Zedler:Mühle (Tret-)
Mühle (Tret-), wird durch ein grosses gehangenes Tret-Rad von zwey Personen getreten und beweget, sie hat an dessen Well-Baum einen Trillis, worein die beyden Stirn-Räder, so wohl auch unten noch in zwey andere Trillis eingreiffen; es kan aber durch zwey Steine eine Materie, so man zerknirschen will, als da sind entweder Kohlen zu den Pulver machen oder Leinsaamen, ingleichen Nüsse, Mandeln und so weiter sehr nützlich zermahlet oder zerdruckt werden. Die Löffel kan man nach Belieben anbinden, damit sich die Materie allezeit besser unter den Stein führe, welches die Erfahrung bey solchen Mühlen selbst lehret. Eine ander Gattung angeführter Mühle wird durch ein flachliegendes Rad mit einer Person leicht getreten, das flachliegende Rad aber muß unten her fast an dessen äusersten Rand starcke Zapffen haben, damit sie in die Stecken des Well-Baums eingreiffen, und also dessen Umlauf verursachen. An dem Well-Baum ist forne das Kamm-Rad befestiget, so mit seinem Kamm in den Trillis greifft, darauf ferner alsdenn der umlauffende Mühlstein befestiget ist, und vermittelst des darauf liegenden Steins das seinige verrichtet. Je grösser der Diameter oder die Weite des Tret-Rades überhaupt gemacht wird, je leichter ist es zu treten, sonderlich wenn man es nicht gar zu niedrig leget, doch muß man es auch nicht zu hoch legen, und werden insgemein in solchen legen 30, 40 bis 45 Grad beobachtet. Eine gedoppelte Tret-Mühle hat ein grosses Tret-Rad, so durch Hülffe zweyer Personen regieret werden kan, und enthält erwähnten Rades Well-Baum auf beyden Seiten ein Stirn-Rad, so in die Stecken eingreifft, und damit beyde angemachte Räder, deren Neben-Zapffen in die beyden Trillis eingreiffen, herum führen, mithin der Mühlsteine Umlauff verursachen. In die Kasten wird das Getraide, oder was man mahlen will, eingeschüttet, und der Auslauff in beyde Kasten geführet; Das Gebäude angeregter Mühle kan, wie es eines jeden Gelegenheit leiden will, angeordnet werden. Noch eine andere Art von einfachen Tret-Mühlen, so ein Tret-Rad hat, und durch eine Person leicht regieret werden mag, wird verfertiget, wenn man an den Well-Baum des Tret-Rades ein Stirn-Rad befestiget, welches in die Stecken eingreifft, und also dadurch das Rad, so in den Trillis greifft, samt dem Umlauff des Mühlsteins verursachet, und kan bey dieser Mühle die Bewegung des Beutels durch die aufrechte Stange leicht angeordnet werden. Eine andere Art von Tret-Mühlen wird, wo man Wasser-Mangel hat, an einen bequemen Ort, mit einem grossen Tret-Rad, so an dem Well-Baum befestiget, und mit den Füssen herum getrieben werden kan, angeleget, und durch zwey Personen leicht regieret. Der Well-Baum, welcher einen eisernen Zapffen hat, führet unten ein Spindel-Rad, welches mit demselben den Kamm des Rades ergreifft, solches alsdenn ferner mit seinen Well-Baum umführet, woran noch weiter ein Kamm-Rad geordnet, so auf beyden Seiten wieder zwey Trillis ergreifft, und die Zapffen-Räder, deren Trillis, samt dem Mühlstein umlauffend macht. Wenn Platz vorhanden, könte man noch mehr Getrieb und Mühlsteine bey berührten Werck anordnen, auch zur Beyhülffe und Erleichterung des Umtreibens Schwung-Räder dabey ansetzen, wie es sich etwa schicken will; darneben ist zu beobachten, daß je grösser oder weiter die Circumferentz oder der Umlauff des Tret-Rades, wie schon gedacht, genommen wird, je leichter selbiges zu treten sey, wie es die Erfahrung lehren.
So giebt es auch noch eine Gattung dergleichen Mühle, welche durch ein Pferd getreten wird, und also vermittelst Fortschiebung des Rades das Kamm-Rad, so in das liegende Rad eingreifft, den Mühlstein durch den Trillis umlauffend macht, wobey zu mercken, daß man das Pferd also stellen soll, daß dessen hintere Füsse weiter über den Well-Baum, nemlich über den Perpendicul oder Bleyrecht hinaus zu stehen kommen, folglich der Forttrieb des Rades desto bequemer geschehen möge.