Zedler:Pirna

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Pirn, ein Berg

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Pirnbaum

Band: 28 (1741), Spalte: 451–452. (Scan)

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Pirna, oder Pirn, ein Schloß, Stadt und Amt an der Elbe, 2 Meilen oberhalb Dreßden, in dem Marggrafthum Meissen gelegen, gehört der Sächsischen Chur-Linie zu.

Nach Lindners Bericht, haben Anfangs allhier nur etliche wenige Häuser oder Hüttlein vor die auf dem Elb-Strom auf- und abfahrende Schiffer (so gemeiniglich allda Niederlage zu halten pflegen) gestanden: so sey auch daselbst vor Alters ein grosser Birnbaum an dem Elb-Ufer gewesen, darunter die Reisende zu Zeiten ihre Lust gehabt, daher sey der Name Pirna dem Ort erwachsen. Allein wie weit dieses letztere zu behaupten, ob solches nicht eine blosse Deutung auf den Namen sey, stehet dahin. Besser scheinet es Peckenstein getroffen zu haben, wenn er den Namen Pirna für Wendisch hält, wie er denn auch meynet, daß es so viel als Sonnenthal bedeute, gleichwie das Schloß der Sonnenstein genennet wird.

Der Ort ist hernach bald Stifftisch, bald Marggräflich, bald Böhmisch gewesen, biß er endlich beständig bey ietziger Landes-Herrschafft verblieben. Wie ihn denn 1237 Heinrich der erleuchte, Marggraf zu Meissen, besessen, dem solcher von dem König Wentzeln mit seiner Tochter Agnes zur Mitgifft gegeben worden. So hat auch 1325 König Johann von Böhmen dieser Stadt ihre Vorrechte und Niederlags-Gerechtsame bestätiget. Noch 1384 soll die Stadt nebst andern Orten von dem Marggrafen zu Meissen, Wilhelm dem einäugigen, von Böhmen abgelöset, und wieder zu Meissen gebracht seyn, dem auch das dasige Schloß Sonnenstein seine Befestigung und Namen zu dancken hat.

Pirna ist sonderlich wegen seiner vortreflichen Bau- und Qvader-Steine, so da gebrochen und auf der Elbe weit, ja gar biß nach Berlin geschafft werden, berühmt.

Sonst hat der Ort in dem Hußiten Kriege 1429 von den Böhmen, und 1639 in dem 30jährigen Kriege von den Schweden viel Anstösse gehabt. Im Jahr 1634 aber wurden die zwischen dem Kayser Ferdinanden und dem Churfürsten von Sachsen zu Leutmeritz [452] angegangene Friedens-Tractaten hieher verleget, hernach aber zu Prage angenommen und geschlossen.

Der bekante Ablaß-Krämer Joh. Tetzel ist allhier gebohren worden.

Müller annal. Sax. p. 350. Zeiler. topogr. Sax. p. 151. Peckenstein theatr. Sax. P. II. p. 10. P. III. p. 56. Knaut Prodr. Misn. p. 248. Ludolffs Schau-Bühne der Welt, T. II, p. 310. u. f. u. p. 698.