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Zedler:St. Thomä-Insel, St. Thome oder Thomas-Insel

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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St. Thomä-Insel oder St. Thomä

Band: 43 (1745), Spalte: 1498–1499. (Scan)

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St. Thomä-Insel, St. Thome oder Thomas-Insel, Lat. S. Thoma Insula, eine Africanische Insel auf dem Atlandischen Meere unter der [1499] Linie, alwo Tag und Nacht allezeit gleich ist.

Sie hat diesen Nahmen von Vasconzeles, einem portugiesischen Admiral, bekommen, welcher sie 1405 an dem St. Thomas-Tage entdeckte, und gantz und gar mit Holtz bewachsen und unbewohnet fand, nachdem aber die Portugiesen eine Colonie dahin abgeschickt hatten, kam sie in grosses Aufnehmen.

Sie hat eine Stadt gleiches Nahmens, die von einigen Pavaosan genennet wird, welches Wort in der portugiesischen Sprache so viel bedeutet als eine Colonie.

Diese Insel ist sonderlich für die Europäer ein sehr ungesunder Ort, indem keiner leichtlich sein Lebens-Alter über 50 Jahr bringen kan; die daselbst gebohrne Einwohner aber leben noch ziemlich lange, indem einige von ihnen 110 Jahr alt worden sind.

Die Stadt liegt an einem kleinen Flusse, und hat lauter höltzerne Häuser. Sie hat eine Kirche, welche den Titel eines Bischöfflichen Sitzes führet, und unter den Ertzbischoff zu Lissabon gehöret. Sie hat auch einen Haffen, und ist mit einem Castelle befestiget, welches 4 Basteyen hat.

Die Figur dieser Insel ist fast Circkelrund. Man sagt, daß sie 30 Spanische, oder 110 Englische Meilen in ihrem Umfange begreiffe, und 180 Meilen von den Africanischen Küsten, entfernt sey. Sie hat allenthalben einen grossen Ueberfluß an Quellen. In der Mitte ist ein sehr hoher Berg, welcher mit hohen Bäumen bedeckt ist, auf deren Spitze das gantze Jahr hindurch eine Wolcke hänget, welche das Laub naß macht, so daß immerfort ein Thau oder gewisses Wasser herab tröpffelt, welches die Zucker-Rohre unterhält, und auch durch Canäle in die Zuckerwercke geleitet wird, welche hin und wieder in der Insel zufinden sind, sintemahl in dieser Waare fast derselben gantzer Reichthum bestehet.

Die Europäischen Weibs-Personen, welche allhier leben, sind unheilbaren Blutflüssen unterworffen, also daß sie daran sterben müssen, wenn sie sich 3 oder 4 Jahr lang in dieser Insel aufgehalten haben. Dahero pflegen sich die Portugiesen mit Weibs-Personen aus Congo zu vermählen.

Die Kinder, welche von einem weisen Vater und Mutter gezeugt worden, sind auch weiß, ungeachtet eine sehr unmäßige Hitze in dem Lande ist.

Es sind ungefehr 700 Portugiesische Familien in der Haupt-Stadt dieser Insel, worunter sich auch viele Juden befinden, die von den Portugiesen als Leib-Eigen dahin zu gehen, sind genöthiget worden.

Es wurde diese Thomas-Insel 1599 von den Holländern eingenommen, welche sie verliessen, und 1641 aufs neue einnahmen, allein die Portugiesen haben sich nach der Zeit durch die Gewalt der Waffen wiederum davon Meister gemacht. Im Jahr 1709 eroberte der Frantzösische Capitain, Parent, mit 420 Mann besagte Insel, und machte bey Einnehmung der Stadt und des Castells grosse Beute.

Im übrigen rechnet man nicht allein zu der Insel St. Thomä die Fürsten-Insel, wie auch Fernando Pao, und Annebon, welche um dieselbe herumliegen, sondern auch die Insel St. Helena, die Insel Ascension und St. Matthäi, welche etwas davon entfernter sind.

Davity de l’Afrique. Männlings Contin. Dapperi Exotici II Th. von America.