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Zedler:Mansfeld, ein Städtlein

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Mansfeld, das Kloster

Band: 19 (1739), Spalte: 1059–1062. (Scan)

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Mansfeld, ein Städlein und Schloß in vorherstehender Grafschafft gleiches Nahmens, an der alten Wipper, eine Meile von Eisleben, 2 von Sangerhausen und eben so viel von Aschersleben. Dieses Städlein nebst ihrem Schlosse geben der gantzen Grafschafft den Nahmen, und ist zwischen hohen Bergen in dem Thale hingebauet, daher sie auch den Nahmen Thal-Mansfeld erhalten hat. Es ist ein offner Ort ohne Thor und Mauren, und sind auch deren Gebäude sehr schlecht. Es fliesset ein kleiner Bach durch, der Thal-Bach genannt. Diese Stadt hat ihren Magistrat in besondern Abtheilungen, und diejenigen, [1060] welche das Regiment führen, nennet man das regierende Mittel. Sie ist keinem Amte unterworffen, sondern hat ihre eigenen Ober- und Unter-Gerichte, wovon die Appellationes an die Regierung zu Magdeburg gehen. Die ordentliche Land- und Heer-Strasse von Eisleben hierdurch nach Leimbach, Hartzgerode und in andere Oerter des Hartzes bringet ihr einigen Zugang zu wege. Ihre übrige Nahrung bestehet in dem Brauen, wohin auch 12 Dörffer von der Herrschafft gewiesen, und die Vieh-Zucht ist hier ebenfalls in gutem Stande.

In den Römisch-Catholischen Zeiten ist ein Nonnen-Kloster allhier gewesen, welches Graf Burckhard zu Mansfeld im Jahr 1229 zu bauen angefangen. In der Stadt ist die St. Georgen-Kirche, in welcher die Begräbnisse der Grafen von Mansfeld, Eislebischer Linie sind. Das vor den letzt-verstorbenen Grafen Johann Georgen den III aufgerichtete Monument, welches aus einem besondern und artigen Marmor-Steine zu bereitet, ist sehr zierlich und verdienet gesehen zu werden. In dieser Kirche soll auch Frau Margaretha, Graf Reinhards von Jsenburg Gemahlin, welche 1573 verstorben, ihre Ruhestätte gefunden haben.

Das Gräfliche Schloß liegt oberhalb der Stadt, auf einem hohen Berge, welcher noch bis ietzo der Lind-Berg genennet wird, weil auf selbigem ehedem viel Linden gestanden haben. Inzwischen sind viele von dem gemeinen Volck in den Gedancken, als ob dieser Berg davon den Nahmen erhalten, weil der Ritter St.George, nach der gemeinen Fabel, den Lindwurm allhier erleget, auch auf dem Schlosse zu Mansfeld gewohnet. Zu Zeiten des Pabstthums hat man ihn in dieser Grafschafft als einen sehr vornehmen Schutz-Patron und ansehnlichen Heiligen verehret. Man hat ihn auch vor einen Grafen von Mansfeld gehalten, und sein Bildniß ehedem an alle Gebäude, Seulen, Brücken, Wappen, Fenster-Scheiben und Oefen anbringen lassen, insondernheit aber auf die Mansfeldischen Müntzen gesetzt, auch in der Stadt Mansfeld ihm zu Ehren die Kirche erbauet. Das Schloß hat einen ziemlich weiten Umfang, und ist ehemahls ein 3 facher Gräflicher Sitz gewesen, inmassen die Grafen der Vorder-Orthischen, Mittel- und Hinter-Orthi-schen Linie auf selbigem residiret. Die beyden letztern Sitze sind am ersten eingegangen, der Vorder-Orthische Sitz aber, hat sich noch am längsten im Stande erhalten. Es ist daselbst eine Kirche mit einem grossen Orgel-Wercke und guten Glocken Geläute, auch feinen Gemählden zu sehen. In dieser Kirche ist Graf Günther der IV zu Mansfeld, welcher im Jahr 1507 nach dem heiligen Grabe gereiset, und 1526 verstorben, begraben. Dessen Grab-Mahl ist in der Mauer neben dem Altar in einen Stein eingehauen. In den ehemahligen Zeiten hat dieses Schloß eine ziemliche Festung abgegeben, indem noch vor etliche 20 Jahren ungemein dicke Mauren und in die härtesten Felsen angebrachte tieffe Gräben zu sehen waren. Der meiste Theil der Fortification ist allbereits im Jahre 1674 und 75 auf Befehl Hertzog Augusts des damahligen Administra-tors zu Halle und der Stände Anhalt, geschleiffet [1061] worden.

Auf diesem Schlosse haben die Grafen von Mansfeld ein Zeug-Haus gehabt, in welchem unter allerhand Kriegs-Rüstungen auch Graf Hoyers Schwerd, so er in der Schlacht geführet, eine lange Zeit soll aufbehalten worden seyn. Jetzo hat sich auf diesem Schlosse vieles geändert, nach dem der Fürst zu Fondi es nunmehro in einen gantz neuen und andern Stand hat setzen lassen. Im Jahr 1511 hatten die Grafen von Mansfeld, wegen dieses Schloß-Baues, einen grossen Streit miteinander, es ward aber derselbe durch Vermittelung Graf Bothens zu Stollberg verglichen, und 1511 ein Bertrag darüber aufgerichtet. (Siehe Lünigs Reichs-Archiv Spicil.Secular. I und II Theil, p.533.)

Im Jahr 1560 haben die sämmtlichen Grafen und Herrn von Mansfeld an hiesigem Orte den von ihnen und ihren Vorfahren geschwornen Erb-Vertrag und Burg-Frieden, mit ihrem leiblichen Eyde bekräfftiget, l.c. p.585. Allhier war M.Cyriacus Spangenberg in dem XVI Jahrhunderte Stadt- und Schloß-Prediger, wie auch General-Decanus der Stadt Mansfeld welches Amt noch bis auf die jetzige Zeit beständig verblieben, und ist der General-Decanus allezeit zugleich Assessor des Eislebischen Consistorii. Spangenberg hat eine Druckerey auf diesem Schlosse aufgerichtet, und was sich weiter mit ihm zugetragen, siehe Spangenberg einen besondern Artickel.

Er wurde im Jahr 1575 fortgejagt, und ist merckwürdig, daß nach seiner Entsetzung in der Mansfeldischen Stadt- und Schloß-Kirche angeordnet worden, wie man zu Verabscheuung seiner Lehre jederzeit bey Absingung des gewöhnlichen Christlichen Glaubens, 4 Knaben in Mänteln auf den Knien vor dem Altar mit heller Stimme, wobey sie ihre Häupter auf die Schwelle oder Stuffe des Altars legen müssen, diese Worte: Ist ein wahrer Mensch gebohren, allein intoniren lassen sollte, da immittelst die Orgel und gantze Gemeine stille schweigen, und gleichsam pausiren muß. Diese Gewohnheit wird noch bis diese Stunde in den beyden Mansfeldischen Kirchen beobachtet, da es doch sonst in der gantzen Grafschafft, welche über 100 Kirchen und 72 Prediger hat, nicht gebräuchlich ist.

Im Jahr 1573 wurden die Acta des Colloqii, welches 1572 den 3 und 4 September auf dem Hause Mansfeld, über den Artickel von der Erb-Sünde gehalten wurde, in 4to gedruckt. In dieser Stadt hat D. Luthers Bruder Jacob Luther gewohnet, und ist allhier Bürger gewesen, (einige sagen auch, daß sein Vater, welcher ein Bergmann gewesen, dahin nebst seinem Sohne, als er nur ein Jahr alt gewesen, gezogen sey), ingleichen sein Schwager und Vetter, Paul Mackenkodt und George Kaufmann. Es wird auch erzehlet, daß, als Luther einmahl an diesen Ort gekom-men, und die Schloß-Treppe hätte hinaufgehen wollen, so wäre ihm ein gantzer Strohm von Wein entgegen genkommen, wie nun gefraget, wie das zugienge? So hätte er zur Antwort bekommen: Die Grafen hätten mit einander geschmauset. Da habe er seine Augen gen Himmel geschlagen [1062] und gesaget: Diesen Mißbrauch der göttlichen Gaben wird GOtt nicht ungestrafft lassen, sondern es wird einmahl eine Zeit kommen, daß Graß an diesem Orte wachsen wird, wo ietzo so viel Wein mit Füssen getreten wird. Gundlings Geographische Beschreibung von Mansfeld. Franckens Hist. der Grafsch. Mansf. Ens in deliciis spodem. p.248. Dressers Theatrum urbium. Zeilers Topogr.-Sax.sup. p.171. Ludwigs reliqu.MSt. Diplom. Jul. Bernh. v. Rohrs Merckw. von Unter-Hartze p.517. seqq.