sind, die sich auf eine so grobe Art der Unzucht befleißigen. Es ist sehr zu verwundern was denen Glossatoribus des Päbstlichen Rechts im Sinn gekommen, da sie sich nicht gescheuet bey dem C. vidua, 16. Dist. 34. ad verb. multorum zu setzen, daß diejenige eine Hure zu nennen, die mehr als drey und zwantzig tausend adimittirte. Der Glossator hat den numerorum multorum siue multitudinis indefinitae bald aus dem c. 9. dist. 45. da aus der Hist. Mosis, einer Niederlage multorum hominum (h. e. viginti tria millia hominum) Erwehnung geschicht, bald aus dem c. 4. X. de Cleric. excom. da durch eine grosse Menge der numerus quadragesimus verstanden wird, erkläret, und also auch das in c. 16. dist. 34. befindliche Wort: Multorum auch eine Anzahl von 23000. Manns-Personen verstehet, welche eine meretrix in concubinatum admittiren müste. Wenn man sich nach dieser Glossa, in Beschreibung einer Hure richten wollte, so könnte es wohl manchem scheinen, daß man vorhero die Quaestionem praejudicialem ausmachen muße, ob es auch Huren gäbe, ehe man fragte: Ob selbige zu dulten seyn? Denn wenn der Glossae in cap. Vidua 16. dist. 34. nach welchem diejenige eigentlich eine Hure zu nenen seyn soll, welche sich mit 23000. Manns-Bildern fleischlich vermischet, wie solches einige Päbstliche JCti wohl zu behaupten gesucht, so dürffte wohl ex natura impossibilium zu behaupten stehen, daß weder vor diesem, noch heute zu Tage eine rechte Hure gewesen sey.

Zu Rom wurden die Huren gedulbet, und musten sie sich bey dem Aedili Plebis angeben, da sie eingeschrieben wurden, hernach giengen sie zu einem Lenone, woselbst sie ihr Handwerck ungescheuet trieben. Wenn aber eine nicht eingeschrieben war, und ward ertappt, die ward hart gestraffet, Livius X. 31. XXV. 2. Lipsius ad Tacitum Ann. p. 54. An der Kleidung konnte man sie gleich von ehrbaren Leuten unterscheiden. Denn sie trugen kurtze Kleider bis etwas wenig über die Knie, honetter Matronen ihre Kleider hingegen bedeckten auch die Füsse. Ferrarius de Re vest. 1. 3. Brisson. antiq. Select. 1. 6. Laurentius de adult. & meretr. 2. Dorleans in Tacit. p. 315. Demster in Rosin. Antiq. Rom. v. 32. Turneb. Adu. XVI. 19. In denen Hur-Häusern hatten die Lenones lauter Kämmergen oder Zellen machen lassen, und oben über die Thür des Frauenzimmers Namen geschrieben. Sie stunden also vor der Thür mehrentheils gantz nackend, thaten denen Leonibus täglich Rechnung, was sie verdienet hatten. Horatus Satyr. II. 7. Petronius 7. Funenal. Sat. VI. 122. Xiphilinus LXXIX. p. 912. Barth. in Claudian. Rufin. II. 447. Seneca V. Die Zeit, da junge Pursche ihre Aufwartung machen konnten, war um 3. Uhr Nachmittage, dabey auch mit einem Glöckgen ein Zeichen gegeben ward. Denn ehe durffte kein Leno sein Haus aufmachen, damit nicht das junge Volck Vormittags von denen Studiis und Exercitiis abgehalten werden mögte. Casaub. in Persium Stuck. Ant. Conuin. Dorleans. Lipsius Elect. 1, 3 Sa Chausse de mutin. simul. Ferrarius de vet. Lucern. Sepulor. Es fand sich aber auch dieses Volck auf denen Theatris, Pistrinis, Gräbern Häfen und andern Orthen ein. Kayser Caligula brachte die Sache vollens ins reine, denn er legte einen Tribut auf die Huren und Lenones. Suetonius Cal. 4. c. n. 5. Alexander Severus wollte solches Geld nicht in seinen Schatz leiden. Lampridius Alex. Seu. 24. Ptisc. Lex. Ant. Tom. II. p. 187. 188. Sonst hatten sie noch verschiedene Namen, so wohl von denen Orten, da sie sich aufhielten, als auch von andern Umständen. Alicariae, weil sie sich in denen Pistrinis aufhielten. Festus. Plantus Poen. I. 2. vs. 54. Almelov. Antiq. Sacr. prophan. p. 36. Vassius Lex. Etymol. Bustuariae, die sich in denen alten Monumenten und Gräbern aufhielten Turnebus Adu. XIII. 19. Vossius Lex. Etym. Laurentius de adult. 3. Kirchmanns de Fun. Rom. III. 22. Nonariae, weil sie sich hora nona, d. i. um 3. Uhr Namittage brauchen ließen. Prosedae hießen, welche vor denen Hur-Häusern und Butiqven zur Schaue sassen, und sich gleichsam öffentlich feil boten. Plantus Poen. I. 2. v. 5. 54. Chiment. de hon. bisell. 24. Laurentius de adult. 3. Almelou. Antiq. p. 36. Barth Adu. XL. 7. Prostibula, die in denen Wirth-Häusern um die Ställe herum sich aufhielten Chimentell I. c. 24. Almelov. I. c. p. 36. Jos. Laurentius de Adult. 3. Quadrantaria so hieß man die Clo diam des Metelli Celeris Weib, weil ihr einsmahls ein leichtfertiger Vogel, mit dem sie Unzucht getrieben, einen Quadranten in die Tasche practicirt hatte oder auch, weil sie mit einem Balneatore, dem man vor jedes Bad einen Quadranten gab, zugehalten. Brodaeus Misc. III. 24. Bollet. For. Rom. IV. 2. Manut. in Cic. Stuck. Pitiseus I. c. Tom. II. p. 577. Summoenianae weil sie sich an dem Ort, wo vor diesen die alte Stadt-Mauer gestanden, aufhielten. Martialis III. 82. 1. Pitiscus I. c. Tom. II. 897. Bey denen andern Völckern findet man, daß sie sich auch unter andern auch bey denen Brunnen eingefunden, theils weil sie einen Mann daselbst, zubekommen vermeynten, theils auch, daß sie ihr Handwerck daselbst fortreiben wollten. Daher kam es auch, daß sich die Jünger Joann. 4, 27. verwunderten, da sie sahen, daß der Heiland mit der Samaritischen Frau gantz allein bey dem Brunnen saß. Denn sie furchten sich, es möchte Christus bey andern Leuten in Verdacht kommen, wenn er sich an einem solchen Orte allein finden lassen würde. Almeloveen. Antiqu. Sacr. prof. p. 32. seqq. Zu Athen fanden sie sich fleißig in dem Piraeo ein, weil daselbst viele Handels-Leute wohnten, auch täglich fremde Schiffer und andere mehr ankamen. Berglerus ad Alciphr. I. 6. p. 25.