Zum Inhalt springen

Zedler:Obotriten, oder Abotriten

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

OBOTRITAE

Nächster>>>

OBOTRITI

Band: 25 (1740), Spalte: 235–237. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|25|Obotriten, oder Abotriten|235|237}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Obotriten, oder Abotriten|Obotriten, oder Abotriten|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1740)}}


Obotriten, oder Abotriten, Lat. Obotriti, Obotritae, Obetriti und Obetritae, ein Wendisches Volck in dem Mecklenburgischen, hatte vor alters eigne Könige, die sehr mächtig waren, indem sie ihre Herrschafft zugleich mit über die Polaber, Wagiter, Circipanier, Kyziner, Warnuver, (von denen in dem Artickel Wenden) und also von der Peene in Pommern, bis in Wagern in Hollstein, längst an der Ost-See, sich erstreckte. Von diesen Königen hat man nichts gewisses, bis auf Billung, der um das Jahr 986 gelebet, und des Bischoffs Waga zu Oldenburg in Wagern Schwester zur Ehe gehabt. Zu dessen Zeiten war Mecklenburg eine sehr gewaltige und grosse Stadt, der Sitz der Könige und zugleich eines Bischoffs; wiewohl die Christliche Religion im Lande noch gar geringen Fortgang hatte. Sein Sohn war Misislaus oder Muslavus, und dieses Nachfolger Mistevojus, um das Jahr 1020, von denen besondere Artickel im XXI Bande p. 465. u. f. und p. 517 u. f. handeln. Auf ihn folgten Anadrag, von dem gleichfalls besonders im II Bande p. 17. Gneus und Udo, welches letztern Sohn und Nachfolger, Godeschalch, von dem Sächsischen Hertzoge Bernharden, um das Jahr 1030 von seinem Land vertrieben, einige Zeit hernach aber durch der Dänen Hülffe wieder eingesetzt, und endlich wegen seines Eyfers vor die Christliche Religion 1066 von den Wenden ermordet wurde, wie solches in dem von ihm handelnden und im XI Bande p. 50. befindlichem Artickel mit mehrerem angeführet worden. Er hinterließ 2 Söhne, Heinrichen und Butur, die von dem König der Rügen, Cruco, von der Nachfolge verdrungen wurden, und zwar mit Hülffe der Wenden selbst, die dieselben wegen der Christlichen Religion verfolgten. Doch Heinrich brachte gedachten Cruco, durch Beyhülffe dessen eigener Gemahlin, die in ihn verliebt war, um, und nachdem er dem Hertzog zu Sachsen, Magnus, gehuldigt, kam er wiederum zum Besitz des väterlichen Königreichs, und that der Christlichen Religion allen Vorschub. Seine Söhne, Zuentebold und Canutus, zanckten sich um die Nachfolge, kamen aber bald beyde um das Leben, worauf 1133 der Dänische Printz St. Canutus, ein Hertzog von Schleßwig, von dem Kayser Lotharius Saxo zum Könige der Obotriten gemacht wurde, von dem ein eigner Artickel handelt. Nach dessen Tode gieng eine grosse Veränderung in diesen Wendischen Landen vor. Denn Pribislaus und Niclotus, 2 Anverwandten des obgedachten Heinrichs, aus dem alten Wendischen Geblüt, theilten dieselben dergestalt, daß Pribislaus die Wagirer und Polaber, (Wagern und Ratzeburg) beherrschte, und seinen Sitz zu Lübeck nahm; Niclotus aber das übrige Obotritische Reich regierte. Jener verfiel mit Heinrichen von Badewide, dem Grafen von Hollstein, in Krieg, ward von Races, einem Wendischen Fürsten aus des obgedachten Cruco Nachkommen, vertrieben, und muste endlich gantz Wagrien Adolphen, Grafen von Hollstein, und Ratzeburg Heinrichen von Badewide überlassen, bey deren Nachkommen es auch geblieben. Niclotus, der Obotriten König, von dem unter dem Artickel Nicolaus im XXIV Bande p. 580. u. f. ein besonderer Artickel folget, hielt zwar anfangs mit dem Hertzoge zu Sachsen, Heinrichen dem Löwen, dem er sich unterwerffen muste, Friede; da er aber 1158 wider dessen Befehl die Dänen zur See beunruhigte, ward er von ihm mit Krieg überzogen, und zu seiner bessern Erhaltung genöthiget, seine Festung Ilow, Mecklenburg, Schwerin und Dobin zu zerstören, und nach Werla an der Warne zu fliehen. Da er bald hernach umkam, nahm Heinrich der Löwe das gantze Land der Obotriten ein, und theilete es unter seine Vasallen, da denn Schwerin, nebst Ilow, Gunzelinus, Mecklenburg Heinrich von Schaten, das übrige noch andere bekamen. Denen Söhnen Niclots, Pribislaus und Wertislaus aber ließ er das Land der Kyziner und Circipaner an den Pommerischen Gräntzen, um die Gegend, wo Rostock liegt, welche damit schlecht zufrieden waren. Als sie aber neue Unruhe erregten, in welcher unter andern die grosse Stadt Mecklenburg zerstöret wurde, ward Wertislaus von Heinrichen dem Löwen gefangen, und auf dessen Befehl aufgehenckt. Pribislaus stunden die Pommern bey, und als immittelst Heinrich der Löwe von dem Kayser in die Acht erkläret worden, gab er dem Pribislaus das gantze väterliche Reich, die Grafschafft Schwerin allein ausgenommen, wieder; jedoch, daß von dieser Zeit an der Königliche Titul der Obotriten aufgehöret; wie denn auch die Wendischen Einwohner dieser Lande selbst in diesen letztern Kriegen vertrieben, und das Land mit Sachsen und Friesen gröstentheils besetzet worden, Pribislaus ließ sich hierauf tauffen, und nachdem er die Stadt Mecklenburg wieder aufgebauet, schrieb er sich einen Herren von Mecklenburg. Er stifftete auch das Kloster Dobran, bauete Rostock, und kam 1178 auf einem Turnier zu Lüneburg um das Leben. Seine Nachfolger stehen in dem Artickel Mecklenburg. Adam. Bemens. Helmold. Arnold. Lubec. Cranzii Vandal. Mareschalc. Thurii hist. Herulor. & Vandal. Speners Syllog. p. 701. sq.