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Zedler:Muscateller-Wein

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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MUSCATELLI DI MONTE ALCINO

Band: 22 (1739), Spalte: 1022–1024. (Scan)

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Literatur
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Muscateller-Wein, Vinum Muscatellum, heisset der aus denen so genannten Muscateller-Trauben ausgepreßte Wein. Die weisse Muscateller-Traube ist eine schöne Frucht, hat aber sehr dickhülsigte Beere, und will dahero einen guten Sommer und warmen Herbst, zumahl im gedecken; im ungedeckten aber einen guten Boden zu ihrer Reiffung haben. An Spalieren oder Mauer-Geländern, wo die Trauben am Widerschein stehen, werden sie am reiffsten gefunden. Sie haben einen lieblichen Geschmack, und geben einen trefflichen süssen und gesunden Wein, der schmecket, als wenn er gewürtzet wäre. Die schwartze Muscateller-Traube hat zwar eine schwartze Beere, giebt aber meistens einen schönen [1023] blancken Most oder Wein, welcher ein wenig an schmeckender, als der blancke Muscateller, jedoch von gleicher Krafft und ebenfalls sehr lieblich ist. Beyderley Arten von diesen Trauben müssen, wenn man sie lange gut erhalten will, entweder auf dürres Stroh gelegt, oder an Tonnen-Bändern gebunden frey aufgehängt, und wider den Staub mit Papier bedeckt werden. Muscateller-Wein durch die Kunst nach zumachen, soll man derer blühenden Gipfel von Basilien oder des gedörrten Krauts einen Theil; wohlgetrockneter Hollunder-Blüthe, zwey Theil, und gestossenen Coriander-Saamen drey Theil, zusammen in ein Säcklein thun, mitten in das Wein-Faß hängen, und also zehen Tage lang darinnen, den Wein aber inzwischen unangezapfft lassen. Einige pflegen die Hollunder-Blüthen nur alleine darzu zu nehmen. Man mag aber eine Art erwehlen, welche man will, so geschiehet es am besten im Herbst, da man den Most darüber vergähren lassen kan, unterdessen ist das Faß fleißig zuzuhalten, und durch den Spund nur ein kleines Loch zu bohren, in welches man ein Röhrlein von Wacholder-Holtze stecket, damit es dadurch vergähren könne. Auf eine andere Art dem Wein einen Muscateller-Geschmack zu machen: Schneidet zu einem Faß, welches sechs Eimer hält, vier Loth weissen Ingber; eben so viel langen Pfeffer; Muscaten, Nelcken und Calmus, jedes zwey Loth, fein klein, thut dieses zusammen in ein leinenes Bündelein, bindet solches mit einer Schnure feste zu, leget es in ein reines Glas, giesset guten Brandwein darauf, daß er über das Säcklein gehe, und verbindet endlich das Glas, welches man also drey Tage und Nächte stehen lässet. Hernach nimmt man das Säcklein wieder heraus, bindet solches an eine lange Schnur, hängt es in das Faß, bis auf etwan eine quere Hand vom Boden, und spündet das Faß feste zu. Wenn es also zweymahl 24 Stunden gelegen, wird es wieder aufgespündet, das Säcklein herausgezogen und ausgetrucket, daß der Safft durch das Spund-Loch hinein unter den Wein lauffe. Endlich wird das Säcklein, den Geschmack vollkommen zu machen, wieder in dieses Faß, oder auch in ein anderes gehänget, das gleichen Muscateller-Geschmack bekommen soll. Den rothen Muscateller-Wein bereitet man also: Man lässet Most in einen Kessel wohl sieden, und schäumet ihn fleißig ab, hänget hernach in einem zugebundenen Säcklein. ein viertel Pfund Hollunder-Blüth, und ein Loth Zimmet hinein, und lässet es zusammen sieden; wenn der Most verkühlet, wird er in ein zugerichtetes Fäßlein gefüllet, der Spund zugeschlagen, ein Löchlein durchgebohret, und obgedachter massen ein Wachholder-Röhrlein hinein gesteckt, damit er dadurch fein gelinde vergähren könne. Das allzu starcke Gähren zu verhindern, darff man nur süsse Aepffel zerschneiden, und sie an einem Faden hineinhängen. Der ausländische Muscateller- oder Muscaten-Wein wird wegen seiner Lieblichkeit am Geschmack und Geruch unter die delicatesten Weine gezehlet. In Franckreich [1024] hat den Vorzug der Muscat de Frontignac, von einem ohnweit Montpellier in Langvedoc gelegenen Orte also genannt, und in Italien die Muscatelli di Monte Fiascone, im Päbstlichen Gebiet, und di Monte Alcino im Toscanischen. Der Muscat de Frontignac wird sonsten auch Muscat de Lion genennet, weil er über Lion zu uns heraus zu kommen pflegt.