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Zedler:Unterirrdische Kirchen und Begräbnisse

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Band: 49 (1746), Spalte: 2142–2143. (Scan)

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Literatur
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Unterirrdische Kirchen und Begräbnisse. Gleichwie die alten Eqyptier ihre Todten durch eine sonderbare Kunst balsamirten, und in Höhlen unter der Erden beysetzeten, daß sie nach tausend und mehr Jahren unverweset gefunden, und mit dem Nahmen der Mumien benennet werden: So ist fast ein gleiches bey denen alten Griechischen Christen in Reussen gebräuchlich gewesen, welche ihre vornehme Verstorbene vor Zeiten in Unterirdische Gänge beygesetzet, welche etliche hundert Jahr unverweßlich alda blieben. Wie sie noch jetzo zu Kiow, einer unter das Reich Moscau, nebst seiner Landschafft Volhinien, gehörigen Stadt zu befinden, und davon M. Johann Herbinius, in seinen Büchlein, so er unter den Titul: Religiosae Kijovienses Kryptae, sive Kijovia subterrenea, Jena 1675 in 8. herausgegeben, hauptsächlich gehandelt. Desgleichen ist bekannt, welchergestalt die Christen erster Kirchen zu Rom ihre Unterirrdischen Kirchen und Begräbnisse wegen der heydnischen Verfolgungen angestellet. Davon Antonius Bosius in libro, Roma subterranea genannt, so zu Rom 1632 in Fol. gedruckt insbesondere handelt, und Gilbert Burnet in seiner Ital. Reise p. 144. u. ff. zu lesen ist, alwo er darthut, daß die Römischen und Neapolitanischen Catacomben [2143] oder langen Gänge unter der Erden, welches derer Römischen Historicorum Puteoli sind, nicht von denen Christen der ersten Kirche ausgearbeitet, noch ihre Cörper alleine darinne begraben worden sind, sondern daß es Wercke derer ersten Römer wären, so von ihnen zu Begräbniß ihrer Todten gemachet, ehe die Verbrennung derselben bey ihnen aufgekommen, auch nachgehends von ihnen zu Begrabung derer Knechte gebrauchet worden, wiewohl sich die Christen auch derer bey ihrer Verfolgung bey Gelegenheit gebrauchet hätten, und noch über dieses eigne Höhlen aus Furcht der heydnischen Tyranney sich gegraben, und darinnen gewohnet, auch ihre Todten darein begraben hätten, welche aber mit den Catacombis oder grossen und langen Grüfften und Höhlen nicht müssen confundiret werden. Dergleichen Gestalt hat es auch mit denen Cryptio Kioviensibus gehabt. Es hatten nehmlich die Russen zu fünff unterschiedlichen mahlen die Christliche Religion angenommen, als erstlich zu der Apostel Zeiten, hernach zu zweyenmahlen im 9 Jahrhundert, ferner im 10 Jahrhundert, und endlich im 11 Jahrhunderte zu Anfang von denen Griechischen Christen zu Constantinopel. Nachdem nun fürnehmlich in der andern, dritten und vierdten Bekehrung zum Christenthum, das Heydenthum jederzeit dem Christenthume sich hefftig widersetzet hatte, sind diese gezwungen worden, in die Berge Höhlen zu graben, und darinnen ihren Gottesdienst desto sicherer zu vollbringen, und sich vor derer Heyden Tyranney zu beschirmen. Wie sie denn auch ihre Todten, fürnehmlich die vornehmen und geistlichen Personen darein begraben haben, welche noch zum Theil unverweset alda anzutreffen seyn, wovon ohangezogener Herbinius in Kiijovia subterranea mit mehrern handelt. Parnaß des Jahrs 1693. p. 158. u. ff.