Zedler:Porzellanschnecke, Porzellanmuschel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Porzellanschale

Nächster>>>

Porzellan-Thurm, Porzellain-Thurm

Band: 28 (1741), Spalte: 1690–1691. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|28|Porzellanschnecke, Porzellanmuschel|1690|1691}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Porzellanschnecke, Porzellanmuschel|Porzellanschnecke, Porzellanmuschel|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1741)}}


Porzellanschnecke, Porzellanmuschel, Concha venerea, Frantzösisch Porcelaine, und Pucelage, ist ein kleines Schneckenhaus, zum höchsten so dicke, als wie die Pinien, länglicht, weiß und dabey poliret; Es wird aus Indien, wie Paternoster angereihet, gebracht. Die Indianer lassen diese Schneckenhäuslein an statt der Muntze gelten. Man muß die kleinesten und die weissesten aussuchen. Wenn sie gantt zarte gerieben [1691] worden, so werden sie zum Schmincken gebrauchet, denn sie geben eine Art Schminckpulver, welches im Frantzöfischen Blanc de Perle heisset. Sie sind alcalinisch, lindern und zertheilen, doch werden sie sehr selten zur Artzney gebrauchet. Concha venerea und Pucelage, werden sie wegen ihrer Gestalt betitelt. Unter diesen Schneckenschalen giebet es eine grosse Menge allerhand Arten, die nach ihrer Gestalt, Grösse und mannigfaltigen Farben unterschieden werden. Das schönste Stück unter allen solchen Schneckenschalen, das Lemery gesehen, ist so groß als ein Apisapffel, geschlossen, feste, schier gantz oval, und wie gewölbet, rund umher mit gleich weit von einander stehenden Streiffen durchzogen, gegen den Rücken zu rund erhaben, und unten platt gewesen, allwo es eine Höhle gehabt. Der Vordertheil hat einen Weiberritz dargestellet; rund darum haben sich dicke, steinharte Striche befunden; die Farbe an dem gantzen Hause ist weiß gewesen, ohne vorne, und unten an der Höhle röthlicht. Wenn man dieses Schneckenhaus eine Zeitlang im Wasser liegen lässet, so öffnet sich es, beschlüsset sich aber, so bald es nur ausser dem Wasser ist, jedoch nicht wieder so genau, als wie zuvor. Es hält sich ein kleiner länglichter Fisch darinnen auf; es wächset in der See, als wie die anderen Schneckenhäuser. Dapper beschreibet die Porzellanschnecken, als eine Art Schneckenhörner, so um die Canibalischen, sonderlich die wüsten Inseln Todos los Santos genannt, gefunden werden. Sie sind ziemlich groß, haben einen weiten Mund, und eingekerbten Rand, welchen sie einwärts kehren. Die schönsten sind von aussen Corallenroth, inwendig wie versilbert oder Himmelblau, mit goldenen Strahlen. Andere sind kohlschwartz, mit bleichblau vermischet, und mit purpurfarbenen Aederlein durchzogen. Die merckwürdigsten aber sind, die auf eine solche Weise gezeichnet, daß sie als wie ein musicalisches Notenbuch anzusehen, darum sie absonderlich Musichörner genennet werden.