Zedler:Lufft-Brunn
Lufft-Brunn, ist eine curieuse Erfindung, an einem trockenen dürren Orte, wo keine Qvelle oder Wasser-Ader ist, sonderlich im Sommer, eine grosse Qvantität der Lufft in Wasser zu verwandeln, und dadurch einem Haus-Wirth für sich und die Seinigen genugsam gesundes und reines Wasser zu verschaffen. Dieser Brunn, welcher ein treflicher Vortheil ist, weil er in der grösten Sommer-Hitze und Ermangelung des Regens, wenn bisweilen andere Brunnen und Cisternen austrocknen, am allermeisten Wasser giebt, wird, wie solches Franc. de Lanis in seinem Prodrome 15. fol. 92. beschreibet, und davon er das Experiment selbst gesehen, und des Wassers vielmahlen getrunken zu haben, ausdrücklich gedencket, also verfertiget: Man muß einen Ort erwählen, der gegen Mittag siehet, wenn es an einem Hügel oder Berge seyn könte, wäre es desto besser. Daselbst muß man unter der Erden ein grosses Gewölb oder Kammer ausgraben, so nur ein einiges nicht gar grosses gegen Mittag gewandtes Lufft-Loch haben darf; das Gewölbe muß nicht zu nahe an der Lufft, sondern erstlich mit einem Graben oder Canal, der fünff oder sechs Ellen lang, und gegen dem Gewölbe immerdar etwas eingezogener und enger wird, dessen Mund-Loch auch über anderthalb oder zwey Ellen nicht breit seyn darff, versehen seyn. Inwendig nun ist das Gewölbe; ie grösser solches ist, ie mehr Wasser es giebt. Und auf diese Weise wird die Lufft, die von Mittag her, durch das Mund-Loch und den Canal warm und dünn gemacht, eindringet, in dem Gewölbe oder Kammer von der unterirrdischen Kälte condensiret, daß sie sich im runden Gewölbe allenthalben Tropffen-weise anleget, und zu Wasser wird, also, daß man alle Tage viele Eimer Wassers durch die Röhren haben kan. Je hitziger nun die Lufft von denen Strahlen der Sonn entzündet wird, ie mehr Wasser, nach der Proportion der Grösse des Gewölbes, man davon genüsset; und damit die Kälte der Kammer oder des Gewölbes desto grösser sey, muß solche etwas tieff in dem Berge, und wie obgedacht, von dem äussern Mund-Loch ziemlich entfernet seyn. Destomehr [1042] aber dieses zu befördern, kan man das Gewölbe um und um mit kalten und feuchten Steinen, die alle feuchte Dünste gerne an sich ziehen, und sonderlich den Boden mit dergleichen Steinen wohl pflastern lassen, (wie man in den Cisternen zu thun pfleget) damit das Wasser nicht in die Erde einsincken und sich verlieren möge.