Zedler:Müllerin (Maria Clara)
Müllerin (Maria Clara) gebohren in Nürnberg 1676 den 27 May, eine Tochter des berühmten Mathematici, Georg Christoph Eimmarts, widmete von Jugend auf ihre Neben-Stunden der Lateinischen und Frantzösischen Sprache, wie auch dem Zeichnen, Mahlen und Radiren, ingleichen verschiedenen Mathematischen und Astronomischen Wissenschafften. Sie hat an Zeichnungen etliche 30 wohl-elaborirte antique Statuen in folio, an Gemählden 15 Sorten verschiedener rarer Ranunculn, 51 andere Blumen theils copirt, mehrentheils aber nach dem Leben gezeichnet, 6 andere grosse Blumen in Folio, 34 Stück allerley kleine und mittlere Vögel in Qvarto mit lebhafften Farben, 13 grosse und mehrentheils rare Vögel verfertiget. In Kupffer radirt und geätzet sind unter andern unterschiedene schöne Stellungen von Weibsbildern aus der Antiquität zusammen getragen herausgekommen. In Mathematicis hat sie hinterlassen: 1) Die Delineation der mehresten Aufgaben aus Schwenders Geometrie in 8. 2) Die von ihrem seligen Vater aufgesetzten Astronomischen Problemata, unter dem Titel: Problemata sphaerica in usum filiae conscripta; 3) Gegen die dritthalb hudert Zeichnungen allerhand phasium lunarium, wie sie dieselben 1693 den 11 Jenner bis 1698 den 8 Mertz in continua serie, Sommer und Winter, so offt es das Wetter gelidten, auf ihres seeligen Vaters damaligen Observatorio zu Nürnberg observirt, und sogleich auf Papier entworffen. 4) Eine besondere kleinere phasin lunae falcatae mit natürlichen Farben im Diametro etwa eines Thalers groß, in blauen etwas grösserm ovalen Feld. 5) Die nach dem Leben gemahlte dunckele Gestalt der Sonne, wie sie 1706 in der grösten und totalen Verfinsterung mit ihrem feurigen Annulo ausgesehen, samt denen zwey darbey stehenden sichtbaren Planeten, Saturno und Venere im blauen Felde, nebst der Uberschrifft: Facies solis a luna penitus occultati 1706 d. 12 Maj. hor. 10. min. 14. ante meridiem cum mora 3 min. 40 Sec. Norimbergae: von welchem Gemählde unter andern ein Exemplar in der öffentlichen Bibliotheck zu Nürnberg befindlich ist. Nachdem sie sich 1706 mit Johann Heinrich Müllern, damals Observatorii Norimberg, Directore und im Auditorio Aegidiano Physices Professore Publico, hernach aber Physices und Matheseos Professore Publico zu Altdorff verehlichet, und folgendes Jahr eines [268] Söhnleins genesen, ist sie bald darauf an einem Hectischen Fieber 1707 den 28 Oct. verschieden.