Zedler:Piali Bassa
Piali Bassa, ein Türckischer Bassa zur See, war zwar von schlechter Ankunfft, hatte aber ungemein Glück. Nachdem der Kayser Solymann II, 1521 von der Belagerung der Stadt Belgrad siegreich zurück kam, fand er diesen Piali in sehr garstigen Lumpen auf einem Pflugschaar [9] sitzen, worauf ihn seine Mutter, welche durch die Ankunfft der Armee in grosse Furcht gesetzt worden, gelassen hatte. Hierauf ließ gedachter Herr, welcher sich auf seiner Reise mit Jagen zu ergetzen pflegte, dieses Kind, welches sonst ohne Zweifel von den Hunden wäre zerrissen worden, wegnehmen, und nach Constantinopel bringen, allwo es in dem Seraglio mit grosser Sorgfalt auferzogen wurde. Nachgehends setzte sich Piali durch seine gute Eigenschafften bey dem Sultan in so grosse Gnade, daß derselbige ihm seines Sohns Selim Tochter zur Gemahlin gab. Nachdem nun Piali Solymanns Armeen eine Weile zu Lande commandiret hatte, wurde er endlich unter Sultan Selim zum Bassa von der See gemacht, u. commandirte die Ottomannische Flotte. Nach Eroberung der Stadt Nicosia auf der Insel Cypern segelte er 1570 vor Famagusta, und glaubte, die Stadt leichte zur Ubergabe zu bringen, wenn er sie zu Wasser und Lande angreiffen würde. Allein er bekam unterwegens Nachricht, daß die Christen mit vollen Segeln ankämen, Famagusta zu entsetzen. Diese unvermuthete Zeitung nöthigte ihn seine Sclaven und Beute in aller Eil ans Land zu setzen, wodurch seine Soldaten in grosse Unordnung geriethen. So bald sie aber wieder in Ordnung gebracht waren, machte er sich zu einem Treffen fertig; da immittelst Mustapha seiner seits alle Land-Militz parat hielte, im Fall die Flotte etwas wagen solte. Allein bald hernach vernahm er, daß die Christen nach Candia geflohen wären. Hierauf rüstete er sich, die Christliche Armee mit 100 auserlesenen Galeeren zu verfolgen, wurde aber durch widrige Winde daran verhindert, welche ihn zurück in den Hafen trieben. Nachgehends segelte er nach Constantinopel, allwo der Groß-Sultan auf sein Verhalten übel zu sprechen war, ihm Schuld gab, das er aus Nachläßigkeit die Christen zu schlagen unterlassen hätte, und daher den Bassa Pertau an seine Stelle setzte. Er bekam zwar das Commando bald wieder, büßte aber 1571 in der Schlacht bey Lepanto als Türckischer Admiral sein Leben ein. Gratiani de bello Cyprio.