Zedler:Magnet
Magnet, Magnet-Stein, Lateinisch, Magnes, Lapis Sideritis, Lapis Heracleus, Lapis Nauticus, Terrella, Griechisch Μαγνήτις, Frantzösisch Aimunt, Pierre d' aimant, Italiänisch Calamita Pietra, Spanisch La Piedra y mance vodelhierro. Ist ein harter und nicht sonderlich schwerer Stein, oder vielmehr eine aus Eisen und Stein bestehende harte Substanz, und kan daher nicht ungereimt ein halb Metall heissen, wie er denn auch in den Eisen-Berg-Wercken gegraben wird, und insgemein das Eisen, ausser dem aber auch nichts anders, und so gar auch nicht einmal nur eines von den übrigen Metallen an sich ziehet, und sich zugleich beständig nach dem Nord-Stern wendet. Er wird nach dem Unterscheide der Orte, da er gegraben wird, auch an der Farbe unterschiedlich befunden, indem der Ethiopische schwartz, der Ost-Indianische Leber-farbig, der Arabische röthlich, der Schwedische und Deutsche Eisen-farbig ist. Seine Krafft ist auch unterschiedlich, indem eine Gattung das Eisen ziehet, und zugleich sich nach dem Norden kehret, auch darum vor die männliche gehalten wird; die zweyte sich allein nach dem Norden wendet, und kein Eisen ziehet; die dritte allein einen andern Magnet ziehet; und die vierdte, welche Theamedes, und auf Deutsch Bleser genennet, und vor die weibliche geachtet wird, das Eisen von sich stösset. Er hat viel schöne Eigenschafften, so für die Reisenden und Handwercks-Leute trefflich dienen, die aber alle nach der Reihe allhier anzuführen, zu lange währen dürffte. Wer davon Unterricht verlanget, mag lesen, was Regis in seinem Curfu Philosophico von demselben aufgezeichnet hat. Doch sind wol die sonderlichsten darunter folgende. Daß er nemlich 1) das Eisen an sich ziehet. Welche Krafft schon den Alten bekannt gewesen, deren Erdeckung nach dem Plinius Lib. XXXVI. c. 16. einem Vieh-Hirten, oder wie Isiodorus Lib. XVI. c. 4. Origin. saget, einem Priester der Göttin Isis, so Magnes geheissen, und auf dem Berge Ida wegen der Nägel an seinen Pantoffeln und Stecken ein Anziehen vermercket, zugeschrieben wird. Diese anziehende Krafft des Magnets wird gar deutlich wahrgenommen. Denn wenn man eine Näh-Nadel oder auch einen eisernen Nagel an einem Faden aufhängt, und den Magnet, wie er das Eisen anziehet, dagegen hält, so kommt die Nadel herüber, und hänget sich an den Magnet an. Wenn man sie aber bey dem Faden zurück ziehet, so spüret man, daß einem gleichsam etwas widerstehe. Es bleibet aber an ihm nicht nur eine Nadel oder Nagel, sondern auch ein Schlüssel, und nachdem der Magnet groß ist, ein schweres Stücke Eisen hangen. Es ziehet ein Magnet nicht so starck, als ein anderer, welches weder von der äusserlichen Grösse noch Schwere herkommt, sondern es ist die Stärcke desselben von gantz andern Ursachen herzuleiten. Und hält man denjenigen, der mehr Eisen an sich ziehet, höher, als einen, der wenig an sich ziehet, wenn er gleich grösser ist. Exempel besonderer Magneten erzehlet Schott in Magia Universali Part. IV. Lib. 3. p. 235 Der Groß-Hertzog zu Florentz hat einen, der 29 Pfund schwer ist, und frey in der Lufft an einer Ketten hängt, indem er armirt ist, der 65 Pfund ziehen kan, welchen ein anderer, den ein Mayländer gehabt, noch übertroffen, indem er kaum ein Pfund gewogen, und 60 Pfund ziehen können, wie denn auch Mersennus einen armirten Magneten gesehen, der etwas über 3 Pfund gewogen, und 10 Pfund gezogen, anderer Exempel zu geschweigen, die auch Wolff in dem nützlichen Versuche, dadurch zu genauer Erkänntniß der Natur und Kunst der Weg gebahnet wird, part. 3. cap. 4. §. 34. p. 115. angeführet. Man hat weiter aus der Erfahrung, daß die magnetische Krafft kan erhalten und vermehret; aber auch verringert werden. Zur Verstärckung derselben hat man verschiedene Mittel, daß sie dienlich sind, wahrgenommen. Es gehört dahin die Bewaffnung oder Armatur, wenn man ihn mit Eisen einfasset, und alles auf gehörige Weise dabey besorget, indem man unter den blossen und den armirten einen grossen Unterscheid angemercket, zum Exempel: Der Mayländische Magnet, der armiret 60 Pfund zog, kunte ohne Armatur nur 5 Untzen heben. Solche Krafft läst sich auch vermehren, wenn man ihm beständig Eisen anhängt, und wofern man dasselbe vergrössert, so kan man den Magnet gewöhnen, daß er nach und nach immer mehr träget, wie nicht weniger, wenn man ihn an einen Faden aufhängt, daß er sich beständig nach den Polis richten kan. Geschwächt wird er hingegen, wenn er nichts, oder auch wenig zu tragen, wenn er eine verkehrte Lage hat, das ist, lange liegt, oder hängt, daß der Süder-Pol gegen Norden, und der Nord-Pol gegen Süden, oder auch beyde Pole gegen Osten und Westen gekehret sind, wie denn auch diejenigen, die damit umgegangen, versichern, daß das Feuer dem Magnet nachtheilig sey. Er theilet auch seine Krafft dem Eisen mit, indem eine Nadel, welche an dem Magnet gehangen, dadurch gleich die Krafft erhalten hat, eine andere an sich zu ziehen, welches auch mit einem Messer angehet, daß selbiges eine magnetische Krafft bekommt, wenn man solches nur an dem Polo eines Magnets streichet. Seine anziehende Krafft erstreckt sich nur bis auf eine gewisse Weite, daß, wenn er eine Nadel anziehen soll, so darff er sie zwar nicht berühren, sie muß aber doch so nahe gehalten werden, als es seine Krafft erfordert. 2) Hat der Magnet hauptsächlich zwey Puncte, wo er das Eisen an sich ziehet, welches seine Polen genennet werden, daher, wenn man ihn in Hammerschlag oder Feil-Staub leget, so kan man die Polen entdecken. Denn an den beyden Polen hängt sichs wie ein Bart an, indem immer ein Stücklein oder Stäublein Eisen sich an das andere hängt, da hingegen an andern Orten entweder gar nichts, oder doch nur etwas eintzeles hin und wieder sich anhänget. Wenn nun der Magnet frey aufgehangen wird, daß er sich nach Gefallen herum drehen kan, so hat er die Eigenschafft an sich, daß er nicht ehe still stehen wird, als bis der eine Pol gegen Norden, der andere gegen Süden gekehret ist. Wendet man ihn, daß der Pol so gegen Norden stund, gegen Osten, und der andere so gegen Süden stehet, gegen Westen gekehret wird, so gehet er gleich wieder in seine vorige Stellung zurück. Ja, wenn man auch die Polen verkehret, und den von Norden gegen Süden, den aber von Süden gegen Norden bringet, so wendet er sich gleich wieder anders, damit der Pol, so Anfangs gegen Norden stund, auch wieder gegen Norden gekehret, und der gegen Süden sahe, auch wieder ietzt gegen Süden stehet, weswegen man sie auch den Namen nach von einander unterschieden, und denjenigen, der sich gegen Norden kehret, den Nord-Pol, den andern aber, der sich gegen Süden gewendet, den Süder-Pol genennet. Die Nord-Pole zweyer Magneten, ingleichen ihre Süder-Pole sind uneinig, und einander zuwider, das ist, wenn man den Nord-Pol des einen Magneten an den Nord-Pol des andern, oder auch den Süder-Pol des einen an den Süder-Pol des andern hält, so kan man gar eigentlich mercken, daß keiner den andern ziehet, weil man nicht den geringsten Widerstand fühlet, wenn man einen von dem andern zurück ziehet. Der Nord-Pol hingegen des einen, und der Süder-Pol des andern sind unter einander einig, das ist, wenn man einen Magneten dergestalt an den andern hält, daß der Nord-Pol des einen den Süder-Pol des andern, und hingegen der Süder-Pol des ersten den Nord-Pol des andern berühret, so bleiben sie an einander hangen, und wenn derjenige, so nicht gehalten wird, nicht schwerer ist, als das Eisen, welches der andere ziehen kan, so fällt er von dem andern nicht ab, ja wenn man ihn losreiset, fühlet man einen Widerstand. 3) Kommt bey einem Magnet dessen Abweichung, oder Declination für, daß die Magnet-Nadel sich nicht just richtet gegen die Polen der Welt, sondern von der wahren Mittags-Linie gegen Morgen oder gegen Abend abweichet, und da man bisher an vielen Orten drauf acht gegeben; so hat sichs gefunden, daß die Abweichnung nicht überall einerley sey, sondern in einigen Orten grösser, in andern kleiner, ja man hat auch angemercket, daß sie in einem Ort nicht beständig einerley verbleibe, sondern sich ändere, das ist, entweder grösser oder kleiner werde. Solche Abweichung haben verschiedene Gelehrte fleißig angemercket, wie wir bald zeigen wollen; wer sie aber zuerst wahrgenommen, solches ist nicht völlig gewiß. Thevenot in seinem 1689 edirten Tractat: recueil de voyages erzehlet, daß er einen Brief von Petro Adsigerio gesehen, der schon 1269 wahrgenommen, daß die Magnet-Nadel 5 Grad von Norden abgewichen. Ricciolusgiebt für die ersten an, die sie angemercket, Gonzalum de Quiedo und Sebastian Chabet in geographia reformata lib. 8. cap. 12. Andere halten den Robert Normannen für den, welcher sie zuerst entdecket, wie Dalenov in seinem Frantzösischen Tractat von dem Magnet, von dem wir unten mehrers anführen wollen. Insgemein giebt man vor den Erfinder einen Italiener von Amalphi, Namens Goja an, wovon mit mehrerm Pasch de Inventis Nov-Antiquis c. 7. §. 63. u.f. zu lesen ist. Der allerbeste Magnet ist demnach der, welcher das gröste Gewichte Eisen an sich ziehet, und halten kan. Er muß aber mit Eisen selbst wohl armirt und eingefasset werden. Denn auf diese Weise bekommt er eine stärckere Macht und Krafft. Lemery will mehr als einmal gesehen haben, daß ein Magnet so groß, als ein mittelmäßiger Apffel, eine eiserne Mörsel-Keule von zwey und zwantzig Pfunden gezogen und gehoben hat. Dieser Stein ist um hundert Pistolen verkaufft worden. Die Kräffte des Magnets bestehen nicht in seiner Grösse, sondern in gewissen Adern; darum er auch nicht nach der Grösse, sondern nach der Tugend geschätzet wird. Wenn er seine Krafft behalten soll, muß er rein gehalten, und für allem Fett und Schmutz verwahret, absonderlich aber wohl eingefasset werden, und wenn ihm alsdenn sein Gewicht Eisen, welches er an sich hält, nach und nach mit einem kleinen Zusatz vermehret wird, soll es ihm sehr dienlich seyn. Ob seine Krafft, wenn er in Blut von einem Widder gelegt, vermehret, oder durch Knoblauchs-Safft vermindert werde, ist durch eine beständige Erfahrung noch nicht erwiesen. Dieses ist gewiß, daß er durch das Feuer oder beissende Wasser seiner Kräffte beraubet wird. Es haben sich die Natur-Kündiger sehr bemühet, die Ursachen der so wunderbaren Eigenschafften des Magnets zu entdecken; worinnen sie aber nicht einig sind. Wegen der anziehenden Krafft des Magnets haben die Scholasticker weiter nichts gesagt, als daß sie ihre Zuflucht zu denen verborgenen Qualitäten und ins besondere zu der Sympathie oder der natürlichen Ubereinstimmung des Eisens mit dem Magnet genommen. Paracelsus schreibt solche Krafft einem besondern Geiste zu, der in dem Magnet stecke, und das Eisen an sich locke. Die Epicuräer haben schon zu ihrer Zeit von gewissen Cörpern geredet, welche aus dem Eisen und Magnet giengen, die Gassendus so vorgebildet, daß diejenigen die vom Magnet kämen, wie Häcklein, die aber aus dem Eisen giengen, wie Häfftlein wären, so, daß diese von jenen könten angezogen werden. Kircher schreibt das Wenden nach denen Polen einer magnetischen Krafft des Erd-Kreisses, und der Gleichheit, so dieselbe mit des Magnets Eigenschafften habe; das Anziehen aber des Eisens beyder gemeinsamer Natur und Wesen zu. Solche magnetische Krafft erkläret Brown von dem Gewichte, welches der Erden-Ball nach der weisen Regierung des mächtigen Schöpffers in dem grossen Umfang der Welt genommen, in einem solchen Ebenmaaß und Gleich-Gewicht mit denen übrigen ihn umgebenden Cörpern, daß er die einmal empfangene Stellung beständig behält, und wenn es möglich wäre, ihn daraus zu bringen, dennoch zu derselben wieder kommen würde. Anderer Meynungen nicht zu gedencken, welche zum Theil Morhof in polyhistore tom. 2. Lib. 2. part. 2. cap. 32. angeführet. Unter allen hat Cartesi Erklärung den meisten Beyfall gefunden, welcher einen Ausfluß gewisser schrauben-förmigen Theile setzet, die aus den Erd-Angeln oder Polen ausbrächen, und zu denselben wieder einkehrten, und weil der Magnet und das Eisen allein solche Lufft-Löcher hätten, durch welche solche kleine Theile dringen könten, so entstünde davon die Richtung des Magnets nach den Erd-Angeln, und die Anziehung des Eisens. Es beruhet das Cartesianische Systema auf einer gewissen magnetischen subtilen Materie, und auf dem Unterscheid der Lufft-Löcher und der kleinen Eröffnungen, welche in dem Magnet und dem Eisen sind; da er denn die Erde, als einen grossen Magnet, und in diesem Verstande den Magnet als eine kleine Erde ansiehet. Bey dieser magnetischen Materie habe man sowol auf ihren Aus- und Einfluß, als auch auf ihre Gestalt zu sehen. Sie komme von der Erde unmittelbar zu dem Magnet, aber eben die durch die Polos der Erden beständig circulirende Materie fliesse von dem Sonnen-Wirbel, oder von den Himmels-Polis zu der Erden, da denn die Gänge der Erden, durch welche diese Materie paßire, mit der Erden-Axe selbst gleich lieffen. Diese Materie gehe nicht nur von einem Polo der Erden zu dem andern, sondern es fliesse auch ein grosser Theil davon durch die Ober-Fläche der Erden, und durch die Lufft selbst, so daß die, welche von dem mitternächtigen Himmels-Polo in den mitternächtigen Erden-Polum flösse, hernach über die Erden-Fläche zurück lauffe, und wiederum in den mitternächtigen Erden-Polum eingehe, auf welche Art es auch mit der hergienge, die durch den mittägigen Erden-Polum eingegangen. Es komme diese Materie nicht nur von einem Polo des Himmels, oder des Sonnen-Wirbels, sondern von beyden, und ob sie wohl sehr subtil, so habe sie doch eine gewisse Gestalt, wie denn Cartesius diese kleine Cörperlein sich als lauter Schräublein vorgebildet. Es wären in und durch die Erden unzehlig viel Löchergen, durch deren etliche die von dem mitternächtigen, durch andere von dem mittägigen Polo kommende geschraubte Cörpergen giengen. Jene, die von Mitternacht kämen, drängen in die Erde hinein gegen Süd, und kehrten über die Erden-Fläche gegen Nord zurücke, diese hingegen giengen in die Erden-Axe von Süd gegen Norden, und kehrten wieder über die Erden-Fläche zurück gegen Süd, daß, wenn diese beyderley Cörperlein einander begegneten, so wären sie gleichsam einander entgegen geschraubt. Diese magnetische Materie fliesse nicht nur um die Erde, als den grossen Magnet, sondern mache auch einen solchen Wirbel um einen ieden Magnet, wie denn auch kein Cörper auf der Erden besser mit der Erden und dem Magnet in Ansehung der inneren Eröffnung übereinkomme, als das Eisen. Dieses ist die Cartesianische Grund-Lehre von dieser Sache, daraus man die wunderbaren Begebenheiten des Magnets zu erklären vermeynet. Denn was dessen anziehende Krafft betrifft, daß er das Eisen an sich ziehet, so setzet man voraus, daß in der Natur keine Bewegung als von aussen kommende Anfassung geschähe; und sagt, weil durch die Poros und Polen eines ieden Magnets die subtile und wie Schrauben gestaltete Materie beständig und in solcher Menge paßire, daß die vor den Polen stehende Lufft vertrieben werde, so begebe sich selbige hinter das Eisen, und stosse solches zu dem Magnet. Es trüge auch vieles die magnetische subtile Materie selbst bey, welche in dem Eisen einen freyen und ungehinderten Paß finde, daß also die Lufft ihre anstossende Krafft desto besser ausüben könne. Weil an der Beschaffenheit der innerlichen Gänge und Oeffnungen in dem Magnet, durch welche die magnetische Materie paßiren müsse, viel gelegen, so sehe man auch die Ursache, warum offt ein kleiner Magnet stärcker sey, als ein grosser, indem ein kleiner mehrere und geradere Gänge haben könte, als ein grosser, und daher könte durch jenen die Materie leichter und ohne Hinderniß gehen; aus welchem Grund auch leicht die Ursache zu erkennen, warum die Kräffte eines Magnets bald zu verstärcken, bald zu schwächen, wie nicht weniger, wie es zugehe, daß dem Eisen eine magnetische Krafft mitgetheilet werde. Denn da die Löchlein in dem Eisen so beschaffen, daß sie sich vor die magnetische Materie schickten, so habe sie durch dasselbe einen freyen und ungehinderten Durchgang. Wir haben oben als eine sonderbare Eigenschafft des Magnets angemercket, daß, wenn der Magnet frey aufgehangen sey, und sich nach Gefallen herum drehen könne, so werde er ehe nicht still stehen, bis der eine Pol gegen Norden, oder Mitternacht, der andere gegen Süden oder Mittag gekehret sey. Nun sagt Cartesius, daß, wenn der Magnet noch in der Erden wäre, und die Durchgänge mit der Erden-Axe parallel wären, so circulire die magnetische Materie beständig und ungehindert durch seine Polen; befände er sich aber etwa ausser seinem natürlichen Lager, und hange an einem Faden, so stosse diese subtile Materie so lange an, wenn sie ihre gewohnte Löchlein nicht finde, bis er in seine rechte Situation komme, und mit seinen beyden Polis gegen die Polen der Erden sich wende. Daß aber die Nord-Polen zweyer Magneten, ingleichen ihre Süder-Polen uneinig, oder einander zuwider; Hingegen der Nord-Pol des einen und der Süder-Pol des andern mit einander einig wären, solches käme daher: Die magnetische Materie, welche durch den Nord-Pol des einen Magneten ausgegangen, könne wegen der Ungleichheit der Löchlein durch den Nord-Pol des andern Magneten nicht eingehen, sondern stosse an, und treibe den Magnet so lange herum, bis er den Süder-Pol gegen jenen wendet, welcher die magnetische Materie, die auch durch den Süder-Pol des ersten eingegangen, wieder annehme und durchlasse. Man lese Cartesium selbst in princip. phil. part. 4. §. 133. u. ff. und von seinen Anhängern Andalam in Exercitationibus Academ. in philosophiam primam & naturalem p. 547 Andere, die eben keine Anhänger von ihm sind, geben so viel zu, daß eine magnetische Materie vorhanden, die aus zweyerley Art bestehe, deren eine zu dem Nord-Pol heraus, zu dem Süder-Pole aber hinein gehen könne, die andere aber zu dem Süder-Pole heraus und zu dem Nord-Pole hinein zu gehen, geschickt sey. Denn da ein Cörper, der in der Ruhe liege, sich nicht selbst bewegen könne, sondern von aussen ein anderer, der in der Bewegung sey, an ihn stossen müsse, gleichwol aber die Nadel, die an dem Magnet gerade herunter, wie es ihre Schwere mit sich bringe, hange, sich bewege, so bald ihr der widrige Pol des andern Magnets nahe komme, so müsse aus dem Pole eine Materie heraus gehen. Und weil doch eine Ursache seyn müsse, warum eine Materie durch den Süder-Pol hinein kommen könne, die durch den Nord-Pol herausgehe, und durch ihn nicht wieder hinein kommen möge, so sey dem Cartesio auch leicht zuzugeben, daß die kleinen Eröffnungen, welche der Magnet in den beyden Polen habe, von einander unterschieden seyn müsten. Daß man aber diese Materie und den Theilen eine gewisse Figur geben sollte, dazu habe man noch keinen Grund. Siehe Wolff in den nützlichen Versuchen part. 3. cap. 4. §. 39. u.f. Es hat auch Cartesius so grossen Beyfall nicht gefunden, wenn er erklären will, wie es mit der Abweichung des Magnets zugehe. Er meynet, daß zwar die magnetische Materie von einem Polo zu dem andern über die obere Fläche der Erden gehe; sie finde aber doch hie und da ihre Abwege, nachdem an verschiedenen Orten Eisen-Gruben verborgen lägen, dahin sie wegen Gleichförmigkeit der Gänge desto freyer fliesse, und die Magnet-Nadel in gleiche Bewegung richte. Wider diese Erfahrung wird verschiedenes erinnert, welches die Erfahrung an die Hand giebt, und mit derselben streitet. Denn einmal werde man nicht wahrnehmen, daß die Abweichung des Magnets um die Eisen-Grube veränderlicher sey als anderswo; und da mit der Zeit sich die Abweichung verändere, so sey nicht zu begreiffen, wie die Eisen-Gruben sich an allen Orten der Welt in so wenig Jahren verändern könten. Die beyden Frantzösischen Mathematici, Petit und de la Hire, schreiben die Ursache dieser Veränderung den Erd-Polen selbst zu, und sagen, daß, weil diese veränderlich und wandelbar wären; so könte auch der Magnet, der sich nach ihnen richte, nicht allezeit gleiche Direction haben. Die meiste Mühe hat in Untersuchung dieser Sache Halley, ein Engelländer, angewendet, wie weiter unten mit mehrern gezeigt werden soll. Ausser dem aber hat auch diese Meynung ein gelehrter Frantzose in einem kleinen Büchlein, Traité de l' Aimant, schön erläutert, welches unter dem Titul: Neu-erfundener mathematischer Raritäten zweyter Theil, zu Mayntz Deutsch heraus gekommen. Ob diejenige neue Theorie von Magneten, so in denen vor weniger Zeit von eingen guten Freunden in Jena heraus zu geben angefangenen Academischen Neben-Stunden im Ersten Stück Art. 5. vorgetragen worden, diese Klarheit habe, überlassen wir eines iedweden Entscheidung. Zum wenigsten glauben wir, daß die zum Grunde voher gelegten Sätze noch viel Licht bedürffen werden. Wir beziehen uns gegenwärtig bloß auf den kurtzen Auszug davon, wie selbiger in denen gelehrten Zeitungen 1718. p.339. befindlich ist. Nemlich die Erklärung derer Eigenschafften des Magneten setzet zum voraus, daß die Erde ein Comet gewesen, der, weil er über und über gebrennet, immer dunner geworden, und folglich sich ie länger ie weiter von der Sonne entfernet, bis er an das Ende des Sonnen-Wirbels kommen, daselbst ausgelöschet, und also ein Planete geworden. Diese starcke Veränderung habe verursachet, daß der Planet bald müsse anfangen, sehr gegen die Sonne zu sincken, die da herum befindliche Himmels-Lufft aber in die grossen leeren Räume einzudringen, welche den Planeten, der noch wie ein dünner Brey beschaffen gewesen, nach der Linie, die nach dem Sonnen-Wirbel gehet, durchlöchert, bis er nachgehends härter worden, und die gemachten conischen Röhren oder Gänge behalten, durch welche er, vermittelst der Himmels-Lufft, aus der Sonne immer mit seiner Axe nach dem Pol der Sonne gelencket wird. Eben diese Eigenschafft wäre auch allen Theilen der Erde eingedruckt, nur daß die meisten entweder zu flüßig, die gemachten Rohren zu behalten, andere zu dichte wären, daß die Himmels-Lufft ungehindert durchgehen könte, bey andern aber andere Umstände solches hinderten, und also der Magnet die einzige Materie, darinnen man solche Würckungen deutlich wahrnehme. Im Jahr 1721 in dem Monat Januar ist in denen neuen Zeitungen von gelehrten Sachen no. 9. p. 71. eine andere Theorie des Magnets beygebracht worden. Es ist selbige des Christoph Eberhards in Engelland, der sie gedachtes Jahr unter dem Titel: Specimen Theoriae Magneticae, quo ex certis principiis magneticis oftenditur vera & universalis methodus inveniendi Longitudinem & Latitudinem, vorgetragen, worauf sie endlich 1712 zu Leipzig in 4 & 8 Bogen durch den öffentlichen Druck bekannt gemacht worden. Die Nachricht davon lautet, wie folget: Der Herr Verfasser sagt, er habe viele von andern gemachte Anmerckungen von Magneten gesammelt, sie gegen einander gehalten, auf das genaueste geprüfet, und endlich daraus geschlossen, daß in der Erden sehr grosse leere Hölen seyn müsten, darinnen ausser andern Dingen 2 grosse Nuclei magnetici befindlich, davon man einen könne den Europäisch-Asiatischen, den andern den Americanischen nennen. Der Nord-Pol des Europäischen Nuclei sey 10 Grad, und der Nord-Pol des Americanischen 8 Grad, vom Nord-Pol der Erd-Kugel entfernet: Der Süd-Pol des Asiatischen Nuclei gehe bis zum 40, und des Americanischen seiner bis zum 60 Grad der mittäglichen Breite. Daher wären die Aequatores und übrigen Circul dieser beyden Magneten sehr von einander, und von denen Circuln der Erde unterschieden: Es sey auch ihre Bewegung und Grösse nicht einerley, und der Europäisch-Asiatische sey fast halb so groß, als die Erd-Kugel, und bringe seine ordentliche Circul-runde Bewegung, vom Morgen gegend Abend, in 1232 Jahren zu Ende. Der Verfasser beweiset seine Meynung daraus, weil die Magnet-Nadel auf dem stillen Meere gegen Abend, in Brasilien gegen Morgen, beym Vorgebürge der guten Hoffnung wieder gegen Abend, und im Indianischen Meere gegen Morgen abweiche; desgleichen, daß bey California die Abweichung gegen Morgen, und gegen über bey Virginien gegen Abend sey. Hernach erkläret er aus seiner Meynung alle Phaenomena des Magneten, und sonderlich von der Longitudine und Latitudine. Er braucht dazu drey Magnet-Nadeln, eine declinatoriam, und 2 inclinatorias, von welchen letzteren die eine immer gegen Mittag und Mitternacht, die andere gegen Morgen und Abend gerichtet ist. Die letzte schätzt er sonderlich sehr hoch, wodurch, wie er meynet, die Meridiani und Circuli Longitudinis magnetici sehr leichte zu finden. Diese weiset unter dem Aequatore und denen Tropicis richtig die 360 Grad des Magneten, und folglich auch der Erde, aber ausser denen Tropicis kan sie den Circul nicht, sondern nur den Semiquadranten, auch bald mehr, bald weniger, vollführen. Dahero zeigt sie durch ihr Hin- und Wiedergehen, wie viel Meilen das Schiff fortgefahren sey. Die Sache wahrscheinlicher zu machen, hat er 2 Land-Charten verfertiget, darauf die Oerter gezeichnet sind, allwo man Anmerckungen mit denen Magneten gemacht, und dieselben auf 2 höltzerne Kästgen geleimet, darinnen er die Magneten so befestiget, daß die Magnet-Nadel auf einem ieden Ort, darauf sie gesetzet worden, eben die Abweichung gehabt, welche die Schiffer auf ihren Reisen an solchen Orten bemercket. Desgleichen hat er auch eine kleine Erd-Kugel gemacht, darinnen er die Magneten so angebracht, daß die dritte Magnet-Nadel eben die Veränderungen, sowol auf denen Tropicics, als ausser denenselben, gehabt, die sie, nach denen Grund-Sätzen des Verfassers, auf der Erd-Kugel selber haben solte. Der Verfasser hat diese Schrifft denen Commissarien des Parlaments von Groß-Britannien, die die Erfindungen von der Longitudine untersuchen sollen, zugeschrieben, die auch dieselbe gütig aufgenommen, da sie vielfältige andere nicht einmal des Ansehens gewürdigt. Der Ubersetzer und Herausgeber dieser Schrifft meldet, daß schon vor einigen Monaten ein Schiff aus einem berühmten Hafen ausgelauffen sey, die Theorie des Eberhards zu prüfen, und mit neuen Experimentis zu bekräfftigen. So weit die in denen Gelehrten Zeitungen gegebene Nachricht von der Eberhardischen Theorie. Da nun in eben diesem Januar derer Zeitungen von gelehrten Sachen no. 8. p. 63. der neuen Theorie von Magneten des Doppelmayers in Nürnberg gedacht wird, so in einem und dem andern Stücke der Eberhardischen zuwider ist, so fügen wir sothane Erzehlung in folgendem nach: Doppelmayer ist bey einem Jahre her über einer neuen Theorie, was die Declination des Magnets, auch dessen Inclination anlanget, beschäfftiget, und auf eine weitere Verbesserung derselben bedacht gewesen, welche in einem und dem andern von denen Magnetischen Grund-Sätzen Christoph Eberhards abgehet. Immittelst trachtet er selbige noch immer zu einer grösseren Vollkommenheit zu bringen, damit man alsdenn nach solcher Theorie, mit Zuziehung des Calculi, die Zeit, wenn in einem vorgegebenen Orte entweder gar keine Declination des Magnets, oder einige von so und so vielen Graden, auch die gröste, und wiederum umgewandt, sich gezeiget hat, auch erhalten wird; alsdenn aber, so die Declination des Magnets und die Latitudo des Orts, oder an statt der Latitudinis die Inclination des Magnets auf das genaueste bemercket worden, das Haupt-Problema in der Geographie- und Schiffahrt-Kunst die Longitudinem desselben Orts gar genau zu bestimmen, und auf einem Erd-Globo eine iede von denen obigen Aufgaben, so viel Richtigkeit die Operationes darauf zulassen, gar deutlich und behende wird können aufgelöset werden. Es hat der Allerhöchste mit Fleiß dem menschlichen Fürwitz unterschiedene dergleichen Sachen in der Natur vorlegen wollen, deren Art und Weise er nicht deutlich begreiffen kan, damit er hernach bey denen Göttlichen Geheimnissen an deren Wahrheit nicht zweiffeln darff, ob er schon nicht die Art und Weise ihrer Möglichkeiten sich vorzustellen vermag. Man kan in der Natur-Lehre nicht allezeit die Causa secundas finden, man muß sich öffters von denen Geschöpffen zu dem Schöpffer wenden. Hierbey kan man diejenigen Worte wiederholen, so Henckel in seiner Flora faturnizante p. 197. anführet: Wir müssen in der Natur-Lehre den vornehmsten Haupt-Zweck, das ist, das Absehen auf die verborgene Gottheit, niemals vergessen, welches leicht geschiehet, wenn wir die Bewegung natürlicher Cörper bloß von einem Zusammenfluß derer Materien, und also von einer Nothwendigkeit herleiten wollen. O mein Leser, laß uns die durch seinen Geist alles bewegende Macht des Höchsten, so er in und über dem Erdboden beweiset, mit Erstaunen ansehen, und die unverrückte Ordnung seiner Geschäffte in der Creatur, nicht sowol in Betrachtung behalten, als vielmehr in Verwunderung ziehen. Wie sehen des Windes Stärcke in denen Würckungen, wir hören sein Sausen wohl, aber wir wissen nicht, von wannen es kommt, und wohin es fähret. Also müssen wir philosophiren, wenn wir auf den Grund kommen wollen, und die bloß materialische und mechanische Weißheit läst uns nicht allein in der Natur-Lehre, sondern auch von GOtt mancherley Zweiffels-Knoten. Ja wahrhafftig, wo wir nicht bey aller unserer Betrachtung in der gemessenen Regierung eines dahinter steckenden erschaffenen geistlichen Wesens, und eines hinter diesen verborgenen eigenmächtigen Schöpffers endlich beruhen, so bleiben wir sowol uns, als andern, zur Befriedigung des Gemüthes allezeit etwas schuldig, welches wir mit der allermühsamsten Darlegung derer Causarum secundarum, oder materialischen Ursachen nimmermehr abtragen werden. Wie die Kräffte des Magnets zu erforschen, zu erhalten, zu vermehren, und zu mancherley Gebrauch in Ernst und Schertz anzuwenden, ist bey Schotten, Kirchern, Schwentern, Harsdörffern u.a.m. weitläuffig zu finden. Die ihm fälschlich angedichtete Tugenden, hat Brown in einem eigenen Capitel widerleget. Clusius bemercket, daß der König von Ceylon die Gefässe, worinnen die Speisen vor ihn bereitet und aufgetragen werden, von Magnet-Stein machen lassen, in Meynung, daß dieselben zu Erhaltung der Gesundheit beytragen sollen. Magnet-Stein findet man an allen Orten, wo Eisen gegraben wird. Die alte Fabel von denen Magnet-Bergen in dem äussersten Norden, so die Schiffe, die mit Eisen verwahrt sind, an sich ziehen sollen, ist durch die Erfahrung derer jüngeren Schiffahrten widerlegt worden. Daß zwischen denen Theilen des Magneten und des Stahls sich eine grosse Gleichheit finde, hat Jablot durch allerhand Proben gewiesen. Dann erstlich, kan sich der Magnet in recht rein und sehr feines Eisen verwandeln. Zum andern, rostet er, wenn er feuchte worden, beynahe eben so, als wie das Eisen. Zum dritten, weil das Eisen, wann es in einer gewissen Stellung lange auf der Erde liegt, zu einen vollkommenen Magneten wird. Zum vierdten, weil der Magnet, das Eisen und der Stahl im Feuer ihre magnetische Krafft verliehren. Zum fünfften, weil die stählernen gehärteten Klingen andern stählernen Klingen ihre Krafft mittheilen, die sie von dem Magnet erhalten haben. Zum sechsten, weil man fast alle Proben mit dem Stahle, der recht wohl mit dem Magnet ist bestrichen worden, so gut, wie mit dem Magnet selbsten, machen kan. Der Gebrauch des Magnets, nachdem seine Tugend, den Nord-Stern zu zeigen, bekannt worden, ist unschätzbar, massen allein durch diese Mittel die Fahrten über das weite Meer angestellet, und so viel neue Länder entdecket werden können. Diese Tugend ist im dreyzehenden Jahrhundert durch einen Neapolitaner von Melfi, welchen etliche Flavius, andere Joh. Gojam nennen, endecket, und zum Gebrauch gebracht worden, wiewol sie um dieselbe Zeit auch bey denen Arabern soll seyn bekannt worden, wovon Kircher nachzusehen. Die Tsineser wollen dieselbe 2000 Jahr vor CHristi Geburt gewust, und von der Zeit an des Compasses sich gebrauchet haben. In der Artzney hat der Magnet, wie der Blut-Stein, eine anziehende und austrockende Würckung, und wird nur äusserlich gebraucht, weil er eingenommen, gifftig seyn soll. Einige schreiben dem Magnete noch andere wunderbare Eigenschafften zu: Er soll den Verstand vermehren, die Furcht und das Schrecken vertreiben, Friede und Einigkeit erhalten, die Geburt befördern, das Haupt-Wehe und den Krampff stillen, so man ihn bey sich trüge. Er soll auch vor die Wassersucht zuträglich seyn, so man dieses Steines ein halb Quentlein mit Honig-Wasser vermischt einnähme. Wenn man davon mit Honig-Wasser trincket, soll er den Bauch laxiren, und die groben Feuchtigkeiten ausleeren. Bes. Lonicerus Kräuter-Buch p. 725. Man vermischt ihn bisweilen mit denen Bruch-Pflastern, und giebt innerlich gefeilt Eisen zu trincken, damit der Magnet das Eisen an sich ziehen soll. Einige machen aus den gebrandten Magneten und Wachs ein Pflaster zu Linderung derer Podagrischen Schmertzen. In denenjenigen Beschreibungen derer Pflaster, die zu dergleichen Wunden zu gebrauchen, welche mit diesem oder jenem Gewehr gemachet worden, und von denen man vermuthet, es sey etwas von Eisen darinnen zurück geblieben, wird der Magnet erfordert: denn, man stehet in dem Wahn, der Magnet, der unter solch ein Pflaster ist gekommen, werde das Eisen an sich und aus der Wunde heraus ziehen. Allein, der Magnet mag auch noch so gut und kräfftig seyn, dergleichen Würckung wird er nimmermehr zuwege bringen. Denn fürs erste, wird er so zart zerstossen, als wie es nöthig ist, wenn er soll unter ein solch Pflaster eingemischet werden, so verliehrt er gewißlich alle seine Krafft das Eisen anzuziehen, als welche einzig und allein in Ordnung seiner Löchlein hat bestanden, die aber dergestalt verderbet und vernichtet ist. Wann auch fürs andere, an diesem pulverisirten Steine einige Krafft das Eisen anzuziehen, verblieben solte seyn, so würde derselbige doch wegen derer schleimigen, gummosen und hartzigten Materien, woraus das Pflaster, unter welches er gemischet worden, bestehet, nichts sonderliches verrichten können. Deßwegen kan man an dem Magnet, den sie unter die Pflaster zu mischen pflegen, keine andere Krafft finden, als eine reinigende und anhaltende: man erachtet dahero gar nicht nöthig, wann einer wolte sich bemühen, und einen recht sehr kräfftigen Magnet aussuchen, den er zur Artzney gebrauchen konte: der ist schon gut genug darzu, den die Materialisten gemeiniglich verkauffen, und den sie aus Auvergne und anderwärts herbringen lassen. Damit man aber nicht betrogen werde, und einen andern Stein, statt des Magnets, bekommen möge, so darff man nur Feil-Späne daran halten, dann diese muß er an sich ziehen. Es giebt wohl auch weissen Magnet, welcher von denen Italiänern Calamita Bianca genennet wird, allein derselbe ist sehr rar, und muß weiß und graulicht sehen, schwer seyn, und das Eisen ziehen. Ein armirter oder gewaffneter Magnet wird derjenige genennet, welcher an seinen beyden Enden oder Polis mit Stahl oder Eisen beschlagen ist. Wenn man den Magneten in Scheide-Wasser solviret, so werden die Dinge, die hernach durch sein fixes und crudes Saltz imprägniret werden, zugleich figiret. Magnes kommt von Magnesia, weil der Magnet vorzeiten in der Lydischen Provintz Magnesia sehr häuffig gefunden wurde: oder, wie Nicander will, dieweil ein Schäfer, mit Namen Magnes, von dem gleich Anfangs gedacht worden, der erste gewesen, welcher auf dem Berg Ida, mit dem Eisen an seinem Schäfer-Stocke unde denen Nägeln in seinen Schuhen, den Magneten entdecket haben soll. Bes. Zeiller. Cent. I. Ep. 416. Panciroll. II. tit. II. p. 578. Plin. XXXVI. 16. wiewol Melissantes bey der Beschreibung des Berges Ida in seiner Orographia nichts davon gedencket. Hierauf hat man dessen wunderbare Eigenschafften nach und nach entdeckt, welche beym Läl. Bisciol. Horar. subcesiv. tom. 2. I. 3. Beckermann in problem. nautic. f. 601 Besold. in discursu de Novo orbe, Huls im Weg-Weiser, II. Mart. Zeiller. in Itin. Ital. p.. 116. Joh. Jonston. in Thavmatographia nat. p. 143. Jos. Acosta I. Histor. Indicae, 16. Kircher. de Arte magnetica. Nic. Zuchi in Philosophia nova de machinis & magnete, Rom 1652. 4. Vincentz Leotard. in Magnetologia, Leiden 1668. 4. Wilh. Barlow in Observat. magnet. Lond. 1616. 4. Dalencé Traité de l' aiman und andere weitläuffig können nachgelesen werden. Besiehe Morhofs Polyh. lit. T. II. P. II. 32. Paschius de Inventis nov-antiquis. Am alleraccuratesten aber hat davon geschrieben der Engeländer Gilbert, als der etliche Jahre zu dessen Natur-Kundigung angewendet, und auf 50000. Gulden darauf verwendet hat. Doch Scaliger machte es kürtzer; denn als er dessen Ursache erklären solte, sagte er nichts mehr, als dieses: Se nescire. Bes. Panciroll I. c. Bes. auch Bapt. Porta Mag. Nat. VII. 1. Lapis Heraclius wird er genannt, weil er vor diesem zu Heraclea, einer Stadt in Magnesia, gefunden worden. Lapis Sideritis heist er von σίδηϱος, ferrum, Eisen, weil er das Eisen an sich ziehet. Lapis nauticus, weil die mit dem Magnet bestrichene Nadel denen zur See fahrenden den Weg weiset. Von dessen genauer Verwandniß mit der Erde, als welche einige lieber gar vor nichts anders, als einen grossen Magnet-Stein ausgeben wollen; Wovon unter dem Artickel: Magnetische Philosophie ein mehrers nachzusehen ist. Aymant heißt er auf Frantzösisch, weil er das Ansehen hat, als ob er das Eisen liebe, weil er sich so genau dran hängt. Nun ist noch übrig, daß wir die hieher gehörige Bücher anführen. Die Hand-Bücher und Systemata der Physic, in denen die Materie von dem Magnet mit fürkommt, übergehen wir hier, und bleiben bey denjenigen Schrifften und Observationen, die besonders zur Erläuterung dieser Materie dienen. Es ist dieser Punct der Natur-Lehre eigentlich zu den neuern, doch mehr zu unsern, als in den vorigen Zeiten untersucht worden. Morhof. in polyhistor. tom. 2. Lib. p. 2. c. 32. sagt, der erste, welcher sich die Mühe gegeben, die Natur des Magnets zu untersuchen, zu dem Ende allerhand Versuche anzustellen, auch gezeiget, daß die Erde ein grosser Magnet, und der Magnet eine kleine Erde sey, wäre Wilhelm Gilbert, ein Engeländer, der philosophiam novam de magnete magneticisque corporibus & magno mante, tellure 1600. ediret, von welchem Baco de Verulamio in augment. scient. lib. 2. cap. 73. urtheilet, daß er ungemein Fleiß dabey angewendet, und sich durch Experimenten die Sache zu entdecken, bemühet. Wenigstens hat er andern Anlaß gegeben, und den Weg gebahnet, daß sie der Sache weiter nachgedacht, und manches auf eine leichtere Art eingesehen, wie sich denn verschiedene deßwegen so sehr bemühet, daß sie besondere Bücher und Wercke davon aufgesetzet. Denn wir haben Nicolai Cabai philosophiam magneticam, Nicolai Zucchi philosophiam novam de machinis & magnete, Vincentii Leotaudii Magnetologiam, sive novam de magnete philosophiam, ingleichen Athanasi Kircheri magneticum naturae regnum sive disceptationem de triplici in natura rerum magnete inanimato, animato & sensitivo. Doch wir haben noch neuere Schrifften. Anno 1687. kam Traité de l' animant, oder Tractat von dem Magnet zu Amsterdam heraus, davon der Auctor Dalence heisset, der in den meisten Stücken die Cartesianische Principia angenommen, wovon nachzulesen Baylens Nouvelles de la republique des lettres 1687. Septembr. p. 917. Eine besondere Begebenheit den Magnet betreffend, hat Vallemont in description de l' aimant qui s' est formé a la pointe du clocher neuf de N. Dame de Chartres etc. Paris 1692. erzehlet und zu erklären gesuchet, daß nemlich der Rost, der sich an ein Eisen gesetzet, eine magnetische Krafft gehabt, dergleichen auch schon Gassendus soll wahrgenommen haben. Die angezogene Schrifft des Vallemonts wird in den Actis Eruditorum 1694. p. 208. recensiret. Robert Boyle hat gleich in dem ersten Capitel seiner Experimentorum observationum physicarum, die zu Londen 1691. heraus kommen, verschiedene magnetische Experimente vorgestellet, und unter andern angemercket, daß nicht alle Magneten durch das hefftige Feuer ihre anziehende Krafft verlöhren, ingleichen daß ein warmer Magnet, wenn er geschwind ins Wasser getaucht werde, mehr von seiner Krafft verliere, als wenn man ihn nach und nach an der Lufft ließ kalt werden. Rauviere erzehlet in seiner Voyage du tour de la France p.205. daß der Herr Pugnais gemeinen Fleiß und viele Kosten auf diesen Punct der Natur-Lehre gewendet, und wie er mit den schönsten und kostbarsten Magneten versehen gewesen, also habe er auch 2 Schrifften davon ediret, experiences sur l' aimant und lettres écrites a un philosophe sur le choix d' une hypothese propre a expliquer les effets de l' aimant. Nachdem man wahrgenommen, daß die Abweichung der Magnet-Nadel veränderlich, so haben sich verschiedene die Mühe gegeben, solche Abweichung anzumercken, als de la Hire, wovon die Memoir. de l' acad. roy. des scienc. 1716. p. 7. u. ff. zu lesen, sonderlich aber der deswegen berühmte Engeländer Halley, welcher schon 1683. in einer Tabelle zusammen gebracht, was er von dieser Abweichung der Magnet-Nadel gefunden, die auch in die Acta Eruditorum 1684. p. 387. mit eingedrucket worden. Franciscus Noel, ein Jesuite, der auf Befehl seiner Obern als Mißionarius nach China und Indien geschickt worden, hat auf dieser Reise unter andern auch die Abweichung der Magnet-Nadel sorgfältig untersuchet, und zwar in den Observationibus mathematicis & physicis in India & China factis, c. 8. p. III. die zu Prag 1710 heraus kommen sind; dergleichen auch Fevillee auf seiner Reise nach America und Indien gethan, dessen Anmerck. aus seinen Journal des observations physiques, mathematiques & botaniques in den Actis erud. 1715. p. 191. zu finden sind, die man auch nebst andern in Wolffs nützlichen Versuchen part. 3. p. 186. sqq. antrifft. In den Actis Erudit. 1682. p. 258. ist auch Sturmii epistola invitatoria ad observationes magneticae variationis instituendas zu lesen. Von dem Mattheo Hale ist nach seinem Tod 1695 noch zum Vorschein kommen magnetismus magnus, sive contemplationes metaphysicae & divinae, e consideratione magnetis subnatae, darinnen er Anleitung giebet, wie einen die Betrachtung des Magnets zu GOtt führen könne. Des Petri von Muschenbrock physicae experimentales & geometricae de magnete, tuborum capillarium vitreorumque speculorum attractione, magnitudine terrae, cohaerentia corporum sitmorum dissertationes sind zu Leyden 1729 heraus kommen, und werden in den Actis Eruditorum 1730. p. 148. recensiret. Man lese auch noch Valentini Museum museorum, der zu Ende des dritten Theils eine weitläuffige Abhandlung vom Magnet angestellt,ingleichen die Memoires de Trevoux 1703. Novembr. p. 367. und 1704. Maj. p. 366 Ausser diesen sind auch noch bekannt Lorentz Reael Onderfinding van de Magnetsteen, en de magnetische Krafft der Aarden, Amsterdam 1651, 8. Verulamius in Inquisitione de Magnete. Johann Jacob Schweigkard in Disquisitione von der Natur und Eigenschafften des Magnet-Steines. Matthäus Hale in Magnetismo magno, sive Contemplat. meatph. & divin. a consideratione magnetis subnatis, London 1695, 8. Zwingers Scrutinium Magnetis; und andere.