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Zedler:Knieschneiden

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Kniesebeck

Band: 15 (1737), Spalte: 1114–1115. (Scan)

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Literatur
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Knieschneiden, ist eine Art zu jagen, absonderlich auf der Ochsen-Insel in America, in der Bucht von Campeche gebräuchlich, welcher die Spanier gar sehr ergeben, und dazu hurtig und geschickt sind. Einige treiben es das ganze Jahr hindurch, und werden daher in dieser Übung sehr erfahren. Derjenige, der den Streich verrichten will, muß auf einem guten Pferde sitzen, welches zu dieser Jagd abgerichtet, und sowohl vor als hinter sich, wie es die Gelegenheit erfordert, zu weichen weiß, daß der Reuter fast keine Mühe mit dem lencken haben darff. Sein Gewehr ist ein Eisen, in der Gestalt eines halben Mondes, überaus scharff, und von einer Spitze bis zu der andern ungefehr sechs biß sieben Zoll breit. Dieses Eisen wird mit seinem hohlen Stiele an eine schwancke Stange vierzehn biß funffzehen Fuß lang feste gemacht; wenn nun der Reuter auf dem Pferde sitzet, leget er den Spieß auf des Pferdes Kopff, mit dem Eisen vorne hinaus, und rennet damit auf den Ochsen zu. So bald er nahe genug, hauet er nach dem Knie, und schneidet ihm, wo möglich oberhalb desselben, die Sehnen entzwey. Hierauf thut das Pferd nach der lincken Hand einige Sätze, weil der verwundete Ochse alsobald aus vollen Kräfften auf den Reuter zuläuffet, der denn die Flucht geben, und einen weiten Fleck reiten muß, ehe er noch einmahl ansetzen darff. Sind nun gleich die Sehnen dem Ochsen von dem ersten Schnitte nicht gäntzlich entzwey, so zerreisset er sie doch fast allzumahl, indem er den Fuß in der Luft hefftig schüttelt, daß er hernach nur auf drey Beinen lauffen kan, dem aber ungeachtet, eilet er auch hinckende nach seinem Feind, sich an ihm zu rächen. Endlich machet sich der Reuter noch einmahl mit sachten Schritten an den Ochsen, und giebet wohl Achtung, daß er ihm mit dem Eisen einen gewissen Streich auf das Knie eine Vörder-Fusses anbringet, worauf denn der Ochse augenblicklich zu der Erden stürtzet. Wenn dieses geschehen, steiget jener behende von dem Pferde, und hat ein grosses spitziges Messer bey der Hand, welches er so geschicklich in das Genicke ein wenig hinter denen Hörnern einzustossen weiß, daß der Kopf von diesem einigen Schnitt herunter muß, welches sie köpffen heissen. Hiermit setzet er sich wieder zu Pferde, und suchet einen andern Ochsen zu verfolgen, [1115] da indessen schon Leute vorhanden sind, welche diesem die Haut abziehen. Die Spanier tödten niemals etwas anders, als Ochsen und alte Kühe, das junge Vieh aber lassen sie fort wachsen, und erhalten also die Heerden völlig. Das rechte Ohr eines solchen Jagd-Pferdes hänget stets abwärts, welches von der Schwere des Spießes herkommet, als welcher in währenden Jagen darauf ruhet, daran auch dergleichen Pferde vor andern zu erkennen.