Zedler:Perlenessenz des Agricola
Perlenessenz des Agricola, Essentia Perlarum Agricolae, sonst auch Solutio Perlarum genannt. Dazu nimmt man Perlen, reibet sie auf einem Reibestein klein, und güsset das Phlegma von Bleycrystallen darüber, so werden sie sich alsobald darinnen auflösen, und ihre Hefen fallen lassen. Alsdenn seiget man das Aufgelößte herunter, und filtrirt es, damit keine Hefen mit unterlaufen; tropfet etliche Tropfen Bleygeist darein: so werden sich die Perlen wie ein Schleim alsobald niederschlagen. Alsdenn muß man das Menstruum fein sachte davon abgüssen, und nur an der Luft, doch mit einem Papiere zugedeckt, lassen trocken werden. Denn die Perlen werden so flüchtig, daß sie wie ein Rauch sich in die Luft erheben, und verflügen. Darum güßt man einen Branntwein, thut sie in eine kleine gläserne Retorte, und treibet es über: so gehen die Perlen wie ein schöner weißgelber und wohl-rüchender Saft mit dem Branntwein herüber. Den Branntwein muß man gantz gelinde davon absondern: so hat man eine solche hertzstärckende Artzeney, dergleichen nicht leicht zu finden ist, so man nur zwey Tropfen in Langens Hertzwasser oder einem andern Safte eingiebet. Man hat zwar viel solche Auflösungen, aber es übertrift keine diese, und kömmt ihr auch keine gleich. Denn die andern Auflösungen alle geben nur ein Magisterium oder Pulver: Diese aber löset sie alsobald in ihre erste Materie, und daher ist leicht zu schlüssen, daß sie für allen andern grosse Würckung haben müsse. Und so man die Perlenessenz nicht wohl im Glase verwahret: so verflügt sie, daß sie nicht einen Tropfen hinter sich lässet.