Zedler:Vucum II
Vucum II, Chinesischer Kayser, und der zehende aus der Mimischen Familie, welcher auch zuweilen Mucum genennet wird, folgte 1506 dem Hiaocum in der Regierung nach. Bey Antritt seines Regimentes sahe der Himmel sehr erzürnet aus. Denn es erschien ein entsetzlicher Comet, es donnerte und blitzte auf eine gantz ausserordentliche Weise, und die grausamen Sturm-Winde waren mit vielen Erschütterungen des Erdbodens untermenget. Sein Ober-Hof-Meister nahm dabey Gelegenheit, den Kayser, als einen sehr hitzigen und unvernünftigen Fürsten, zu vermahnen, daß er seinen Zorn mäßigen, das Reiten und Jagen temperiren, Schertz und Narrentheidung abschaffen, die Schmarotzer von dem Hofe jagen, kluge Leute zu Aemtern befördern, und sich, mit einem Worte, vor einem dissoluten Leben hüten solte, so würde der Himmel ihm und seinem Reiche wiederum gnädig seyn, Einsmahls verkleidete sich der Kayser, und vagirte, in was vor Absicht, ist unbekannt, in dem Walde herum; Er traf aber in demselben ein Tyger-Thier an, daß ihm etliche Merckmahle gab, daß er kaum mit dem Leben davon kam. Gleichwohl wolte er nach diesem in eigener Person, ebenfalls in verkleidetem Habite, wider die Tartarn, als gegen welche er das Reich China sehr wohl vertheidiget hat, zu Felde gehen; Als es nun alle Reichs-Räthe durchgehends wiederriethen, so erzürnte sich der junge Kayser dermassen, daß er zu dem Säbel griff: Doch der Vornehmste darunter sprang alsobald hin, und reckte seinen Hals her, mit Versicherung, daß er lieber sterben, als zu einem so gefährlichen Vorhaben rathen wolte. Es bedachte sich aber der Kayser eines bessern, und stund von seinem thörigten Beginnen ab. Zu einer andern Zeit wolte er nochmahls nach den mittägigen, oder aber den mitternächtigen Theilen seines Reiches, an der Spitze eines mächtigen Heeres wider die Tartarn zu Felde ziehen; Das wiederriethen die Reichs-Räthe abermahl, in guter Meynung, weil es das Ansehen haben würde, als ob er sich für den Tartarn retiriret hätte. Da tobte der Kayser abermahl, und ließ etliche von denen, die ihm wiedersprochen hatten, gefangen setzen.; Die andern musten vor dem königlichen Pallaste, unter freyem Himmel, fünf Tage nach einander, Schild-Wache stehen, oder nach anderer Beschreibung, lagen sie auf den Knien: Als aber eben damahls eine grosse Wasserfluth entstund, so schlug er in sich, und pardonnirte einem, wie dem andern. Vucum gieng endlich in dem 1522 Jahre nach Christi Geburt, in dem 16 Jahre seiner Regierung, u. 31 Jahre seines Alters, aus der Welt, und beklagte sich gar sehr über seine begangenen Jugendfehler. Allgem. Chron. Band VI, p. 760 u.f. Band X, p. 334. Hübners Polit. Histor. Th. IX, p. 757 u.f.