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Zedler:Kirsch-Wein oder Weichsel-Wein

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Kirsgart

Band: 15 (1737), Spalte: 799–800. (Scan)

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Literatur
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Kirsch-Wein oder Weichsel-Wein / wie folgender Gestalt gemacht; Man nimmt wohl reiffe oder fleischigte Kirschen oder Weichseln / bricht sie von den Stielen / und thut die Kerne daraus zerstösset diese in einem steinernen Mörser absonderlich / (denn / wenn man sie mit dem fleischigt- oder safftigen Theil zerstösse / wurde der Safft gar zu sehr herum spritzen / und dessen viel zu schanden gehen) thut alsdenn beydes die Kirschen und Kernen nebst etwas Gewürtz / Nägelein und Zimmet / in ein reines weisses leines Säcklein / hänget solches durch den Spund in ein Faß / und füllet das mit guten Wein / oder hebet ein paar Kannen aus dem Fasse / hänget hernach das Säcklein leer darein / und schüttet die Kirschen mit den Kernen und dem Gewürtze sachte hinein (sonst bringet man es nicht durch den Spund / wenn es mit den Kirschen angefüllet ist) bindet es alsdann oben zu / füllet darauf das Faß mit Wein wieder voll / und lässet es eine Weile darinnen hangen / so bekömmt man einen schönen rothen Kirsch- oder Weichsel-Wein. Will man ihn süß machen / so kan ein Stück Zucker daran gethan werden; oder man kan eine Kanne oder was auf einmahl ausgezapfft wird zu trincken / mit ein wenig Weichsel Kirsch-Safft vermischen / so schmecket er noch lieblicher. Also kan man auch ex tempore aus weissen Weine rothen Kirsch-Wein machen / wann man des Saffts so viel / als von nöthen ist / darzu thut. Wenn man Kirsch- oder Weichsel-Wein machet / muß man guten starcken Wein / aber keine grosse Fäßer / davon man lange trinckt / darzu nehmen / denn er nicht wohl in die Länge dauren kan / sonderlich wenn man geringe schwache Weine darzu nimmt. Etliche machen den Kirsch-Wein / um im Sommer demselben frisch zu behalten / also: Sie nehmen äspene oder andere ausgesottene reine Späne / machen damit in ein Fäßlein eine Lage auf den Boden / und darauf eine Lage abgepflückter wohlreiffer saurer Kirschen / denn wieder eine Lage Spähne / und abermahls eine Lage oder Schicht Kirschen / und machen so fort an ein stratum super stratum bis oben an / alsdenn schlagen sie das Faß wieder zu / und füllen durch den Spund guten Weine wieder drauf / so wird er in drey oder vier Tagen hell und klar / schmecket aber nicht wie der vorige so fein nach denen Kernen / als wovon der Wein einen lieblichen Geschmack / und eine ersprüßliche Duretische oder Harn-treibende Krafft empfänget: Man kan unter die Kirschen auch Muscateller-Wein nehmen. Ein gewisses und bewährt bestundenes Experiment ist es / daß / wenn man in Frühlinge die jungen Schüßlinge von dem zarten auskäumenden Laube der sauren Kirsch- oder Weichsel Bäume nimmt / etwann eine Hand voll / und ohngefähr ein paar Maas rothen Wein darüber giesset / etwas Zucker darein wirfft und über Nacht also stehen lässet / ein wohl geschmackter und perfecter Weichsel oder Kirsch-Wein daraus wird und dieses sollen auch die Kerne / wen sie ausgewaschen und ausgestossen werden / leisten können.