Zum Inhalt springen

Zedler:Reuter, oder einer, der zu Pferde sitzet

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Reutenfels (Jacob)

Nächster>>>

Reuter, Cavalier

Band: 31 (1742), Spalte: 987–988. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|31|Reuter, oder einer, der zu Pferde sitzet|987|988}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Reuter, oder einer, der zu Pferde sitzet|Reuter, oder einer, der zu Pferde sitzet|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1742)}}

Reuter, oder einer, der zu Pferde sitzet. In der Offenbahrung Johannis wird Cap. VI, 2. 4. 5. 8 berichtet, daß Johannes vier Reuter gesehen: der erste saß auf einem weissen Pferde, dadurch Christus angedeutet wird, Cap. XIX, 11. wie er zwar zu allen Zeiten, vornehmlich aber in den ersten 300 Jahren durch die Apostel, und derselben Nachfolger, in der Welt herum gefahren, und sein Reich ausgebreitet hat. Wie nun die Babylonische Hure sitzet auf einem rothen Thiere mit zehen Hörnern, Cap. XVII, 3. also wird Christus der einige Herr und König seiner Kirche auf einem weissen Pferde fürgestellet. Damit wird angedeutet: 1) Christi Gegenwart und Beywohnung, daß er seinen Dienern wahrhafftig zugegen sey. Wie er vor diesem auf dem Gnaden, stuhl und über den Cherubin saß, 2 B. Mose XXV, 22. 1 B. Sam. IV, 4. also sitzt er auch noch ietzt über den vier Thieren und Cherubim, Ezech. I, 22 26. Cap. X, 1. 19. 20. er ist bey ihnen biß an der Welt Ende, Matth. XXVIII, 2O. 2) Die Regierung und Führung, daß sie von Christo getrieben und regieret worden, wie ein Pferd von demjenigen, der darauf sitzt, regieret wird. Das ist der lebendige Wind, der in den Thieren und in den Rädern ist, daß sie gehen, wohin sie der Wind treibet, Ezech. I, 20. er giebt ihnen die Sporen; das sind Vermahnungen, daß sie treulich arbeiten sollen. Es sind Versuchungen, dadurch sie zum Gebet und Eifer aufgemuntert werden. Es sind Verheissungen, daß ihnen im Himmel alles soll belohnet werden. Der andere saß auf einem rothen Pferde, dadurch niemand anders als der Teuffel selbst verstanden wird, der die Gottlosen zum Kriege und Blutvergüssen reitzet und antreibet. Der ist der erste Friedensstöhrer, der alle Uneinigkeit im Himmel und auf Erden angerichtet hat. Er ist ein Mörder vom Anfang, Joh. VIII, 44. Cain war vom Argen, darum erwürgte er seinen Bruder, 1 Joh. III, 12. Christus giebt eigentlich nicht Ursache zum Kriege, Morden und Blutvergüssen, viel weniger treibet er die Menschen darzu an; daß aber, wo er mit seinem Evangelio hinkommt, Schwerdt und Zwietracht erfolget, Matth. X, 34. Luc. XII. 51. das thut der grosse rothe Drache, Offenb. Joh. XII, 3. der wider Gottes Wort streitet, und mit Lügen und Morden sein Reich angefangen hat, und noch führet. Der dritte saß auf einem schwartzen Pferde, dadurch verstehen etliche den geistlichen Hunger, und den Mangel der reinen Lehre, das ist, allerhand Ketzereyen und Verfälschungen des Wortes Gottes. Welche Meynung nicht allerdings zu verwerffen. Denn gleichwie durch den Reuter auf dem weissen Pferde die reine Lehre des Evangelii angedeutet wurde: also kan im Gegentheil durch den Reuter auf dem schwartzen Pferde die falsche Lehre füglich verstanden werden. So ist der geistliche Hunger und Mangel des göttlichen Worts auch eine Strafe, so auf die Verachtung des Evangelii zu folgen pfleget, und an vielen Orten erfolget ist. Und falsche Lehrer sind die Kinder der Nacht und der Finsterniß. Der Reuter ist der Vater der Lügen, der Teufel, oder auch Haeresiarcha, derjenige falsche Lehrer, welcher Ketzereyen und Irrtümer einführet. Andere verstehen dadurch die Teurung und Hungersnoth, wie auch alle das Ubel, das die Theurung verursachet. Der vierte saß auf einem fahlen Pferde, dadurch werden nach der Erklärung des heiligen Geistes verstanden vier sonderbare Arten des Todes, damit Gott die Welt zu strafen pfleget; nemlich Krieg und Blutvergüssen, Theurung und Hungersnoth, Pestilentz und wilde Thiere. Denn obgleich durch die zwey vorhergehende Reuter auch Krieg und Theurung bedeutet worden; so werden doch die benamten vier Plagen bey dem vierten Reuter zusammen gesetzet, anzudeuten, daß, wenn die Menschen durch eine oder andere Strafe sich nicht bessern wollen, Gott nachmahls obberührte vier Plagen zugleich über sie schicke, wie er den Israeliten gedrohet hat, 3 B. Mose XXVI, 18. u. f. wie sie es auch unter Nebucadnezar, und nachmahls unter Vespasiano genugsam erfahren haben. Daher diese vier Plagen offt zusammen gesetzet werden, 5 B. Mose XXXII, 23. u. f. 1 B. der Kön. VIII, 37. Jerem. XV, 2. 3. Ezech. V, 16. 17. Cap. XIV, 13. u. f. Cap. XXXIII, 27. etc. man wolte denn die vorigen Reuter lieber von geistlichen Sachen verstehen, also, daß, wie der Reuter auf dem weissen Pferde bedeutet Christum mit seinem Evangelio; also durch den Reuter auf dem rothen Pferde verstanden werde die Verfolgung der Christen; durch den Reuter auf dem schwartzen Pferde der geistliche Hunger und Mangel des Wortes Gottes, als die eine und gröste Strafe der Verfolgungen: Darauf nunmehro folgte der Reuter auf dem fahlen Pferde, das ist, die leiblichen Strafen der Verfolgung, nehmlich Krieg, Hunger, Pestilentz und wilde Thiere. Lucii Erklär. der Offenb. Joh. fol. 430. u. f.