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Zedler:Mäander, Maeandros, Meander

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Mäander, ein Berg in Ost-Indien

Band: 19 (1739), Spalte: 151–152. (Scan)

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Mäander, Maeandros, Meander, ein berühmter Fluß in Klein Asien, in der Landschafft Natolien. Seine Quellen sind, wie Livius schreibet in Celenen, so vor Zeiten die Hauptstadt in Phrygien war; oder der Mäander entspringt aus den hohen Castell zu Celenen, und der Fluß Marsyas entstehet nicht weit von Mäander. Ein gleiches berichtet Herodotus Lib. VII, nehmlich die Brunnen und Quellen des Mäanders wären in der Stadt Celenen. Der Wasser-Fall, sagt er, entsteht aus den Castell zu Celenen, und begiebt sich in den Mäander. Wie Maximus der Tyrier berichtet, so liefert ein einiger Brunnen oder Quelle, so wohl den Fluß Mäander als den Fluß Marsias. Plinius meldet, es nehme der Mäander aus einer See auf dem Berge Aulocrene gelegen, seinen Ursprung. Strabo stellet den Ursprung des Mäanders auf einen Celenischen Hügel, der gleichen Nahmen mit der Stadt Celenen führte. Der Mäander führet viel Schlamm mit sich, den er hier und dar an den Stranden auswirfft, oder mit Gewalt in die See treibet. Die Stadt Priene so zuvor in der See lage, hat den Meander durch ene aufgeworffene Banck von 40. Stadien zu einer Mittelländischen Stadt gemacht. Der Marsyas hat an seinen Ausflüssen die Stadt Apamea liegen, und fliesset mitten durch die Stadt und vereiniget sich, nach dem er mit einem schnellen Lauff zu der Vorstadt gekommen, mit dem Mäander, der allbereit vorhero in seinem Busen den Fluß Organ empfangen. Indem nun der Mäander hierdurch grösser worden, so laufft er ein Stück-Weeges durch Phrygien, darnach scheidet er Carien und Lydien. Bey der von diesem Fluß genannten Fläche oder Ebene, Mäanders ist er sehr krumm, dahero nach ihm alle Krümmen, die Mäanderischen Krümmen genennet werden. Endlich fliesset er durch Carien, darnach durch Ionien; und in solchem Lauff brühret er die Städte Tripolis, Antiochien, Trapezopolis, Apollonien, Orthosia, Magnesia und andere mehr, als denn gehet er zwischen Ephesus und Miletus in das Egäische Meer. Er ist nicht breit, aber sehr tieff, und fliesset dermassen gebeuget und gekrümmet, daß er zum öfftern wieder zurück zulauffen scheinet. Plinius lib. 2. Herodotus vergleichet auch den Nilus wegen seines krummen Lauffes, der bey der Stadt Elefantina beobachtet, mit dem Mäander. Man will nach des Dio Chrysostomus Zeugniß. Orat. XXXV, p. 433 600 Krümmen zehlen, die er macht, und daher auch Gelegenheit zu unterschiedenen Sprichwörtern von wunderbar unter einander gehenden Dingen gegeben hat. Der Poet Ovidius beschreibet den krummen Lauff des Mäanders gar artig mit folgenden Worten:

Non secus ac liquidus Phrygius Maeandros in arvis,
Ludit, & ambiguo lapsu refluitque, fluitque,
Occurrensque sibi venturas aspicit undas:
Et nunc ad fontes, nunc in mare versus apertum
Incertas exercet aquas.

Etliche haben angemercket, daß er in seinem krummen Lauff etliche Griechische Buchstaben vorbilde, nehmlich ξ, ζ, ς, ω, und ε. Jetziger Zeit heißt er Madre, oder auch Mindre, wie auch Bojuk Mindre, daß ist der grosse Mäander, zum Unterscheid des Kourchouk Mindre, daß ist des kleinen Mäanders, so der Fluß Caystros ist. Er wird von den alten auch gemeiniglich der Phrygische Mäander geheissen, weil er seinen Ursprung in Phrygien hat. Diodor Sic. L. 1. c. 39, Artian de expedit. Alex. M. L. V, p. 203. Scylax in Peripl. p. 90. seq. Joh. Buno ad Phil. Cluver. Introduct. in univers. Geogr. L. V, c. 7 Dappers Beschr. von Asien I p. 266.