Zum Inhalt springen

Zedler:Meet, Meht, Melicraton, Hydromel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Meesters van Polit (de)

Nächster>>>

Meet (Casper von)

Band: 20 (1739), Spalte: 213–215. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|20|Meet, Meht, Melicraton, Hydromel|213|215}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Meet, Meht, Melicraton, Hydromel|Meet, Meht, Melicraton, Hydromel|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1739)}}


Meet, Meht, Melicraton, Hydromel, ist ein aus Wasser und Honig gekochtes Geträncke, so nur an denenjenigen Orten, wo wenig oder gar kein Wein wächset, hingegen aber ein grosser Zuwachs von Honig ist, besonders aber in Pohlen, Litthauen und Rußland sehr gebraucht wird. Derer Alten ihr Hydromel, welches sie in unterschiedliche Classen eintheilten, nachdem viel oder wenig Honig dazu genommen ward, ist von der Zubereitung des unsrigen Meets nicht sonderlich unterschieden. Die gemeinste Art den Meet zu brauen, wozu die Hundstage vor die bequemste Zeit gehalten werden, ist diese: Man nimmt auf ein Maas guten Honigs, acht Maas frischen Brunnen-Wassers, läst beydes zusammen in einem weiten Kessel bey sanfftem Feuer ohne Rauch sieden, und schäumet es, so bald sich etwas aufwirfft, immerfort ab, bis es anfängt gantz klar zu werden; Will man den Meet bald trincken, so muß man ihn nicht dicke einsieden lassen; will man ihn aber eine Zeitlang verwahren, läst man ihn solange stehen, bis er klebrig wird. Wenn er erkaltet, thut man ihn in ein Faß, es muß aber zwey bis drey Finger hoch leer bleiben, damit der Meet vergähren kan. Wer ihn gerne stärcker haben will, mag Zimmet, Muscaten-Blüte und Nüsse, Nägelein, Ingber, Cardamomen und Galgant in ein Tüchlein vernähet darein hängen, auch der Farbe wegen etwas Saffran dazu thun, und also mit einander vergähren lassen. Wenn er vergohren hat, bleibt er drey Monat wohl verspündet liegen, ehe man ihn angreifft, soll er aber bald weggetruncken werden, macht man desto weniger auf einmahl, und brauet desto öffter. Auf eine andere etwas weniges veränderte Art wird er also gemacht: Man nimmt zu acht Theil frisches Brunnenwasser, einen Theil Honig, läst es zusammen in einem Kessel fein gemächlich sieden, und wohl abschäumen, daß es schöne lichte wird, zuvor aber muß man in ein Säcklein zwey Hände voll Hopffen thun, und zwey gute Hände Coriander, der zuvor vier und zwantzig Stunden in guten Wein-Eßig gebeitzet, wieder getrocknet, und in einem Mörser zerstossen worden, auch ohngefähr zwölff Blätlein ein wenig gedörrte Salbey, und solches Säcklein in den Meet hängen; in ein anderes Säcklein aber thut man eine gantze Muscaten-Nuß, Nägelein, Zimmet, Galgant etc. alles etwas zerstossen, samt ein wenig Saffran, und hänget es gleichfalls in den Kessel, läst alles darinnen eine Stunde lang sieden, und giesset den Meet sodann in höltzerne Gefässe, damit er darinnen abkühle, ehe er in die Fäßlein gegossen wird. Selbige muß man wie zum Biere pichen lassen, auch des Meets nicht zu wenig sieden, daß man nachfüllen könne; hernach läst man ihn stehen, und wie den Most vergähren, so bald er aber vergohren hat, spündet man das Faß zu, und alsdenn wird der Meet in vierzehen Tagen gut und gerecht zum trincken. Die Säcklein muß man hinweg thun, doch zuvor wohl ausdrücken; ehe man ihn aus dem Kessel giesset. Das Gewürtze kan man zum räuchern brauchen, und es giebt einen gar angenehmen Geruch. Etliche nehmen auch nur sechs Theil Brunnen- oder Regen-Wasser zu einem Theil Honig, lassen es bey einem gelinden Feuer in einem Kessel bis über den dritten Theil einsieden, thun ein paar Hände voll Hopffen in ein rein Tüchlein, nebst einem saubern Kieselstein, der das Bündlein zu Boden ziehe, vernähen es, und sobald der Meet in dem Kessel anfängt zu sieden, legen sie es hinein, thun es auch nicht eher als zuletzt wieder heraus, unterdessen muß stets jemand dabey stehen, der es mit einem Faum-Löffel sauber und fleißig abschäume, so lange es aufwirfft; wenn nun kein Schaum mehr vorhanden, nehmen sie ein anderes Säcklein, thun hinein kleinen zerschnittenen Zimmet, Muscaten-Nüsse und Blüten, Ingber, Nägelein, Paradies-Körner, Saffran, Pfeffer und Galgant, binden es zu, und lassen es eine Viertelstunde mit aufwallen. Hernach schlagen sie den Meet aus, füllen denselben, wenn er verkühlet, in ein Weinfäßgen, thun das Gewürtz-Säcklein hinein, und legen es an einen kühlen Ort in den Keller oder Gewölbe; wenn er drey oder vier Wochen gegohren hat, so ist er reiff und gut zu trincken. Doch ie länger er liegt, ie besser er wird. Wenn man den Meth in denen Hundstagen brauet, solchen hernach übers Jahr bis zur Zeit der Hollunder-Blüte liegen läst, und selbiger alsdenn in dem Faß zu brausen anfängt, so mag man ihn in vier Wochen aufthun und verzapffen, da man denn einen trefflichen Meet haben wird. Wenn man wissen will, ob der Meet genug gesotten sey, nehme man ein glüendes Eisen, und stecke es hinein, so wird man es glüend wieder heraus ziehen, hat aber der Meet noch nicht genug gesotten, so löschet es aus. An etlichen Orten wird der Meet in denen zugespündeten Tonnen eine Zeitlang in die Erde vergraben, damit er den geilen Geruch und Geschmack des Honigs und Wachses verliere, und alsdenn kan ein solcher alter Meet, weil er, woferne man recht damit umgehet, viele Jahre gut bleiben kan, an Stärcke und Lieblichkeit denen besten Spanischen und Muscaten-Weinen Trotz bieten, ist auch weit gesünder als selbige. Von dem gemeinen gelben Honig wird brauner Meet, von dem weissen aber, der sonderlich in Litthauen und angräntzenden Ländern gefunden, und an Lieblichkeit des Geruchs und Geschmacks dem andern gemeinen weit vorgezogen wird, weisser Meet gebrauet, den man wegen seines lieblichen würtzhafften Geruchs und Geschmacks nicht unbillig vor den besten hält: wie man denn eben die Güte des besten und wohlzubereiteten Meets an dem Geruch, Geschmack und Farbe erkennen kan. Der Meet ist, iedoch nicht denen Cholerischen, Blutreichen, hitzigen Naturen, bey denen er statt des guten Geblütes nur die Galle vermehret, den Leib verschleimet und verstopffet, ja lauter schädliche Folgerungen verursachet, ein sehr gesundes Geträncke, und dienet zu allen Kranckheiten des Gehirns, für den Schwindel, Schlag und fallende Sucht, benimmt den kalten trockenen Husten, zertheilen den zähen Schleim, reiniget die Nieren, Harn-Gänge und Blasen, treibet den Harn und Stein, ingleichen alle schädliche Materie aus denen Gedärmen, und ist auch denen, welchen der Wein zu trincken verboten, sehr nützlich und bequem; sonderlich ist der Alant-Meet der Lunge und Brust sehr dienlich; wiewohl auch folgende Arten des Meets der Gesundheit trefflich zu starten kommen: Der Zitwer-Meet stärcket den Magen, treibet die Blähungen und wiederstehet dem Gifft; Negelein-Meet hilfft zu einer guten Dauung, und stärcket die Nerven und Sehnen, sonderlich nach dem Schlag; Himbeer-Meet, Brombeer- und Kirsch-Meet ist bey denen Russen im Gebrauch; Rosinen-Meet, Malvasier-Meet, und dergleichen mehr, von deren Zubereitung Angl. Sala Saccharol. p. II. c. 7. Matth. Lobelius und Elsholtz in seinen Diaeretico p. 302 ausführlich handeln. Von einem halben Nössel guten gerechten Meet und Brod eine kalte Schale gemacht, und solche frühe Morgens zu sich genommen, verursachet, daß man einen gantzen Tag ohne alle Müdigkeit wandern und marchiren kan. Ueberhaupt ist von dem Gebrauch des Meets zu behalten, daß er kein alltägliches Geträncke sey, oder daß man sich satt, vielweniger aber gar truncken davon mache, sondern man bediene sich dessen mit gutem Vortheil bisweilen des Morgens, wenn man noch nüchtern ist. Siehe auch Hydromeli im XIII Bande p. 1375 u. f.