Zedler:Saale, oder Saal
Saale, oder Saal, Lat. Sala, oder Salas, ein Fluß in Deutschland, so an dem Fichtelberg im Zellerwald, nicht weit von dem Flecken Zelle, aus einem Brunnen, der Saalbrunnen genannt, entspringet, daherer gemeiniglich die Fichtelbergische, Voigtländische, oder Thüringische Saale zum Unterscheid der Fränckischen oder Saltzburgischen genennet wird. Anfangs gehet dieser Fluß gantz klein daher, doch wird er gar bald von etlichen Bächelgen aus dem Walde verstärcket, wozu sonderlich das bey Zelle sich hineinergiessende Flüßgen so viel mit beyträgt, daß unsere Saale eine halbe Stunde unter dem Flecken Zelle zwey Mahl-Mühlen und eine Schneide-Mühle treibet. Von Zelle wandert sie gegen Norden zwischen Stockenroth, einem schönen Schloß, und Heunersreuth, zur Rohr- und Neuen Mühle, unter welcher sich die Löstnitz mit ihr vereiniget; ferner gesellet sich auch die Spar zu ihr, worauf sie ihren Lauf nach Weißdorff nimmt, unter Bruch fällt die Pulschnitz hinein, wie auch unter Uppenroth der Ulrichsbach, zu Selbitz der Welbersbach, und über Förba die Fornitz. Alsdann geht sie schon ziemlich starck durch Schwärtzenbach, bis sich nahe bey Fattiga die Lanitz zu ihr gesellet. Zwischen Fattiga und Autengrün nimmt sie die Pörßnitz in sich, womit sie durch Ober-Kotzau fliesset und alldort die Schweßnitz und bald darauf durch das Dölabächelgen verschlinget; Weiter ergiesset sich über Moschendorff die Untreu oder Oelschenbach in sie, von dannen sie sich zur Hofischen Pappiermühle begiebt, allwo sie auch ein Bächelgen [18] einnimmt. Ferner kommt die obere Regnitz in sie und bald darauf das Otterbächelgen, und beschleuniget also ihre Reise zu der Culmbachischen Hofstadt Hof. Daselbst wird sie wieder durch einige Bächelgen verstärcket, und vor der steinernen Brücke durch eine Wehr in zwey Aerme getheilet, welche sich vor dem hohen Steg wieder mit einander paaren, nachdem sie einigen Mahl- Schleif- und Walck-Mühlen ihre Dienste geleistet, treibet sie noch unterhalb der Stadt die Hofische Kappellenmühle, setzet alsdann ihren Weg auf Hofeck und Unterkotzau fort, unter welchem zur Rechten die untere Regnitz, zur Lincken die Gostera, alsdann die Joditz, und endlich das Doppenbächelgen in sie fliessen. Dann nimmt sie ihren Lauf aus dem Marggräflichen auf die Gräflich-Reußische Residentz Hirschberg zu, unter dieser verschluckt sie das Tiefengrüner-Bächelgen. Zu Sparnberg bekommt sie noch ein anderes Flüßgen, zu Blanckenstein gesellet sich die Selbitz zu ihr, da sie sofort ihren Weg auf Harra und weiter auf Lemnitz nimmt, allwo sich bey dem Hammerwerck ein Fluß gleiches Namens in sie ergeußt. Da sie sich dann unter den Stuffenfelsen in ihrer Krümme fortziehet, bis sie die Gräflich-Reußische Residentz-Stadt Saalburg erreichet. Nun beginnet sie immer mehr und mehr anzuwachsen und schiffbar zu werden, indem sie von Saalburg auf Gräfenwerth zur Burg eilet, und dort von der Wetterau, hier aber von der Wiesenthau verstärcket wird. Hierauf streicht sie fort auf Ziegenrück, nimmt bey Mey die Loguitz zu sich, vollstreckt ihren Lauf über Kauls- und Fischdorff auf Saalfeld. Zu Schwartza paaret sich das Wasser Schwartza mit ihr, die Remda aber zu Rudel- oder Rudolphsstadt. Dann fließt sie vor Ulstadt unter Orlamünde vorbey, vereiniget sich allda mit der Orla, und strömt über Naschhaussen auf Kahla zu, nachgehends krümmet sie sich auf Rodenstein und Lobeda, woselbst auch die Rotha dazu kommt, und erreichet endlich die berühmte Universität Jena. Von dannen geht sie auf Dornburg, allwo sie die Naura und Fleissa, und zu Chamburg die Ilm in sich fasset. Darauf kommt sie zur Schulpforte, an Naumburg her, lencket sich nach der Sächsischen Hertzoglichen Residentz-Stadt Weissenfels, und weiter auf Merseburg, allwo sich die Geissel zu ihr gesellet. Ferner eilet sie nach der weltberühmten Königlich Preußischen und Chur-Brandenburgischen Universität Halle, allwo sie die grosse Elster, und unter der Stadt die Saltza einnimmt, und wird alsdann, vermittelst der von Ihrer Königlichen Majestät zu Preussen und Churfürstlichen Durchl. zu Brandenburg, Friedrichen dem III glorwürdigsten Andenckens, (der auch zugleich den 3 Julii 1694 die Universität allda gestifftet hat) erbauten herrlichen Schleussen dermassen schiffbar gemacht, daß sie eine zahlreiche Flotte von seinen Schiffen mit Saltz beladen über Giebichenstein nacher Wettin träget. Von wannen besagte Schiffe mit Steinkohlen angefüllet wieder nach Halle zurück gehen. Endlich fließt die Saale auf Alsleben zu, und nimmt oberhalb Bernburg die Wipper, unterhalb aber die Fuhne, und bey Nienburg [19] die Bude zu sich, gehet darauf bey Kalbe und unter Gottesgnade vorbey, allwo die Königliche Preußische Saltz- und Saal-Niederlage ist, ergießt sich endlich in die Elbe, worinnen sie ihre Fichtelbergische Schwester die Eger, so sich schon zu Leutmeritz in Böhmen in die Elbe gestürtzet hat, wieder antrifft, nachdem sie also auf die vier und zwantzig Meilen durch unterschiedene Land- und Grafschafften, Fürsten- und Churfürstenthümer herum geschweiffet hat. Der Schleussen auf diesem Strohm sind acht: 1 bey Halle, 2 bey Trotte, 3 bey Wettin, 4 bey Rotenburg, 5 bey Alsleben, 6 bey Bernburg, 7 bey Kalbe, und 8 bey Gientitz, oberhalb Saalhorn. Sie eröffnen die Gemeinschafft mit Hamburg, Stettin und der Ost-See. Von diesem Flusse hat der bekannte Saalkreiß in dem Magdeburgischen seinen Namen, welcher die Städte Halle, Giebichenstein, Wettin, Löbegün und andere mehr in sich begreifft. Sonst ist die Saale besonders wegen der häuffigen und grossen Aalen, so absonderlich schon bey Hoff in ihr gefangen werden, sehr beruffen. So hat man auch sonsten glaubwürdige Nachricht, daß die Saale ihre Gold-Schlich bis in Thüringen mit sich führe, so zu Rudolphsstadt öffters sollen zu finden seyn. Bey dem Ursprunge der Saale findet man auch ein Loch, dessen Erden wie ein weisser Laimen ist, wenn diese ein wenig von der Sonne gedörret wird, so färbet sie wie eine blaue Lasur, daß man also wohl etwas mit machen und anstreichen kan.