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Zedler:Sara, des Abrahams Weib

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Sara, eine Tochter Raguels und der Hanna

Band: 34 (1742), Spalte: 41–43. (Scan)

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Literatur
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Sara, des Abrahams Weib, hieß anfänglich, Sarai, d. i. nach der Hebräischen Sprache meine Fürstin, meine Frau. Nachdem aber Abraham die Verheissung von GOtt erhalten, daß in seinem Nahmen alle Geschlechte auf Erden solten gesegnet werden, und daß sein Saame das Land, da er ein Fremdling innen war, besitzen solte: so muste er auf göttlichen Befehl seine Frau nicht mehr Sarai, sondern Sara nennen, daß solchergestalt das י in ה verwandelt wurde, welches, wie Clericus erinnert, von dem Worte הםת, Hammon, d. i. Menge, hergenommen ist, und anzeiget, daß Sarai forthin als Srath Hammon, als eine Fürstin der Menge vor aller Welt würde offenbahret werden. Es soll aber dieselbe, wie etliche, und sonderlich die Jüden vorgeben, eine Tochter des Harans, der ein Bruder Abrahams war, und zwar diejenige gewesen seyn, welche auch sonsten in der Schrifft Ziska genennet wird. Andre aber wollen behaupten, daß sie Abrahams leibliche Schwester gewesen, die zwar nicht von einer Mutter, doch von einem Vater, mit demselben gezeuget war, gleichwie Abraham selbsten bezeuget, daß sie wahrhafftig seine Schwester, seines Vaters Tochter, aber nicht seiner [42] Mutter Tochter sey. Sie war sehr schön, daher Abraham ihrentwegen zwey mahl in Gefahr kam, einmahl in Egypten und dann in Palästina, bey dem Könige Abimelech, so daß er sich fürchtete, er würde um ihrentwillen getödtet werden, und dannenhero sie für seine Schwester ausgab, wobey es dann auch GOtt so sonderlich fügte, daß sie beyde mahl ohne Verlust ihrer Ehre und Keuschheit dem Abraham wieder zugestellet wurde. Sie war erstlich eine lange Zeit unfruchtbar, daher sie ihre Magd Hagar dem Abraham beylegte, mit welcher er den Ismael zeugte, den sie doch letztlich, weil er ein Spötter war, mit seiner Mutter austrieb. Sie gebahr aber endlich selbst im Jahr der Welt 2048, da sie bereits 90, und ihr Mann 100 Jahr alt war, einen Sohn, den ihr GOtt verheissen hatte, den Isaac, welcher der rechte Erbe von den Gütern des Abrahams wurde, auch die Verheissung bekam, daß aus seinem Saamen der Heyland der Welt solte gezeuget werden. Sie starb darauf im Jahr der Welt 2085 im 127 Jahre ihres Alters, und wurde zu Hebron begraben. Uber solches aber wollen die Jüden noch wissen, daß sie dermassen eingezogen gewesen, daß sie auch den Abraham selbst nichts von ihrem blossen Leibe sehen lassen, als sie ader der Theurung wegen in Egypten gehen, und sie darbey durch einen Bach waden müssen, habe er ihre Beine zum Theil zu sehen bekommen, als sie den Rock aufheben müssen, weil er aber sie so schön befunden, habe er ihr wie schon gedacht, den Vorschlag gethan, sich nur für seine Schwester auszugeben, habe sie auch zur Vorsorge in einen Kasten gestecket, und also mit sich geführet, damit sie niemand zu sehen bekommen solle. Allein, als er auf den Gräntzen Egyptens dennoch bey Abgebung des Zolles den Kasten eröffnen müssen, sey ihre Schönheit sofort den Egyptern also in die Augen gefallen, daß der Ruff davon selbst für den Pharao gekommen, der sie denn auch darauf in sein Frauenzimmer bringen lassen. Und weil denn solcher gantz ungemein in sie verliebt gewesen, soll er ihr nicht allein seine Schätze, sondern auch das Land Gosen Testaments-weise vermacht haben, daher denn die Kinder Israel dieses nicht allein mit Recht, als ihr Eigenthum besessen, sondern auch die Schätze Egyptens, als ihnen Erbschaffts-weise gehörig, mit allem Rechte mit sich hinweg nehmen können. Immittelst soll ihr Abraham doch auch einen Scheide-Brieff gegeben haben, ehe sie zu dem Pharao gekommen, damit sie keine Ehebrecherin werden könne. Doch aber habe sie GOtt unter andern auch so fern von aller Berührung des Pharao behütet, daß er solchem einen Engel mit einem blossen Schwerdte an die Seite gestellet, der ihn zu erwürgen gedrohet, wo er etwas ungeziemendes mit ihr vornehmen würde. Wie sich aber hernach Abimelech in sie vernarren können, ungeacht sie auch schon eine Frau von 90 Jahren gewesen, disputiren auch wohl unsere Leute; allein, da die Menschen zu solcher Zeit noch ziemlich lange gelebet, und GOtt nachher noch erst das Wunder mit ihr und dem Isaac that, stehet zu glauben, daß sie auch noch in solchem Alter von gutem Ansehen gewesen, daß sie aber bey dem Gast-Gebot, so Abraham bey Entwöhnung des Isaacs [43] zum Erweis, daß solcher Isaac nicht etwan von ihr untergeschoben, sondern würcklich gebohren worden, den Kindern aller erbetenen Frauen, so ihre Ammen von ungefehr zu Hause gelassen, von ihren Brüsten geschencket, ist wiederum eine alberne Jüdische Fabel. 1 B. Mos. XI, XII u. ff. Joseph Antiqu. l. 1, c. 7. it. c. 14, 15. Augustin. de C. D. l. 12. c. 19. Heidegger in Hist. Patriarch. part. 2. exerc. 34. Bayle.