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Zedler:Mühle, Mühl

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Mühle

Band: 22 (1739), Spalte: 119–120. (Scan)

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Literatur
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Mühle, Mühl, Lateinisch Mola, und Molendinum, Frantzösisch Moulin, ist ein von verschiedenen Rädern und Getrieben zusammengesetztes Gerüste, welches durch äuserliche Gewalt in Gang gebracht und vermittelst derselben eine sonst starcke und beschwerl. Arbeit mit besonderem Vortheil leicht und geschwinde verrichtet wird. Ihrem Gebrauch nach ist sie in Bänder- Blase- Bret-Säge oder Schneide-Mühlen, Caffee-Mühlen, Dresch-Mühlen, Gewürtz- Getraide- Korn- oder Mahl-Mühlen, Hammer- Loh- Mang- Moder- Papier- Polier- Pulver- Schleif- Schrot- Seiden- Stampf- und Walck-Mühlen, u.s.w. unterschieden. Nach der Krafft aber, wodurch die Bewegung und Umtrieb geschiehet, wird sie eine Hand-Mühle, Roß- Pferde- oder Ochsen-Mühle, Gewicht-Mühle, Tret-Mühle, Wagen-Mühle, Wind- und Wasser-Mühle etc. genennet. Die Wasser-Mühlen sind wiederum in Schiff- und Pfahl-Mühlen, und diese abermahls in überschlächtige und unterschlächtige unterschieden, von welchen verschiedenen Gattungen man L. C. Sturms vollständige Mühlen-Bau-Kunst, Böcklern in seinem Schau-Platz derer mechanischen Künste, Zeisig und de Ramellis in ihren Theatris Machinarum nachsehen kan, allwo man auch dieselben in Kupfer antrift. Ihre Beschreibungen aber und Art der Zusammenfügung findet man alle in nachfolgenden besonderen Artickeln. Was den Ursprung der Mühlen anbelanget, ist es unläugbar, daß selbige den Alten wenigstens in der Form, wie wir sie heutiges Tages haben, nicht bekannt gewesen. Denn anfänglich dörrete man das Korn am Feuer, und stampfete es in einem grossen Troge, welche Art das Korn in Mehl zu verwandeln die Römer far pinsere hiessen. Hernach erfand man eine Art der Hand-Mühlen, so die Römer Moles trafatiles nenneten, daß also die Hand-Mühlen nicht unbillig für die allerälteste [120]Erfindung von Mühlen gehalten wird. Daß aber diese Hand-Mühlen der Alten nicht in so gutem Stande, als die heutiges Tages gebräuchlichen müssen gewesen seyn, ist daraus ohnschwer zu ermessen, weil das Mahlen bey den Alten für eine dermassen schwere und harte Arbeit gehalten worden, daß nicht allein solche von niemand anders, als den leibeigenen Knechten verrichtet worden, sondern auch selbiges unter diejenigen Straffen gehöret hat, womit die Verbrecher beleget worden. Besiehe Mahlen im XIX Bande p. 454. Nach der Zeit kamen auch bey den Alten die so genannten Molae afinariae, oder Roß-Mühlen auf, welche alle aber nach und nach immer mehr und mehr verbessert worden, bis endlich selbige durch verschiedene neue Erfindungen, denjenigen Grad der Vollkommenheit erlanget haben, in welchem wir sie zu unseren Zeiten antreffen.