Zedler:Rußische Sprache
Rußische Sprache, Lingua Russica, soll nach dem Berichte Adam Olearius in seiner Moscowitischen und Persianischen Reise-Beschreibung, mit der Sclavonischen Sprache eine grosse Gemeinschafft haben, also, daß wer der einen kundig ist, die andere auch leichtlich verstehen könne, mit der Griechischen aber habe sie gar keine Gemeinschafft, ausgenommen in etlich wenig Wörtern, die sie von den Griechen entlehnet, und welche sie im Kirchen-Gottesdienst und Aemtern annoch zu gebrauchen pflegten. Heutiges Tages findet man vornehmlich in Rußland in Sclavonischer Sprache beschrieben die Bibel, ferner ihre Sluzeboik, oder Kirchen-Agenda, welche aus dem grossen Euchologio der Griechen, und aus demjenigen Kirchen-Buche, so Trebnick genannt wird, excerpiret worden, wie solches Joh. Herbinius in Cryptis Kiovesium cap. 6. bezeuget, hiernächst ist nicht so wohl ihr Corpus Juris, als auch die Schrifften der Alt-Väter, als des Cyrilli, Hierosolymitani, Joh. Damasceni, Gregorii Nazianzeni u. Chrysostomi, in Sclavonischer Sprache gedruckt, so gedenckt auch Papebroch eines Moscowitischen Bilder-Calenders, worinnen die Portraits ihrer vornehmsten Leute und Heiligen enthalten, zu geschweigen der vielen Historischen Bücher, welche sie in obgedachter Sprache beschrieben haben, denn wie Becmann in seiner historia Orbis Terrarum p. 379 meldet, so sollen wohl 60 Nationen [1907] seyn, welche die Sclavonische Sprache reden, wie sie dann auch der Janitscharen gewöhnliche Sprache ist, und an dem Türckischen Hofe in der Hochachtung stehet, als bey uns Deutschen die Frantzösische an unsern Fürstlichen Höfen seyn möchte. Einige Autores seyn der Meynung, daß solche Sprache aus der Scythischen und Gothischen, wegen der offtmaligen Vermischung zusammengesetzt, und entstanden sey, doch so, daß die Scythischen Wörter die meisten darinnen zu finden, weil auch die Russen an denen Buchstaben, die sie von den Griechen empfangen, die Rußische Sprache zu schreiben, nicht genung hatten, als sind dieselbe mit vielen Rußischen vermenget, und also ihr Alphabet bis auf 40 Buchstaben vermehret worden, man gebrauchet sich aber eines in etwas unterschiedenen Alphabets in der Rußischen Druckerey, sonderlich in denen Büchern, die von dem Rußischen Gottesdienste handeln, gegen dem Alphabet, welches in Briefen und Sr. Czaarischen Majestät Befehlen zu sehen ist. welcher Unterscheid auch verursachet, daß die Moscowitische Sprache so leichte nicht zu erlernen ist, als man sich wohl einbildet. H. W. Ludolf in Grammatica Russica. Belius de literatura Hunnorum p. 8. u. f.