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Zedler:Russilianus (Tiberius)

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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RUSSILLO

Band: 32 (1742), Spalte: 1901. (Scan)

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Literatur
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Russilianus (Tiberius) ein sehr subtiler und verwegener Weltweise im 16 Jahrhundert. Er war aus Calabrien, und einer von den berühmtesten Schülern des Augustinus Niphus. Er war so hitzig, daß, wenn er mit seinen Nebenschülern disputirte, es öffters zum Handgemenge kam, daher ihm sein Lehrmeister den Namen Turberius statt Tiberius beylegte. Er suchte in vielen Stücken dem Johann Pico nachzuahmen, wie er denn 400 Vorträge, die fast aus allen Wissenschafften genommen waren, in vielen Collegiis in Italien anschlug, und öffentlich darüber disputirte. Unter diesen waren etliche sehr seltsam. Insonderheit behauptete er, daß alle Leiber, und so gar auch Christus nach seiner menschlichen Natur dem Einfluß des Gestirns unterworffen wären; wie auch, daß die Welt von Ewigkeit gewesen; übrigens aber ihren gewissen Veränderungen, dergleichen die Uberschwemmung, oder Verbrennung durch Feuer ist, von einer Zeit zur andern unterworffen sey; und daß dannenhero die Sündfluth gar nicht einer ausserordentlichen Verordnung Gottes zuzuschreiben, sondern daß dieselbe durch die Vereinigung des Jupiters mit dem Saturnus im äussersten Zeichen des Krebses gegen dem Gestirn über, welches die Sternkundiger das Schiff Argo zu nennen pflegen, nothwendig verursacht worden; und dergleichen mehr. Die Inquisition war zwar mit diesen Sätzen nicht zufrieden, und hielt die meisten davon vor irrig, und bereits verdammt; allein er verantwortete sich in apologetico adversus cucullatos mit Hefftigkeit. Man hat auch eine Rede von ihm, darin die Philosophie Leo X ihre Beschwerden vorstellet. Hieronymus Armellinus, ein Dominicaner, hat unter andern sehr hart wider diese Irrthümer geschrieben, welche jedoch vielen Aristotelischen Weltweisen des 16 Jahrhunderts gemein gewesen sind. Naudäus in judicio de Nipho. Bayle.