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Zedler:Schramm, (Sebastian)

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Schramm oder Schram, (Otto)

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Schramm, (Wilhelm Theodor)

Band: 35 (1743), Spalte: 1095–1099. (Scan)

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Schramm, (Sebastian) Archi-Diaconus und des Ministerii Senior zu Eisenach, war an jetzt gedachtem Orte im Jahre 1652 den 21 Märtz gebohren. Sein Vater, Peter Schramm, ein Bürger und Kupfferschmied daselbst, hielt ihm einen eigenen Präceptor, bis er mit Nutzen die damahlige Eisenachische Stadt- und Land-Schule besuchen konnte, in welcher er löbliche Progressen machte, die er auch 1673 in einer Abschieds-Rede, de χενοδοξἰας seu vanae gloriae studio, unter seines Rectoris, des berühmten Heinr. Börstelmanns, Anführung zu erkennen gab. Er wandte sich darauf nach Jena, daselbst die höhern Studia zu treiben, und hielt sich deswegen zu Schwimmern, [1096] Vesseln, und Linsius, die Philosophie bey ihnen zu fassen; was die Mathematick betraf, kam ihm Krebs und der berühmte Erhard Weigel, mit welchem er nachher fleißig Briefe gewechselt, sehr wohl zu statten. In den Sprachen waren Frischmuth und Häner, ein Adjunctus der Philosophie, seine Führer, und die Theologie erlernte er von Musäo und Bechmannen. Hierauf wolte er auch eine Reise nach den Niederlanden, allwo iederzeit ein Sammel-Platz der gelehrtesten Leute gewesen, anstellen; als aber die in Holland durch Frantzösische Invasion entstandene Unruhe sein Vorhaben hinderte, hielt er sich einige Zeit bey seinen Eltern auf, und suchte nachhero seine ehemahlige Jenische Präceptores wieder. Nach Jahres-Frist begehrte ihn der Geheimde Rath und Consistorial-Präsident, Elias Heinrich Avemann, zum Informator seiner beyden ältesten Söhne. Als er dieser Station bis 1677 vorgestanden, und Fürst Johann George der Aeltere, als Kayserl. General Feld-Marschall wegen einer im Elsaß sich hervor thuenden Unruhe mit zu Felde gieng, erwehlte derselbe den damahligen Diaconum und nachmahligen General-Superintendenten, Johann Ludwig Gombrachten, zum Hof-Prediger, und nahm ihn mit ins Feld; unser Schramm aber wurde wider seine Gedancken und ohne alles Suchen an Gombrachts Stelle zum Vicario vociret, examiniret und am Sonntage Misericordias Domini ordiniret. Da aber nach zurückgelegter Campagne der Hertzog wieder in Eisenach anlangete, und dessen Hof-Prediger sein Amt selbst wieder verrichtete, wurde Schramm zum Hof-Inspector und Informator der Hochfürstl. jungen Herrschafft, sonderlich aber der damaligen Durchl. Printzen Johann George II, nachmahligen regierenden Hertzogs, wie auch des Durchl. Hertzogs Herrn Johann Wilhelms und der Durchl. Prinzeßin, Friderica Elisabeth, vociret, auch nachgehends zugleich der Fürstl. Bibliotheck vorgesetzet. Diese seine Function verwaltete er dermassen, daß ihm in solcher Zeit auch noch vier andere dem Eisenachischen Hochfürstl. Hause nahe anverwandte Durchl. Printzen und Printzeßinnen anvertrauet wurden. Diese waren Johann Wilhelm, Printz zu Sachsen-Jena, Dorothea Friderica, gebohrne Marggräfin zu Brandenburg-Onoltzbach, und Dero Durchl. Schwester, Prinzeßin Wilhelmine Caroline, so nachhero den König von Engelland zum Gemahl bekommen, und nach der Zeit unsern Schramm über alle vorige Gnade noch 1717 mit unterschiedlichen Englischen Büchern allergnädigst beschencket; wie auch Dero Durchl. Herr Bruder Wilhelm Friedrich nachmahliger regierender Marggraf zu Brandenburg-Onoltzbach. Im Jahr 1679 im Octobr. erhielt er zugleich die Vocation zu einem Collaboratore des Eisenachischen Ministerii; Denn der damahlige General-Superintendent, M. Casp. Rebhahn, war wohl betagt, und die Arbeit fiel ihm zu schwer. Endlich, da zwey Hochfürstl. Printzen, Johann George und Johann Wilhelm, in fremde Länder reiseten, und die Information bey Hofe schwächer ward, wurde dieselbe bis zu ihrer Zurückkunfft eingestellet, unser Schrammius aber dem damahligen Conrector Schmidt adjungiret, und da derselbe 1681 von dem Tode [1097] selbst pro emerito declariret wurde, übernahm er die völlige Arbeit der andern Classe. Es nahm aber vorhin bemeldeten General-Superintendentens Schwachheit immer mehr zu und zugleich die Arbeit seines Adjuncti, und da ihm dieselbe zuviel werden wolte, zeigte er solches den Patronis an, legte mit Genehmhaltung derselben die Schul-Arbeit nieder, überließ dieselbe Heinrich Hardten, nachmahligen Prediger zu Urnshausen, und ward 1683 den 18 Meetz am Sonntage Lätare, als Diaconus introduciret, ward nachhero Diaconus secundus, übernahm bey lang anhaltender Schwachheit seines Schwieger-Vaters, M. Valentin Schröens, einen Theil der von dem Archidiaconat dependirenden Aufsicht der Kirchen-Bibliotheck zu St. Georgen, und gelangte endlich 1706 zum Archidiaconat. Allen seinen Aemtern hat er mit grossem Fleiß und rechtschaffenem Ernst vorgestanden. Seine Zuhörer führete er mit rechtschaffenem Eiffer zum thätigen Christenthum an, achtete dabey keine Verachtung, Verläumdung, Lästerung, Schmach, noch andern Undanck der Welt, und ließ sich durch nichts hindern, das Amt eines Evangelischen Predigers nach der Vorschrifft des HErrn zu verrichten. Den Schaden Josephs nahm er sehr zu Hertzen, selbigem aber abzuhelfen, achtete er die Schätze der Welt für nichts, wie dessen eine Probe gewesen, daß er die letzten 16 Jahre keinen Beichtpfennig angenommen. Seines Ehestandes zu gedencken, hat er sich das erstemahl 1678 den 8 October mit Catharinen Susannen, M. Heinrich Purgolds, Hochfürstl. Hofpredigers des Kayserl. freyen weltlichen Stiffts Quedlinburg, nachgelassenen Tochter, verheyrathet, und als dieselbe 1686 den 19 Jenner Todes verblichen, ist ihm 1688 den 7 Febr. Anna Dorothea, vorhin bemeldeten M. Valentin Schröens einige Tochter, zugeführet worden. Aus der ersten Ehe waren erzeuget 1) Johann George; 2) Johann Heinrich, von welchen beyden besondere Artickel vorhergehen; 3) Alexandrina Maria, so an Johann August Schönau, Pfarrern zu Altenberg, verheyrathet worden; 4) Catharine Sibylle, so an M Johann Martin Holicken, Pfarrern zu Kystritz, ausgestattet worden. Eine Tochter ist in zarter Kindheit verstorben. Aus der letzten Ehe sind erfolget Johann Friedrich und Johann Valentin, von welchen beyden ebenfalls besondere Artickel nachzusehen. Wie er beydes seinen Bedienungen und seinem Hause wohl und rühmlich vorgestanden, also hat auch Res literaria einige Aufnahme durch ihn genossen. Solches zu leisten, war er allerdings geschickt: seine Gelehrsamkeit war vortrefflich, denn er war nicht nur in der Theologie vollkommen zu Hause, sondern auch in den Sprachen, so wohl in den Orientalischen als auch besonders im Frantzösischen, Italiänischen, und Englischen sehr fertig, als in welchen letztern Sprachen er mit gelehrten Leuten in Franckreich, Engelland und Italien eine so starcke Correspondentz geführet, daß ein weitläufftiger Catalogus derselben könte beygebracht werden. In der historia antiqua war er weit gekommen. Sonderlich ließ er ihm Historiam Ecclesiasticam angelegen seyn; Denn wie er [1098] dieses Studium am meisten liebte, also sammlete er darinnen die besten Sachen, und besorgte derselben Verbesserung. In der Historia literaria hatte er grossen Fleiß angewendet, wie er denn in Lesung guter Bücher gantz unermüdet sich finden ließ, und daher in seiner ziemlichen zahlreichen Bibliotheck kein Buch hätte; denn er hatte ein jedes emsig durchsucht und das beste daraus excerpiret. Eben seine Excerpta bezeugen, daß er die alten Scribenten, z. E. Homerum, Hesiodum, Plutarchum, Herodotum, und andere mehr als eimmahl bedächtig durchgelesen. Denn er liebte bis an sein Ende die Schul-Studien, und so er eine Stunde zur Recreation haben kunte, las er nichts anders, als solche Auctores. So hatte er auch die meisten Wercke Kirchers excerpiret, und eins wohl zwey bis dreymahl absolviret. Wir müssen nun aber auch zeigen, was er in re literaria genutzet. Er hat

1. Beytrag gethan zu den vortrefflichen und überall renommirten lateinischen Actis eruditorum.
2. Ingleichen zu der Bibliotheca antiqua D. Seruvens hat er vieles beygetragen.
3 Michael Baudier Beschreibung vom Königreich Sina setzte er aus dem Frantzösischen ins Deutsche und beförderte selbige 1679 zum Druck.
4. Sauberti Lutherum Prophetam Germaniae, oder Weissagungen aus dem Luthero, revidirte er 1706, so zu Jena in 8. gedruckt worden.

Ausser diesen Schrifften und etlichen Leihenpredigten ist durch ihn nichts ediret worden: denn ob er wohl noch einige nützliche Sachen ans Licht stellen wollen, haben ihn dennoch seine vielen Amts-Verrichtungen daran gehindert. Insonderheit war sein Vorsatz, de Graeciae statu etwas zu schreiben. Die Gelegenheit darzu war folgende: er hatte das Glück, 1692 mit einem Griechischen Archimandriten oder Vorgesetzten über ein Closter, und 1695 mit einem Armenischen Ertzbischoff aus Groß-Armenien, Thomas Bardepier de Wanand, in seinem Hause ausführliche und öfftere Conferentzen zu halten. Nun hatte er mit dem ersteren sonderlich von dem Statu Graeciae weitläufftig conferiret und vieles zur Histoire critique de la Creance de P. Simon, worinn er mit Cauco und Allario geirret, wie auch zur Missa Chrysostomi annotiret, welches er gerne weitläufftiger ausgearbeitet hätte, wenn ihn nicht, wie gedacht, seine vielen Geschäffte daran verhindert. Im Manuscript und zum Druck fertig hat er hinterlassen

1. Predigten über die Psalmen.
2. Cantica Veteris Testamenti.
3. Glaubens-Predigten über das XI Capitel an die Hebräer, wie auch
4. viele zur Historia excommunicationis

(davon in den gelehrten Zeitungen 1717 das Project gemeldet worden) von ihm gesammlete [1099] Collectanea, die er der Ausarbeitung seines Herrn Sohnes, Johann Valentins, recommendiret hat. Was seine Statur betrifft, war er groß und ansehnlich, hatte eine treffliche starcke Ausrede, sahe jederzeit sehr munter und lebhafft aus, trug sein eigenes weisses Haar und war schr liebreich. Er wurde aber allbereits in seinen jüngern Jahren von vielen Zufällen incommodiret, so man dem Malo hypochondriaco und Scorbut zugeschrieben, und hat ihn fürnehmlich der Husten sehr geplagen, so daß er auch zuweilen dadurch in seinen Amts-Verrichtungen und Predigten gehindert worden. Drey Jahr vor seinem Ende hat er dem Bericht nach febre catarrhali scorbutica cum malignitate conjuncta hart darnieder gelegen, und ob er wohl nach drey Wochen wieder davon genesen, hat er dennoch von derselben Zeit an über empfindlihe Schwäche in den Schenckeln geklaget, welche von Zeit zu Zeit dergestalt zugenommen, daß er bey einem halben Jahre, wenn er ausser seinem Hause seine Geschäffte wahrnehmen wollen, sich von einem Ort zum andern müssen tragen lassen. Endlich hat die Natur grosse tumores indo lentes, sero acido viscido refertos, an den Halß und unter die Arme gesetzet, worauf bey einem Jahre und drüber ein mercklich Abnehmen am gantzen Leibe verspühret worden, so daß nur die Haut die Beine bedecket, dabey er aber sein Amt, obwohl mit grossen Unkräfften, so viel möglich, annoch selbst verrichtet. Am Feste der heiligen Dreyfaltigkeit 1719 hat er zu St. Georgen über das ordentliche Evangelium seine letzte Predigt gehalten, und den Nachmittag bey Beerdigung des General-Superintendentens die Collecte abgesungen, und den Seegen gesprochen, welches seine letzte öffentliche Verrichtung gewesen, massen er gegen den Abend noch eine grössere Mattigkeit denn zuvor verspüret, worauf in folgender Nacht eine Fieber-Hitze cum delirio leni & siti sich eingefunden, und obwohl diesen Zufällen in so weit abgeholffen worden, daß er wieder ein wenig ausgehen können, ist er dennoch am 14 Julii gedachten Jahres aufs neue befallen, und hat endlich am 7 August sanfft und wohl bereitet seinen Geist aufgegeben, nach dem er sein rühmliches Leben gebracht auf 67 Jahre, 4 Monath und 6 Tage, und seinem GOtt in der Kirche und Schule 42 Jahr und 4 Monath gedienet. Leporins Leben der Gelehrten in Deutschland p. 504 u. ff.