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Zedler:Plau, Plaw, Plaue, auch Blaue

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Plauderer

Band: 25 (1740), Spalte: 768–772. (Scan)

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Plau, Plaw, Plaue, auch Blaue (wiewohl öffter mit P als mit B) Lat. Plavia oder Blovia, eine kleine Stadt nebst einem alten Schloße auf einem Berge, die Ehrenburg genannt, liegt in Thüringen zwischen Arnstadt und Ilmenau sehr lustig, an dem bekannten Fluße Gera, welcher von dar auf Arnstadt, Erfurt, u. s. w. flüsset; ist mit Bergen auf beyden Seiten, gegen Morgen und Abend umgeben, gegen Mittag ist der so genannte Spring und Thüringerwald, gegen Mitternacht sind Wiesen, Auen, und die vormahls berühmten Saltzquellen, gegen Abend Weinberge und Gäͤrten. Zum Unterscheid anderer Städte, die auch Plaue genennet werden, kan man hinzusetzen Plaue in Thüringen oder in der Grafschaft Schwartzburg. Woher der Name dieses Orts komme, ist nicht gewiß. Man könnte wohl sagen, 1) Plaue sey so viel als Plaga, eine Gegend, Gau, oder Revier eines guten Stück Landes, massen die rechten Thüringer die Buchstaben ag meistens in au verwandeln im Aussprechen, z. E. ein Wagen wird ausgesprochen ein Waun u. s. w. 2) Plau möchte so viel als Plau Aue, eitele ebene Auen, dergleichenb bey diesem Orte häufig zu finden; 3) Andere treffen es nach ihrer Meynung besser, wenn sie Plaue von blauem Prospect und Ansehen in der Fern des Ortes, herführen, massen es bekannt, daß der Ort dergestalt im Thale lieget, daß er recht blaulicht von ferne scheinet, wie denn auch Plauen im Voigtlande den Namen a cœrulea vel cyanea valle, vom blauen Thale soll haben, weil selbige Stadt im Thal gelegen. Peckensteins Theatr. Sax. P. II. p. 40. oder auch 4) etwan von dem daselbst befindlichen blauen Saltzgraben. Paulini de pagis p. 27. Anfangs ist der Ort ein Dorff gewesen, und wird also in gewissen Urkunden noch im Jahr Christ 1324, gleichwie im Lateinischen PACUS PLAVIENSIS geheissen. Darauf aber findet man, daß Plaue im Jahr Christi 1335 eine Stadt, die Einwohner Bürger, nachgehends auch die Obersten aufm Rathhause Rathsmeister sind genennet worden, die anjetzo Bürgermeister heissen. Man haält dafuür, es habe dieser Ort vormals als ein geringes Dorff denen Edlen von Witzleben gehöret, welche daselbst ihr Fuhrwerck, Scheunen und Ställe gehabt, darauf sey es kauffweise an die Herren Grafen von Schwartzburg kommen, welche den Ort in Aufnehmen gebracht, und das Schloß daselbst erbauet. Im Jahr Christi 1381 [769] haben Gr. Heinrich und Günther, Gebrüdere, Grafen zu Schwartzburg, Herren zu Blanckenberg und zu Ranis, die Stadt und Schloß Plaue samt Arnstadt mit allem Zugehörigen an ihre Vettern, Graf Heinrich und Günthern, Grafen zu Schwartzburg, Gebrüdere, Herren zu Arnstadt und Sondershausen, fur 12500 Marck löthiges Silbers Erfurtisches Zeichens, Wiß und Gewichtes verkaufft. Im Jahr Christi 1420 hat Heinrich von Witzleben das Schloß und Stadt Plaue, samt aller Zubehör, für ein gewisses Stück Geldes, Lebenszeit zu genüssen, von denen Schwartzburgischen Herren Grafen überkommen. Der jetzige regierende Herr über Plaue ist Günther, Fürst zu Schwartzburg-Sondershausen. Das Schloß daselbst ist im Jahr 1324 erbauet worden, davon in einem alten Codice folgende Nachricht stehet: „Es hat 1324 Friedrich, Landgraf in Düringen, Marggraf zu Meissen, zu dem Osterlande u. s. w. seinen lieben Ohmen, Graf Heinrichen zu Schwartzburg und seinen Erben, durch sonderliche Freundschafft und Gunst erlaubet, daß er zu dem Dorffe Plau, das gelegen ist jenseit Arnstadt, gegen Ilmena, eine Veste oder Haus bauen möge etc.“ Anjetzo stehet das Schloß wüste, nachdem es durch vielerley Krieges- und Feuers-Noth ruiniret worden. Es muß ein herrliches und kostbares Werck gewesen seyn, massen noch jetzo viel fremde und gereiste Personen nebst Einheimischen sich daran ergötzen. Solches ist jedes mal vor Alters Ehrenburg genennet und geschrieben worden, andere aber wollen es Gehrenburg heissen, weil es eine Burg an der Gera wäre. Die Kirche, (welche zur L. Frauen heißt) ist sehr alt, stehet etwas abgelegen von dem Orte; dieselbige wurde im Jahr 1700 renovirt, erweitert und am XIX Sonntage nach der Heil. Dreyfaltigkeit eingeweihet. Allwo jetzo derer Bürger Häͤuser seyn, hat vormals nichts, als gedachtes Witzlebisches Gut gestanden, bey der Kirche aber das abgebrannte Dorff, davon nichts sonderliches mehr übrig. Bey der Kirche ist das Pfarrhaus und Schule. Oben bey dem Schlosse Ehrenburg ist eine alte Capelle St. Siegmunden geweihet, welche vermuthlich dieselbige ist, davon in Johann Christoph Olearii Arnstäd. Historie p. 229 deß der Altar St. Andreas aus der Arnstädtischen L. Fr. Kirche wäre verwechselt worden mit dem Altar St. Siegmunds, in der Capelle auf der Ehrenburg. Vor diesem ist alles Catholisch daselbst gewesen, wie in der Kirche und Capelle genugsame Anzeigungen und hinterlassene Reliquien davon zu finden. Als aber Luthers Reformation in Schwartzburgischen Landen eifrig fortgegangen, so wurde Plaue auch gut Lutherisch, in welcher Religion es noch jetzo stehet. Als im Jahr 1553 bey völliger Einführung Luthers Lehre, die allgemeine Schwartzburgische Kirchen-Visitation ergieng, und die Herrn Visitatores nach Plaue kamen, so wurde Herr Matthäs, damahliger Pfarr, der zuvor allda ein Röͤmisch-Catholischer Priester gewesen, sehr willig und löblich angetroffen, denn er hatte sich vorher belehren lassen, ein Weib zu nehmen, Deutsch zu tauffen, Deutsch dad H. Abendmahl zu handeln, [770] und solches unter beyder Gestalt auszutheilen, dabey ihn die Gemeine lobete, daß er sehr fleißig im Amte wäre, bestund auch im Examen wohl, Herr Johann Tholle, damaliger Vicarius, übergab sein Lehn in den gemeinen Kasten, davon er jährlich etwas zum Unterhalt bekommen, bis nach seinem Abgange, die Kirche und Capelle nur einem Pastor übergeben wurde. Damals waren unter andern Kirchen-Ornat und Kostbarkeiten 5 Kelche, eine silberne Monstrantze, u. v. m. welches aber die Soldaten meistens entführet haben. Anjetzo dependiren alle Kirchen-Sachen vom Consistorio in Arnstadt. Die Priester, welche zu Plaue im Pabsithum gelebet, sind nirgends aufgezeichnet gefunden worden, ausser, daß ohngefehr von selbigen bey gewissen Gelegenheiten genennet werden im Jahr Christi 1471 Cyriar Lange, Pastor zu Plaue, und Johann Crulter, Vicarius S. Sigism. in der Capelle. Darauf im Jahr 1533 Matthäs Pastor, und Joh. Tholle, als gewesener bey der gedachten Visitation auch bekannt worden. Nach Luthers Reformation hat man bessere Nachricht, wie viel nemlich Pastores zu Plaue gewesen. In der Ordnung war der 1) Matthäus Zimmermann, 1532, welcher ohne Zweiffel vorgedachter Päbstl. Priester, (den man Herr Matthäs nennte) und auch in Reimsfeld gewesen; 2) Johann Lödel oder Lödey, kam von Grawinckel nach Plaue, 1541, starb 1556; 3) Jonas Wacker, folgete 1557; 4) Nicolas Landgraff, 1569; 5) Casp. Möller, 1614; 6) Val. Geisthard, 1622; 7) Andreas Schuckel, 1643; 8) Erhard Wilhelm Wächter; 9) Just Nic. Kühr, 1680; 10. Johann Christoph Ernesti, 1691; 11) Nicol. Kempff, 1692; 12) Polycarp Tentzel, 1698. Hier hört das Verzeichniß der Prediger beym Oleario in dessen Thüringischer Historie und Chronicke I Th. p. 291. u. f. auf. Nachdem Plaue eine Stadt worden, hat im Jahr 1335 Kayser Ludwig durch fleißiges Bitten derer Herren Grafen Heinrichs und Günthers, Grafen zu Schwartzburg und Herren zu Arnstadt, aus besonderer Gnade, die er ihnen gehabt, denen weisen Leuten, dem Rath und denen Buͤrgern gemeiniglich, einen ewigen Wochenmarckt gegeben, wöchentlich solchen zu haben und zu halten, an dem guten Tage, und hat demselbigen Marckte und allen denen, die ihn suchen, alle die Rechte, Ehre, alte und gute Gewohnheit gegeben, welche die Reichs-Stadt Mühlhausen vor Alters gehabt. Vormals hat Plaue gute Nahrung von Saltzwerck gehabt, davon aber anjetzo nichts, als die mit Holtz eingefaßten Saltzbrunnen vorhanden, darinne wildes Wasser stehet, wiewohl gute Hoffnung und Anzeigung vorhanden, solches Saltzwerck durch Gottes Segen, Fleiß und Arbeit wiederum in guten Stand zu bringen. Zu Ende oder mit dem Anfange des XVIII Jahrhunderts wurde ein Stück von einer starcken eisernen Kette in einem Saltzbrunnen allda gefunden, welches sehr zerfressen und verrostet war, und vielleicht von derjenigen Kette gewesen, daran die Eymer gehangen. Man saget, als wären die Saltzquellen mit einem seidenen Rocke verstopffet worden von einem leichtfertigen Saltz-Knechte. Es handeln hiervon einige [771] alte Deutsche Reimen, welche Valeutin Geißhard, Pastor zu Plaue, ohngefehr 1640 Lateinisch und Deutsch verfertiget, und sind sie Deutsch beym Oleario l. c. p. 293. u. f. zu finden. Es ist aber dieser Ort sehr ruiniret worden, nachdem das Saltzwerck eingegangen, so auch durch das öfftere Kriegswesen und vielfältige Feuersbrünste, davon nachgesetzte für andern denckwürdig. Nemlich 1) vor 300 und etliche und dreyßig Jahren brannte Plaue, da es noch ein Dorff war, gäntzlich ab, davon nichts, als die Kirche stehen blieben. Darauf baueten die Einwohner wieder auf an einem andern Orte, nach dem Schlosse zu, welche Häuser 2) im Jahr 1524 in der Nacht vor Lichtmesse auch völlig durchs Feuer zernichtet worden. Damals gieng das Rathhaus, und zugleich ohne Zweiffel die besten Urkunden auch fort, und bliebe nichts stehen, als eine Stube und kleines Haus bey dem Thore. Im Jahr 1638 den 6 Jun. unterfieng sich ein verwegener Soldaten-Junge, vor dem Chur=Sächsischen Regiment des Obersten Hanau, weil er war gestraffet worden um gewisser Schande willen (als er nemlich des Bürgermesters K. Tochter hatte nothzüchtigen wollen) die Stadt Plaue anzustecken, brachte es auch in Abwesenheit des Bürgermeisters, wie auch seines Weibes und Kinder dahin, daß von brennender Lunte und Schwefel, so in dessen Dach geleget, 3) ein schnelles Feuer entstanden, dadurch Mittags von 1 bis 3 Uhr 33 Häuser und 18 Scheunen abermals weg brannten. Das Feuer ergriff auch das Haus auf dem einen Thor, welches bis auf die Thor-Flügel fortgieng. Wenige Zeit hernach 4) im Jahr 1640 den 17 April, Freytags nach Quasimod. hat aus des Schwedischen Feld-Marschalls Baniers Volck, das Regiment des Obersten Duglassen die Stadt Plau plündern wollen, da sich denn die Einwohner zur Wehre stellten und einen Officier erschossen, worauf die Soldaten ein Feuer anlegten in der Vorstadt vorm Ober-Thore, bey Otto Rörens Scheune, da es von einem starcken Winde in die Stadt gieng und in 2 Stunden daselbst das Gräfliche Fuhrwerck mit schönem Viehe, das Rathhaus mit den übrigen Häusern in der Stadt, und Scheunen und Ställen, so gar auch die Häuser vorm Unter=Thore in die Asche legte. Es ist damals wenig stehen blieben, nemlich 13 Häuser und 13 Scheunen von dem Ober-Thore, die Capelle, Mühle und Brauhaus in der Stadt, vor dem Unter-Thore 5 Häuser, und jenseit des Wassers die Kirche, Pfarre Schule und 2 Häuser. Damals wohnte der Pfarr in der Stadt in seinem eigenen Hause, das auch mit wegbrannte, und zugleich die Kirchen-Register, samt allerhand andern Urkunden, die er bey sich gehabt. Es hatten auch viel Leute vom Lande ihr Vieh nach Plaue geschickt, daß es für denen Soldaten möchte sicher seyn, welches aber bey diesem grossen Feuer jaͤmmerlich umkommen ist. Zum Gedächtniß des letzten Brandes hat Clauß Roth, gewesener Günthers-Müller in Arnstadt, 30 Gulden Capital verordnet, daß von dem Zinse jährlich den 17 April dem Herrn Pfarrer für eine Brand-Predigt zu halten 2 Thaler und dem musicalischen Chore 13 Groschen und 6 Pfennige durch den Rath zu Plaue gereichet werden muß [772] Solche und andere Unglücks-Fülle haben diesen Ort sehr entkräfftet, wiewohl bey nachherigem Friedens-Zeiten, Segensvollem Ackerbau und fleißiger Arbeit derer Einwohner, Holtz- und Papier-Handel, der Ort sich ziemlich wieder erholet und gebessert hat. Die Stadt Plaue führet einen aufgerichteten güldenen gekrönten Loͤwen im grünen Felde unter einer gezierten Decke, dabey die Worte: Der Rath zu Plawe. Olearii Thüringische Historien und Chronicken, I Theil pag. 288. u. ff.