Zum Inhalt springen

Zedler:Mühle, (Mahl- oder Korn- ingleichen Getrayde-)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Mühle, (Loh-)

Nächster>>>

Mühle (Mang-)

Band: 22 (1739), Spalte: 126–129. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|22|Mühle, (Mahl- oder Korn- ingleichen Getrayde-)|126|129}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Mühle, (Mahl- oder Korn- ingleichen Getrayde-)|Mühle, (Mahl- oder Korn- ingleichen Getrayde-)|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1739)}}


Mühle, (Mahl- oder Korn- ingleichen Getrayde-) heisset diejenige Gattung von Mühlen, auf welchen allerley Körner und Getrayde zu Schrot und Mehl gemahlen werden. Hierzu werden die Wasser-Mühlen, die ein stets fliessendes Wasser, so niemand ableiten kan, u. ein starckes Gefälle haben, und unter denenselben die Panster-Mühlen in der Haushaltung vor die besten geachtet, und allen andern vorgezogen. Das vornehmste, was an einer solchen Mahl- und Wasser-Mühle zu betrachten ist, bestehet in folgenden: Der Mahl- Mühl- Eich- oder Sicher-Pfahl, welcher die Höhe des Wasserstandes anzeiget; Der Fach- Grund- oder Spund-Baum, der unmittelbar vor denen Gerinnen der Mühle liegt; Das Grieß-Werck mit Grieß-Säulen, Docken und Spann-Rahmen; die Schützen oder Schutz-Breter; die Leere-Wände; das wüste Gerinne, wodurch das überflüßige Wasser wegfällt; das Wasser- oder Mahl-Gerinne, darinnen die Mühl- oder Wasser-Räder hängen; das Wasser-Rad mit seinen Armen und Schauffeln, daran die Welle, die Scheiben, das Stirn-Rad; die Drielinge oder Drehlinge; das Kamm-Rad; das Getriebe, darinnen die Scheibe und Stäbe oder Triebe-Stecken; das Mühl-Eisen in der Pfanne; der Bock; der Boden-Stein, darinnen die eiserne Haube; der Läuffer oder oberste Mühlstein; der Rühr-Nagel; der Schuh; der Rumpf, in welchen das Getrayde aufgeschüttet wird, und [127] aus demselben in den Boden-Stein läufft, worauf es von dem sich umdrehenden Läuffer zerknirschet oder zerrieben und klein gemahlen wird, heißt auch an etlichen Orten das Kahr; die Rumpf-Leiter; der Lauff, oder wie einige reden, die Zarg, worinnen die Mühlsteine umlauffen; der Beutel-Kasten, in welchem vermittelst des Beutels das schöne Mehl von denen Kleyen gesondert wird; das Schiebe-Bret; das Beutel-Tuch; die Krücke; der Mehl-Kasten; die Schrot-Kasten; die Daumen- die Anschlag-Welle; die Kloben-Säule; die Rad-Schere; die Beutel-Welle mit denen zwey Armen; der Steg; die Trag-Banck; die Hohl-Docke; die Hebe-Schiene, daran oben der Arm; die Laune; die Keile; das Zieh-Werck; die Zieh-Scheiben; das Getriebe; das Zieh-Stirn-Rad; die Panster-Ketten; die Weisse oder Gatter; die Scheiden; die Stamm-Scheere; die Zapfen-Lager, die Rück-Scheere; der Rück-Baum; die Steltze; der Zieh-Boden; der Mehl-Boden und der Staub-Boden. Wer eine solche Wasser- und Mühl-Mühle von neuen erbauen oder kauffen will, hat insonderheit auf folgende Stücke sein Absehen zu richten. Erstlich: Ob die Mühle mit beständigen und genugsamen Wasser versehen sey, und das Mahlen Sommer und Winter seinen ungehinderten Fortgang haben könne. Zum 2 soll man in acht nehmen, wie viel Gänge die Mühle habe? Ob eine Oehl- und Sneide-Mühle dabey, ob auch Stampf-Mühlen und wie viel vorhanden? Grütze zu mahlen, Hirsen zu stampfen etc. Drittens muß man nachfragen, ob es eine Zwang- oder Bann-Mühle sey, wo die Leute zu mahlen genöthiget sind, oder ob sonsten viel Mahl-Gäste dahin zu mahlen kommen? Ingleichen ob man gute Gelegenheit habe, das Mehl, Graupen, Grütze, Kleyen, Oehl und dergleichen in Städte oder andere volckreiche Orte zu verführen und zu verkauffen? Oder ob man solches auf der Stelle gegen baare Bezahlung loß werden könne? Vierdtens, ob zu der Mühle auch Feld-Güter, als Aecker, Wiesen und Weide gehören, damit der Müller in Abgang des Wassers etwa mit dem Feldbau und der Viehzucht sich helffen könne? Zum 5, was vor Herrschafftl. Beschwerden auf der Mühle liegen, u. was der Müller, wenn die Mühle nicht sein Eigenthum, jährlich Pacht gebe: oder aber um einen gewissen Theil der Metze sitze? Ob er auch Schweine in die Mastungzu nehmen schuldig? Zum 6 ob es auch Fisch-Wasser bey der Mühle gebe, oder der Müller doch zum wenigsten in denen Gräben, Wehr-Wasser und Mühl-Waag, Macht zu fischen habe? Siebendens, ob das Mühl- und Wasser-Gebäude, Dämme, Wehr und andere Zugehör in gutem Stande und baulichem Wesen, ob sie leichtlich Schaden nehmen, und was sie zu unterhalten kosten? Achtens ob die Mühlen auch von Ueberschwemmungen und Wasser-Güssen Noth haben? Zum 9 muß man sehen, was vor Zeug, Geschirr und an andern Sachen, so zu einer Mühle gehören, vorhanden? Und endlich, was die Mühlen vor Nachbarn und Angräntzer oder Anstösser haben, ohne deren Freundschafft und guten Willen in Ueberlassung des Wassers der Müller in schlechten Stand sich befinden wird. Was die Structur [128] dieser Mahl- und Getrayde-Mühlen anbetrifft, so können selbige auf verschiedene Art angeleget werden. Die, so durch ein Schöpff-Werck getrieben wird, ist ziemlich mühsam und kostbar, und muß der Well-Baum sammt seinen Horizontal-liegenden Rad mit Hülffe zweyer Personen umgetrieben werden, da denn das Rad mit seinen Zapfen in die Spindeln greifft, und den 6- oder 8eckigten Wellbaum herum führet, durch welche die Bulgen oder ledernen Kübel das Wasser aus dem Kasten erheben und ausschütten. Der Wasser-Fall wird durch einen Canal auf das grosse Wasser-Rad geleitet, an dessen Achs ferner ein gezahntes Rad angeordnet, welches mit seinen Zähnen in die Spindeln eingreifft, und damit die Stange samt dem Mühlstein herum führet. Zu mehrern Behuff des Umlauffs und Erhebung des Wassers an zwey gekröpffte Eisen, so an die Well-Bäume befestiget, wird eine eiserne Stange angeleget, und kan durch ein Schwung-Rad erleichtert werden. Eine andere Gattung von Mahlmühlen mit einer Wasser-Schraube kan an einen Ort, da man ein stillstehendes Wasser hat, angeleget, und folgender Gestalt verfertiget werden. Man macht einen Wasser-Kasten, füllet selbigen mit dem Wasser, so man im Vorrath hat, und macht einen Canal oder Abfall des Wassers auf das Schauffel-Rad, welches mit seinen Umlauff den über sich stehenden Well-Baum samt dem Mühlstein umtreibet, und zugleich die beyden Horizontal-liegenden Kamm-Räder herum führet, da denn das unter sich gezahnte Rad in die Stecken oder Spindeln des Trillis eingreifft, und dadurch ferner den Well-Baum mit dem daran geordneten Schnecken sammt dem Schwung-Rad zur Beförderung und Wiederaufhebung des Wassers einrichtet. Dabey jedoch wohl in acht zu nehmen, daß man diese Mühle recht bedecke, indem die Lufft das Wasser verzehret, und wenn dessen nicht viel im Vorrath ist, kan man dergleichen Mühle mit wenigen Unkosten durch Personen oder andere Mittel anstellen; insonderheit ist hierbey das vornehmste, daß man durch die Schnecken mehr Wasser hinauff als herab fallen kan, bringen möge. Zu einer andern Art mit einer Wasserschraube wird erfordert, daß man zu mehrerer Erhebung des Wassers ein Druckwerck mit zwey Stiefeln anlege, damit das Wasser aus dem Kasten über sich auf das Wasser-Rad geleitet werde, an welches Rades Well-Baum ein Kamm-Rad zu befestigen, so mit seinen Neben-Zähnen in die Spindeln eingreifft, und dadurch den Mühlstein umtreibet; damit man aber noch mehr Wasser, das zu starcken Trieb des Rades gehöret, in den Kasten heben möge, ist noch zum Ueberfluß die Schnecke angeordnet, die durch das liegende Rad mit seinen unter sich hängenden Zapfen eingreifft, und das Waser mit Umtreibung des Baums nebst der Schnecke über sich erhebet und steigend macht. Wieder eine andere Mahlmühle mit einem Druckwerck und zweyen Wasserschrauben kan zu doppelten Nutzen angerichtet werden, indem man damit mahlen und zugleich das Wasser in einer gewissen Höhe an [129] ein ander Ort erheben und leiten kan, und wird durch das grosse Wasser-Rad das Druckwerck regieret, zugleich aber auch durch das Rad, welches mit seinen Kamm in die Spindeln des Trillis eingreifft, der Mühlstein herum geführet; die Wasser-Leitung des Druckwercks aber hinter der Mauer hinauf getrieben, und dessen Abfall auf das Wasser-Rad gerichtet; nicht weniger wird an dem grossen Well-Baum der Trillis mit seinen Spindeln befestiget, worein das horizontal liegende Rad greifft, darneben die Spindeln der beyden Schnecken fasset, selbige herum zu führen, und das Wasser in beyde Kasten zu leiten, von solchen auch ferner, wohin man es begehret, zu führen. Noch giebt es eine Mahl-Mühle, die das Wasser vermittelst zweyer Schnecken auf das Wasser-Rad treibet. Es ist darinnen gegen die vorige kein grosser Unterschied, und kan, wo man nicht viel Wasser hat, gebraucht werden; wäre aber eine Quelle oder Brunnen zum Vortheil vorhanden, möchte es desto besser seyn. Dergleichen Mühle anzulegen, muß man zuvor einen grossen Kasten mit Wasser anfüllen, und kan man eine Stellung des Wassers entweder durch einen Krahn oder Schutz-Bret nach Beschaffenheit der Sachen anordnen, damit man das Wasser, so offt man will, stellen und lauffen lassen möge. Das grosse Wasser-Rad wird von dem abfallenden Wasser umgetrieben, an dessen Well-Baum ist ein Trillis mit starcken Spindeln befestiget, die das grosse liegende gezapffte Rad fasset, und samt dessen aufrechten Well-Baum mit dem Rad umtreiben, welches hernach ferner mit seinen Zapfen in die Spindeln greifft, und dadurch die Schnecke umtreibet, auch das Wasser in den Kasten erhebet, und steigend macht. Ferner hat das Horizontal-Rad oberhalb ebenfalls einen Trillis, der mit seinen Stecken oder Spindeln das Rad ergreift, und nebst der Schnecke herum führet. Zuletzt wird bey dem Mühlwerck an dem Well-Baum noch ein auf der Seite gezapftes Rad befestiget, so den Trillis samt dem Mühlstiein umtreibet, wobey denn auch der Beutel-Stecken füglich anzubringen. Im übrigen ist noch einer Mahl-Mühle zu gedencken, die zugleich eine Stampf- und Wasser-Kunst enthält: sie kan durch ein grosses Tret-Rad mit Hülffe zweyer Personen umgetrieben werden, und wird an dem Well-Baum ein Kamm-Rad befestiget, welches mit seinen Kamm in die Spindeln eingreifft, auch zugleich durch Hülffe des Schwung-Rades das Druckwerck regieren, und damit das Wasser über sich, wohin man es verlanget, treiben kan. Ferner sollen an dem Well-Baum auch Zwerchhöltzer eingezapfft werden, die das Stampf-Werck oder die Stössel erheben und wieder fallen lassen. Neben auf der Seite wird am Ende des Well-Baums noh ein anderes gezahntes Rad angeordnet, so mit seinen Kamm in die Spindeln des Trillis greifft, und dadurch den Mühlstein umtreibet.