Zedler:Malachowsky (Johann)

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[WS: aus der Vorrede zum 19. Band extrahierter Artikel]

[7] Malachowsky (Johann), Cron-Unter-Cantzler, des Pohlnischen weissen Adler-Ordens Ritter, Gouverneur von Opoczno, Herr derer Herrschafften Malachowitz, Renkorai, Moszezenica, Konskin, Bialaczow, Orczki, Mogetnica, Ofieezna und Rokassow etc. erblickte das Licht dieser Welt den 24. Jenner des 1698. Jahres. Sein Herr Vater war Stanislaus Malachowsky, Palatin von Posen; die Frau Mutter aber Ihro Hoheit, Anne, gebohrne des Heil. Römischen Reichs Printzeßin von Lubomirsky. Schon im zartesten Alter hatte Ihro Excellentz das Unglück, Ihren Herrn Vater zu verliehren, welcher bald nach geschlossenem Carlowitzischen Frieden, den man zum Theil nicht anders, als eine Frucht seiner rühmlichsten Bemühungen, anzusehen, und dem er als gevollmächtigter Abgesandter von Seiten der Republick Pohlen beygewohnet hatte, Todes verbliche. Wie nun Ihro Excellentz schon noch in der Wiege in den Vaterlosen Waysen-Stand versetzet wurden; so beruhete die gantze Sorge wegen guter Erziehung dieses hinterlassenen einzigen Sohnes lediglich auf der Veranstaltung Dero Frau Mutter, welche erst ein gantzes Viertel-Jahr nach des verstorbenen Palatins Ableben annoch eine Fräulein Tochter zur Welt brachte, die nach der Zeit an den Herrn [8] Myczielsky, Stolnick der Crone, vermählet worden ist. Jedoch nöthigten die damals in Pohlen entstandenen Unruhen diese zärtliche Mutter gar bald, ihren Herrn Sohn von sich zu lassen, und ihn nach Dantzig zu schicken, um daselbst in den ersten Gründen derer einem Herrn von seinem Stande nöthigsten und anständigsten Wissenschafften unterrichtet werden zu können. Er hielte sich also in gedachter Stadt von 1707. bis 1709. auf, und legte den ersten Grund seiner Studien unter der Direction derer Herren Jesuiten in der Vorstadt Schottland. Als es aber nachmals in Pohlen wiederum etwas ruhiger geworden; so begab er sich nach Cracau, um dieselben auf der dasigen hohen Schule weiter fortzusetzen.

Nachdem aber auch seine Frau Mutter gar wohl wuste, daß nichts so geschickt wäre, vornehme Standes-Personen, und die bereits darzu gebohren, dermaleinst vor das Beste und Wohlergehen ihres Vaterlandes besorgt zu seyn, recht vollkommen zu machen, als wenn sie auch auswärtige und fremde Länder besehen; so konte sie es um so viel eher geschehen lassen, daß ihr eintziger Trost sich noch weiter von ihr entfernete, und in die Fremde gieng. Er machte also den Anfang seiner Reisen durch Deutschland, woselbst er, nachdem er Wien besehen, die vornehmsten und angesehensten Höfe besuchte. Hierauf verfügte er sich nach Italien, und hielte sich, nachdem er allerwegen das Sehens- und Merckwürdigste in Augenschein genommen, ein Jahr lang zu Turin auf, um sich bey der dasigen Academie in allen Ritterlichen Ubungen recht feste zu setzen. Von hier wandte er sich nach Genua, woselbst er sich zu Schiffe setzete, und nach Marseille in der Provintz überseegelte. Nach diesem durchreisete er die Frantzösischen Ländereyen, und kam endlich, nachdem er überall, wo er durchgereiset, das Merckwürdigste und Seltenste besehen, in Paris an. Hier hielte er sich wieder ein gantzes Jahr auf. Sodann gieng er durch die Niederlande, als nemlich Flandern, Holland, und die dazu gehörigen Provintzien, nach Deutschland zurücke, und blieb eine Zeitlang in Dreßden, um dem Könige August II. von Person bekannt zu werden, immassen dieser preißwürdigste Monarche, glorwürdigsten Gedächtnisses, damals eine so prächtige und kostbare Hofstatt unterhielte, als keiner von seinen Vorfahren gehabt hatte, und überdem auch Dreßden ein Sammelplatz alles dessen war, was man sonst nur schönes und vollkommenes in der gantzen Welt zerstreuet antreffen mag.

Nachdem er sich nun daselbst etliche Monate lang verweilet hatte; so kam er endlich wieder in seinem Vaterlande an, und legte die erste Probe von seinem Eifer und Besorgnisse vor das Wohlergehen dieses Königreiches dadurch ab, daß er dem Land-Tage des Hertzogthums Zator persönlich beywohnete. Als aber der gesammte Adel dieses Districts seine besondern Verdienste und seine gantz ausnehmende Munterkeit des Verstandes, als worinnen er auch die geschicktesten und erfahrensten seiner Landsleute übertraf, gar bald einsahe; so erwehlten sie ihn einmüthiglich zu dem Richter ihres Gebietes bey dem Cron-Gerichte, ob er gleich damals nicht älter als 23. Jahr war. Wie er nun dem Adel fünf Viertel-Jahre lang als Richter vorgestanden hatte; so begab er sich dieser Würde, um dem damals zu haltenden allgemeinen Reichs-Tage als Land-Bote seiner Woywodschafft mit beyzuwohnen. Bey welcher Gelegenheit er denn auch durch seine grosse Einsicht sowol, als duch seinen angenehmen und beliebten Vortrag, die Neigung und Gewogenheit des gantzen Adels gewann; hauptsächlich bey der Unter-Kammer [9] sich gantz besonders hervorthat. Sonderlich aber fügte es sich im Jahr 1726, daß bey dem damals gehaltenen Reichs-Tage die besondern Verdienste Ihro Excellentz der gantzen Welt und dem gesamten Hofe erst recht in die Augen strahleten, nachdem er unterschiedene höchstverwirrete und von der äussersten Wichtigkeit seyende Dinge so glücklich heben und entscheiden helffen. Wie er sich denn dadurch insonderheit auch eine so grosse Königliche Huld und Gnade erworben, daß Ihro Majestät ihm hierauf das Gouvernement von Opoczno anvertrauet.

Jedoch dieses war nur wie ein blosser Anfang von den vielen Begnadigungen, deren Se. Königl. Majestät, August II, Glorwürdigsten Andenckens, Ihro Excellenz würdig geschätzet, massen Dieselben nach dem Tode des Cron-Groß-Cantzlers Szembeck ihm die Würde eines Cron-Unter-Cantzlers, welche Ihro Eminentz, der Herr Cardinal Lipsky, damals bekleidete, und niederzulegen entschlossen war, bereits zugedacht hatten: allein der so unverhofft darzwischen gekommene Todesfall Ihro Königl. Majestät unterbrach dieses Vorhaben. Aber auch derselbe gab ihm zugleich eine neue Gelegenheit an die Hand, vor der gantzen Welt öffentlich zu bezeugen, wie sehr er sich das wahre Wohlergehen seines Vaterlandes zu Hertzen nähme, und mit was vor einem Eifer er dem Durchlauchtigsten Hause Sachsen zugethan wäre.

Denn nachdem der gesamte Adel aus dem ihm anvertraueten Gouvernement ihn bey denen während des Interregni in Pohlen entstandenen und vorwaltenden öffentlichen Unruhen zu seinem Haupte und Anführer erwehlet hatte; so wagte er sich mit demselben auf das von der Gegen-Parthey beliebte Wahlfeld, und protestirete, der ungleich grössern Menge seiner Gegner und der von diesen geschehenen Drohungen ungeachtet, öffentlich wider die erfolgte Wahl der Königs Stentzels, und zertrennete hierdurch zugleich alle von den Widriggesinneten gefassete Anschläge. Als sich nun derselbe nach der Zeit beständig um und bey dem Könige befand; so verliehen Ihro Majestät ihm zu Belohnung seiner Treue und derer mit der grösten Lebens-Gefahr davon abgelegten Proben, nach Eroberung der Stadt Dantzig, die durch das Absterben des Herrn Myczielsky und Schwagers von Ihro Excellentz ledig gewordene Stelle eines Stolnicks der Crone. Uber dieses bedienten sich auch Ihro Majestät desselben Vermittelung zu Gewinnung der Cron-Armee, als welche bis dahin immer noch der gegenseitigen Parthey zugethan gewest war, und fertigten ihn als Bevollmächtigten an den Palatin von Kyovien, als Commendanten derselben, ab, mit welchem er auch einen solchen Vergleich errichtet, daß sich die gantze Armee dem Gehorsam Ihro Majestät unterwarff. Als nach diesem Ihro Eminentz, der Herr Cardinal Lipsky, Dero Charge niedergeleget hatten; so begnadigten Ihro Majestät ihn mit derselben, und ist es eben die Würde eines Cron-Unter-Cantzlers, welche Ihro Excellentz noch gegenwärtig würcklich bekleiden. Im übrigen haben sich dieselben im Jahr 1727. mit Frauen Aumiecken, des Palatins von Podolien Tochter, vermählet.