Zum Inhalt springen

Zedler:Wartburg, Wartberg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Wartburg, Stadt in Ungarn

Nächster>>>

Wartburg, (das Spiel zu)

Band: 52 (1747), Spalte: 2310–2319. (Scan)

[[| in Wikisource]]
Wartburg in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|52|Wartburg, Wartberg|2310|2319}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Wartburg, Wartberg|Wartburg, Wartberg|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1747)}}

Wartburg, Wartberg, auch Wartenburg oder Wartenberg, Lat. Wartbergo, ein altes und berühmtes Berg-Schloß in Thüringen, nahe bey der Stadt Eisenach. Es soll den Nahmen vom warten, (ab expexctando) bekommen haben, wie man insgemein, jedoch ohne gewissen Grund, davor hält, weiln Graf Ludwig der Springer dort herum seine Bedienten, als er auf der Jagd einen Hirsch verfolget, und im Nachsetzen von dem Hörschel-Fluß an die Berge bey Eisenach kommen, erwartet, und bey solcher Gelegenheit die schöne Gegend des jetzigen Schlosses Wartburg betrachtet, da ihn denn der selbige Ort, worauf die Wartburg jetzo stehet, wegen anmuthiger Situation vor andern also gefallen, daß er auch bey sich beschlossen, und gesaget haben soll: Wart, Berg, du solt mir ein Schloß werden, hier will ich dich aufbauen lassen. D. Paullini in Annal. Isenac. p. 15. §. 19. M. Pfefferkorn in den Thüringischen Merkwürdigkeiten Cap. XXVI. p. 349. in not. Er soll auch nicht eher geruhet haben, als biß er den Grund und Boden dem Herren von Franckenstein und Mittelstein mit List entzogen, und sodann das Schloß erbauet. Oder sie kan auch den Nahmen Wartburg, wie einigen viel wahrscheinlicher vorkommt, von einer Warte, (a Specula) ein Wach-Thurm, und dem Worte, Berg haben; und zwar vielleicht deswegen, weiln auf der Spitze des Berges, auf welchem hernach das Schloß erbauet worden, ein steinerner Wach- oder Wart-Thurm, in den alten Zeiten, und vor Erbauung des Schlosses, gestanden, da man denn aus demselbigen, als aus einer wohl gelegenen hohen Warte, auf alle um den Berg lauffende Wege in die ferne sehen, alles von weiten erkennen, und in ehemaligen Zeiten, bey ereigneter Landes-Unruhe, und damahligen Kriegen, Berg-Feuer zum Zeichen, und Wächter zur Auchthabung auf den Einfall des Feindes, halten konte; Dahero es auch vor Alters; Sublimis totius provinciae Specula, oder, eine hohe wohlgelegene Warte der gantzen Provintz genennet worden. Wenn die Alten Thüringen einem Menschen verglichen, so war Wartburg das Haupt, Elgersburg der rechte Arm, Ebersburg der lincke Arm, Weisensee das Hertz, und Eckartsberg die Füsse, so gleichsam in die Saale hengen. D. Paullini in Annal. Isenac. p. 16. Dieses merckwürdige Berg-Schloß ist, an statt des vermuthlich daselbst sich ehemahls befindenden schlechten Thurms, nach gemeiner Vorgebung, um die Zeit nach Christi Geburt, Ein tausend, und etliche sechzig Jahr erbauet worden, wiewohl einige diese Zeit etwas früher, andere hingegen etwas weiter hinaussetzen. Welche ungleiche Rechnung der Erbauung dieses Schloßes aus des schon angeführten Herrn D. Paullini schönen und gelehrten Annal. Isenac. p. 15. §. 29. [2311] mit mehrern zu ersehen. Siegfried Presbyter setzet die Erbauung dieses Schlosses ins Jahr 1140. Dreßerus ins Jahr 1050, andere ins Jahr 1062. Wiewohl es auch seyn kan, daß sämmtliche Scribenten Recht haben, wenn man bedencket, daß etliche von dem Jahre reden, darinne der Schloß-Bau sich angefangen, nehmlich 1140. Andere aber von dem Jahre, in welchem derselbige völlig geendiget worden. Uebrigens ist indessen gewiß, daß Wartburg schon bey sechs hundert Jahre gestanden, und also der ältesten Schlösser eins in Thüringen sey; dieweil desselben in gar alten Urkunden Erwehnung geschiehet. Der Erbauer dieses Schlosses nun ist Ludwig der Andere, mit dem Zunahmen der Springer, ein reicher und mächtiger Graf in Thüringen gewesen. Paullini cit. loc. p. 14. u. 15. M. Pfefferkorn in den Thüring. Merckw. p. 135 in not c. 15. Als aber die Wartburg erbauet worden, ist eine grosse Theuerung gewesen, massen damahls das Obst, Frucht und Wein so gar sehr mißrathen, daß man an vielen Orten nicht Wein gehabt zum Meß-Lesen. Bey solcher Theurung nun haben die Leute ums liebe Brod gearbeitet, die Bauern auch ums Brod Steine darzu von Seeberg geführet. Weiln Ludwig der Andere zu Sangerhausen einen grossen Vorrath an Frucht hatte, konte er solchen Bau damit wohl ausführen. Hiervon sagt Melchior Merlenius, in seinem alten Chronico Rhythmico Manuscripto, welches noch einige Personen in Eisenach haben und hoch ästimiren sollen, also:

Wartburg das edle Fürsten-Hauß,
Richtet Ludewig der Springer aus.
In grosser geschwindter theurer Zeit,
Als das arme Volck groß Hunger leid,
Durch die Quaal und Hungers-Noth,
Daran arbeiten ums liebe Brod,
Die ahupt-Stücke zu diesem Werck,
Wurden gebrochen in Seeberg.

Sonsten sagt man, Graf Ludewig habe bey Schauenburg des Nachts heimlich Erde gegraben, und auf dem Platz, wo die Wartenburg jetzo stehet, ausstreuen lassen, damit er auf seinen eigenen Grund und Boden bauen könte. Es ist aber solches Vorgeben falsch und von Herrn D. Paullini cit. loc. schon längst verworffen worden. Und beweisen, wie Herr M. Pfefferkorn cit. Libr c. 26. p. 349 meldet, die alten Urkunden, daß der Kayser im Jahr 1039 Ludwig dem Bärtigen, das gantze Land, an dem Fluß Hörschel hinab, verehret, und eigenthümlich übergeben habe, daß also Ludewig der Andere dieses Land erblich besessen und inne gehabt. Im Jahr 1221. hielte Ludewig der Sechste mit dem Zunahmen der Heilige auf diesem Schlosse mit Elisabeth, einer gebohrnen Königl. Printzeßin aus Ungarn, Beylager. Rivand. in der Thüring. Chron. p. 385. Sonst melden auch einige, dieser Herr sey einsmahls frühe über den Schloß-Hoff auf Wartburg allein in seinem Schlaff-Rock gegangen, und sey der Löwe auf Wartburg, welchen ihm seyn Schwieger-Vater, König Andreas, in Ungarn, verehret hatte, loß kommen, und auf den Land-Graffen [2312] zugeschossen; der Land-Graf aber habe ihm zugeredet, und mit der Hand gewincket, worauf sich der Löwe submittiret, niedergelegt, und gleichsam um Pardon gebethen. Der Löwenwärter, so ihn nicht recht verwahret hatte, bekam eine scharffe Reprunande. Man findet zum Andencken diese Begebenheit noch auf Wartenburg über dem Thor, nach der Residentz zu, in Stein eingehauen; Wiewohl dennoch der rechte Beweiß dieser Begebenheit aus alten Geschicht-Schreibern zu ermangeln scheinet. Pfefferkorn cit. loc. p. 143. c. 15. Hübners Polit. Histor. P. V. l. 4. p. 655. D. Reyher in Monument. Landgraf. Thuringiae, &c.

Im Jahr 1306. wurde dieses Schloß von Friedrich dem Angebissenen überfallen, welcher seinen Vater den Land-Grafen Albrechten daselbst gefangen nehmen ließ. Besagter Albrecht hatte einen Anschlag auf seine Gemahlin Margarethen, nachdem ersich an die Kunigunde von Eisenberg gehangen, gemacht, dieselbe aus dem Wege zu räumen, bestellte auch zu dem Ende, auf der Kunigunden Zurathen, den Esel-Treiber auf der Wartburg, daß er sie gegen ein gewisses Geld ermorden solte. Allein dieser einfältige Mann eröfnete der Land-Gräfin Margarethen den empfangenen Befehl, welche sich, um ihr Leben zu salviren, mit etlichen treuen Bedienten durch eine Fall-Brücke im Gange auf den Grund-Felsen des Schlosses hinab ließ, welcher Ort auf Wartburg noch bis dato gewiesen wird. Der obangeführte Merlenius hat in seinem Chronico MSto diese Geschichte also angeführet:

Land-Graf Albrecht, unterfieng sich einer bösen That.
Nahm seinen Esel-Treiber zu Rath,
Der ihm sein Fürstl. Gemahl solt tödten,
Die Landgräfin stund in grossen Nöthen,
Sie wurd gewarnt in schneller Eil,
Ließ sich vom Schloß an einem Seil,
Durch ihren Hofmeister bey finstrer Nacht,
Als darauf hatte niemand acht,
Ehe sie aber thäte scheiden,
Küsset sie ihre Söhne alle beyden,
Und that den Fritz aus Liebe Zwacken,
Biß ihm eine Wunde in den Backen.

Es wurde auch diese Schloß im Jahr 1307. unter dem Land-Graf Friedrich von den Kayserlichen harte belagert, und mußte die Stadt Eisenach von denen auf Wartburg vieles ausstehen. Denn die Wartburger trieben ihnen nicht allein etliche mahl das Vieh, und einmahl eine schöne Heerde Schaaffe vor dem Frauen Thor, in der Gegend des jetzigen Waysen-Hauses hinweg, sondern sie hieben auch, wenn sie jemand aus Eisenach ertappeten, demselben eine Hand oder einen Fuß ab, und schickten sie also in die Stadt, etliche schlugen sie gar todt, und liessen sie liegen. Merlenius in Chronic, MSTo German. Rythm. ad An. 1307. beschreibet diese Belagerung folgendergestalt:

Des Kaysers Amtleut klug von Sinnen,
Hatten Eisennach und Thüringen innen,
Belagerten Land-Graf Friedrich hart,
Auf Wartburg zu derselbigen fahrt, [2313]
Und zogen aus Mann und Frauen,
Thaten den Hayn unter dem Schloß abhauen,
Und satzten ihm gar hefftig zu,
Liessen ihm weder Tag noch Nacht Ruh,
Er aber hat innen das veste Nest,
Wehret sich daraus aufs allerbest,
Ward ihnen einer von Eisenach zu Theil
Dem hieben sie ab mit einem Beil
Ein Hand oder wohl einen Fuß
Schickten ihn wieder heim zur Buß. etc.

Bey Lebzeiten dieses Landgrafs Friedrichs ist Wartburg im Jahr 1317. von einem Wetter angezündet worden, welches Schlosses Dächer damahls mit Bley gedeckt gewesen seyn sollen. In diesem Brande sind die kostbarsten Stühle, Tische, Bildnüsse und Wappen derer alten Landgrafen, wie auch einige gemahlte Historien von denen alten Thüringischen Kriegen verbrennet. Paullini in Annal. Isenac. p. 75. §. 81. Pfefferkorn cit. loc. cap. 26. p. 349. Merlenius in Chron. MST, welcher letztere diesen BRand ins Jahr 1315. setzet, und also davon schreibet:

Es kam ein Wetter ungeheur,
Mit Sturm-Wind, Hagel und Feur,
Thät mit Donnern und Blitzen,
Auf Wartburg in die Häuser schmitzen,
Obs gleich war mit Bley gedeckt,
Hats doch das Wetter angesteckt,
Der Mittel-Thurm und langer Saal
Das bleyer Dach zuschmoltzen überall.

Es ließ aber dieser Landgraf 1319. dieses Schloß wieder repariren, das Dach mit Ziegeln und den Thurm mit Schiefer decken. Wie diese Wartburg vorhero ausgesehen habe, solches ist auf dem Saal vor der Hochfürstl. Regierungs-Stube, wie auch auf dem Rathhause zu Eisenach in einem alten großssen Gemählde zu sehen. Im Jahr 1336. machte Friedrich der Ernsthaffte aus dem Armen-Hause, so die Heil. Elisabeth unter der Wartburg hatte aufbauen lassen, ein Kloster, und setzte 6. Mönche drein. Merlenius in Chron. rythm. ad hunc. ann. Paullini in Praefat. Annal. Isenac. Vormahls ist dieses Schloß beständig die Residentz der alten Landgrafen von Thüringen gewesen, bis auf Friedrich den Einfältigen; nach welcher Zeit anfänglich Amtleute hinauf gesetzet worden. Als 1490. Burckhardt von Wolfframsdorf Amtmann auf Wartburg war, ist eine sehr wohlfeile Zeit gewesen, wie aus einer alten von dem Schultheiß zu Eisenach Dietrich Kunigsehe geführten Rechnung zu ersehen ist. Im Jahr 1477. ist auf der Wartburg ein hoher Thurm vom Sturmwind umgeschlagen worden, wodurch vier Wächter ihr Leben eingebüsset haben, welchen Zufall Merlenius ad ann. 1477. folgendergestalt beschreibet:

Auf Wartburg stund ein hoher Thurm
Da kam ein Wind mit einem Sturm,
Und brach entzwey den Thurm so groß,
Daß er in einen Hauffen schoß,
Darauf waren armer Wächter vieren
Die musten allda ihr Leben verlieren.

Ueber das Thier des Hauses, in welchem einige Hand-Mühlen stehen, ist folgende Fabel eingehauen und noch bis dats zu sehen: Wie nehmlich ein Bothe von einem Lindwurm biß auf die Brief-Tasche, [2314] in welcher Kayserl. Briefe gewesen, aufgefressen wird. Viel besser aber ist die Meynung Liborii Steinfelders, Vicarii zu St. Georgen, welcher also auf diesen Drachen oder Lind-Wurm zu Wartburg alludiret:

Quid mihi Gothorum monstras insigne Draconem?
Emblema hoc potius te vigilasse jubet.
Si fueris vigilans, rerum rutela tuarum
Sic fueris: vigilem vult bonus iste draco
.
 Das ist:
Was zeigest du mir hier der Gothen starcken Drachen?
Diß Sinn-Bild heist vielmehr dich allzeit hurtig machen,
Wenn du wirst wachsam seyn, so bistu deiner Sache
Ein Schutz: Diß zeigt dir hier der allzeit muntre Drache.

Es ist also vielmehr eine Morale der Wachsamkeit unter diesem Sinnbild verstecket; Wiewohl es auch etwa ein Zeichen und Wappen des Baumeisters, so Wartburg erbauet, seyn kan. Als 1521. Luther von dem Reichs-Tage zu Worms zurück kam, liesse ihn, um seiner Sicherheit willen, der Churfürst von Sachsen Friedrich III. oder der Weise auf dieses Schloß bringen, allwo er bis auf das folgende Jahr sich verborgener Weise aufhielt. Paullini cit. loc. p. 132. Mathesius Conciones de Vita B. Lutheri, Nürnb. 1576. in 4. p. 28. Pfefferkorn cit. loc. p. 349. c. 26. Augustinus Antonius Disp. de Pathmo Beati Luth. Halle 1696. p. 5. § 7 u. ff. Er trug allda, auf Zurathen des damahligen Schloß-Hauptmanns des Herrn von Berlepsch, eine weltliche Kleidung und Degen, ließ sein Haar und Bart lang wachsen, und muste ihn jedermann Juncker George heissen, wie solches das Kupffer zeiget, so Herr Juncker seinem güldenen und silbernen Ehren-Gedächtniß des sel. Herrn D. Mart. Lutheri einverleibet hat. Wenn der sel. Luther von Wartburg aus an seine gute Freunde geschrieben, hat er allerhand nachdenckliche und anmuthige Redens-Arten im Beschluß der Brieffe gebrauchet. Bald schreibet er: Gegeben in meinem Pathmo, in meiner Wüsten, von meinem Berg; Bald: Aus meinem Orte, unter dem anmuthigen Gesang derer Vögel, die GOtt Tag und Nacht loben, u. s. f. Besiehe Augustin Antonii Diss. de Pathmo B. Lutheri, p. 7. § 10. In diesem Pathmo nun, wie er es am meisten nennet, hat er fleißig studiret und geschrieben; Er verteutschete allda das Neue Testament, welche er hernach mit Philipp Melanchthon und Gregorio Spalatino wieder übersehen und im Druck gegeben hat. Er schrieb auch daselbst sein allerbestes Buch, wie er es nennet, die Kirchen-Postille, welche auch die Papisten gerne hatten. vid. Luth, Tom. II. Jen. fol. 381. b. Tom. II. Epist p. 108. a. Ingleichen hat er auf der Wartburg geschrieben: Die Offenbahrung des Anti-Christs wider Ambrosium Catharinum; Gloßirte auch allda über etliche Psalmen; als den 37. 68. und 119. über das Magnificat; schrieb das Buch von der Beichte, wider Latomum; den Tractat de Idolo Halensi, de missa privata, de votis Monasticis &c. Dabey [2315] schrieb er auch an seine gute Freunde, richtete sie in seiner Abwesenheit auf und vermahnte sie, sonderlich seine Herren Collegen, die Prediger zu Wittenberg. Es hat aber Wartburg nicht allein die Ehre gehabt, vor den grösten und mächtigsten Potentaten den theuren Luther zu verbergen; sondern dieser Geistreiche Theologus würdigte auch den Ort seiner Predigten, massen er droben in Gegenwart des Schloß-Hauptmanns und einiger guten Freunde in der Kirche auf die Sonntage offt geprediget, wie der Gottsel. Theologus zu Eisenach, M. Nicolaus Rebhan, inseinem geschriebenen Eisenachischen Chronico, und Herr M. Johannes Matthesius, in seinen Predigten vom Leben des sel. Lutheri, p. 29. b. berichten. Allda war auch Luther nicht ohne Anfechtungen, sintemahl, wie er daselbst sehr kranck gewesen, und nebst dem von bösen Geiste ihm zugesetzet, auch er besonders mit einem Sack voll Hasel-Nüssen von demselben vexiret worden, erzehlet er selbsten in seinen Schrifften und aus ihm Paullini in den Eisenachischen Annal. p. 138. §. 187. Was ihm sonst auf der Wartburg begegnet, soll Friedrich Myconius oder Mecum, Superintendent zu Gotha, in seinem geschriebenen Chronico, wie er es von dem sel. Luther gehöret, notiret haben. Pfefferkorn cit. loc. p. 352. Als D. Carlstatt zu Wittenberg 1522. allerhand Bewegungen und unnöthige Streitigkeiten anfieng, reisete Luther, nachdem er 10 Monat auf der Wartburg sich aufgehalten, wieder dahin, da ihn denn seine Freunde wegen des langen Bartes, Haares und ungewöhnlichen Kleidung nicht kannten. M. Augustin Antonii Diss. de Pathmo Lutheri p. 39. §. 38. Er wurde in solcher Kleidung und damahliger Gestalt nicht allein abgemahlet; sondern es ist auch, zum Andencken Luther in solchem Habit auf einer Müntze abgebildet worden, welche in Herr Junckers güldenen und silbernen Ehren-Gedächtniß des sel. Lutheri, p 64. zu sehen; Da auf einer Seite Luther stehet in gemeldeter Kleidung, und um ihm diese Schrifft: Doctor Martinus Lutherus reversus ex Pathmo 1522. Auf der andern Seite stehet dieses Chronodistichon:

A Rheno properans CapItVr bene ConsCIs pathMI,
TeCta, papae fVgIens retIa strVCta oetIt.

Welche Worte Herr Juncker also übersetzet hat:

Nur daß Luther möchte nicht in der Feinde Netze kommen,
Ward er, doch ihm wissentlich, auf der Strasse weggenommen.

In das Zimmer, in welchem D. Luther auf der Wartburg gewohnet, hat offt angeführter M. Nicolaus Rebhan diese Verse, so aber nachgehends, als diese Stube wieder geweisset worden, unvorsichtig ausgelöschet worden, eingeschrieben:

Tertius Elias en Teutoniaeque Propheta,
Lutherus, quondam Vangionum redux,
Pontificis propterque minas & Caesaris iram,
Hic velut in pathmo conditur exul inops.
CarstaDII ob fVrIas aD SaXona teCta reCVurrIt,
FaVCIbVS eX saeVIs rVrsVs oVesqVe rapIt,
Vile licet, clare merito tamen hospite tanto
Chaustrum hoc, quod laetus, lector Amice, vide!

[2316]
A. N. C. MDXXI. IV. Maji Wartburgum deductus D. Mart. Lutherus in hoc conclavi delituit usque VI. Martii, anno MDXXII. quo Wittebergam iterum abiit. M. N. R. 

Welches nach vorgedachten Herrn Junckers Uebersetzung d. l. p. 63. so viel heist:

Der theure Gottes-Mann, Lutherus, ward allhier,
Zu seiner Sicherheit gefänglich angenommen,
Als er vom Reichs-Tag war aus Worms zurück gekommen,
Er fand an diesem Ort ein treues Schutz-Quartier,
Um vor der Feinde Zorn und Drohen frey zu seyn,
Jedoch weil Carolstadt viel unbefugte Sachen
Aus lauter Raserey zu Hause wolte machen,
So zog Lutherus fort, und treib den Schwärmer ein,
Erinnere dich, mein Freund, wenn du wirst diese lesen,
Warum Lutherus hier verarrestirt gewesen.

„Im Jahr nach Christi Geburt 1521. den 4ten May ist D. Martinus Lutherus auf Wartburg geführet, und in dieser Stube verborgen worden, biß zum 6ten Mertz 1522. da er wiederm nach Wittenberg gereiset. M. Nic. Rebhan.“ 

In dieser Stube ist Luthers Bildniß auf ein Quart-Täfelgen gemahlt annoch zu sehen; auf dessen anderer Seite folgende Worte mit Bleystifft notiret und angeschrieben sind: "Du ehrlicher D. Luther, du hast viele, die sich deines Nahmens rühmen, aber wenig rechtschaffene Nachfolger. 1696."

An der Wand dieses Stübgens aber ist ein grosser Dinten-Fleck zu spüren, welchen der Teuffel hinterlassen haben soll, da er nach Luthern mit dem Dinten-Faß geworffen. Sonst sind auch mehr als ein tausend Nahmen an den Wänden dieses Stübgens, von innen und aussen, von vornehmen und geringen Standes-Personen, so dasselbe aus Curiosität besehen, angeschrieben und eingekratzt zu lesen. Als in Sachsen die Pest graßirte, begab sich Printz, nachgehends Churfürst Johann Friedrich auf diese Wartburg und versprach dem dasigen Esel-Treiber, einem armen Manne, ein neues Kleid. Wie aber der arme Mann unmittelst alt worden und der Churfürst zur Regierung kam, so erinnerte er in einer Supplique denselben an das ehemahls versprochene Kleid; da denn der Churfürst seinen Rock ausgezogen, solchen sobald dem armen Mann geschencket und gesaget: Was ein Fürst zusagt das soll er auch billig halten. Der regierende Hertzog Johann Ernst, zu Sachsen-Eisenach hat diese Wartburg repariren lassen, dessen und seiner Gemahlin, Christine, gebohrner Landgräfin zu Hessen, Bildniß auch annoch sehr schön in dem Tafel-Gemach auf der Wartburg, nebst dem Schloß, wie es damahls gewesen, dabey gemahlt, stehet. Auch ließ dieser Hertzog Johann Ernst die Kirche auf der Wartburg, nach Gelegenheit des Platzes, gantz fein renoviren, und thate die Einweyhungs-Predigt, den 9 Jul. 1628. der damahlige Superintendent zu Eisenach, Herr [2317] M. Johann Götze, über die Worte Davids Os. CXIX: Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. Welche Predigt in eben diesem Jahre, unter dem Titul: Renovata Wartenburgica, zu Coburg gedruckt worden. Sie ist anjetzo sehr rar, und ein Original-Exemplar davon, mit Götzens eigner Handschrifft in der Bibliothec des Fürstl. Gymnasii zu Eisenach anzutreffen. Unter dem Altar der dasigen Kirche ist eine weitläufftige Schrifft beygeleget worden, welche in besagter Predigt. Litt. I, 2, und f. und beym Paullini in Annal. Isen. p. 235. u. f. zu lesen ist, mit folgenden Worten: Memorial- und Gedächtniß-Schrifft, auf die Posterität, in den Altar verwahrlich eingeschlossen:

S. Sancta TRIADE fortunante
Caes. FERDINANDO 2. Imperante;
Gubernacula Reionis THURINGIAE
moderante
Illustr. Celsiss. que Principe ac Domino
Domino
JOHANNE ERNESTO.
Duce Saxoniae, Juliae, Cliviae & Montium,
Landgravio Thuringiae, Marchione Misniae,
Comite Marchae & Ravenspurgi,
Dynasta Ravensteinensi, &c.
Dn. Johannis Casimiri Fratre
Germano,
Dn. Johannis Friderici, 2. filio
Secundo.
Dn. Johannis Frid. 1. Nati Electoris, Confessoris
Christi declarati,
Nepote genuino,
Aulae Isnaco Saxoniae Marschallo
Viro Nobiliss.
Johanne Bertholdo a Boyneburg, in Dippact.
Consiliariis illustribus; Viris
Amplissimis Dn.
Johanne Stambergero, & Dn.
Johanne Rugero, J. C. Clarissimis
Redituum & Municipii Praefecto gravissimo,
Dn. Georgio Fulds,
Secretario Dn. Joanne Eccardo,
Scriba Dn. Joanne Herwardo,
Ministris Ecclesiae M. Johanne Goetzio,
Pastor. & Superin.
Diaconis Dn. Christophoro Olpio,
Dn. Georgio Melchiore über die Heyden,
Dn. Michaele Virlingio,
Architecto Ducali Johanni Webero,
SACELLUM hoc Castri WARENBURGICI,
Ante quatriennium quidam renovati coeptum
Ob Mortem vocantem,
Martem praedantem
Non tam praepeditum, quam expetitum
& feliciter expeditum!
CHRISTO JESU!

Salvatori Vnico! Patris aeterni VERBO.
AETERNO!

Pia Praedicatione,
Devota precatione,
Luce NATALICIA,
Illustrissimi Principis, Patriae Patris,
IX. Julii Anno MDCXXIIX, serenata auspicata
Dicatum!
Consecratum! [2318]
Mancupatum!
Numismate Novo Mnemonico
Cujus lateris alterius Epigraph. D. G. Johan. Ernestus
Dux Saxoniae,

aetatis 62 Icone Ducali apposita:

(Alterius Continuatio Inscriptionis: LAND. GR. THVR. M. Mis. Com. M. & Ravensp. D. Ravenst. IX Julii: in umbilico thema Concionis instauralis explanatum: Verbum Domini manet in aeternum! 1628).

Posteritati formandae HONESTATVM!
Christe! Tibi soli Domino! non gloria Servis,
     Debetur! soli sit maneatque Tibi!

Nur Christe! dir dem Herrn von Recht
     Gebührt all Ehr! und keinem Knecht
Dein sey! dein bleib! allein all Ehr!
Und fort kein stummen Götzen mehr!
 M. I. G. P. S.

Nicht allein an der Cantzel daselbst, sondern auch auf der Gedächtniß-Müntze, so deswegen geprägt, und unter die bey dem Einweihungs-Tage gegenwärtigen Personen ausgetheilet worden, stehen diese Worte: Verbum Domini manet in aeternum. Bey dem Bildniß Hertzogs Johann Ernstens sind diese Worte: Dei Gratia Joohannes Ernestus Dux Saxoniae Aetatis LXII. Auf der andern Seite stehet forne: Landgrafius Thuringiae Marchio Misniae Comes Maroae Et Ravensburgi Dynasta Ravensteinii. IX. Julii. Mitten inne stehet: Verbum Domini Manet In Aeternum. 1628. Als der Hertzog zu Sachsen Johann Wilhelm, im Jahr 1699. von der Stadt Eisenach und übrigen Landes-Ständen, die Huldigung einnahm, wurde von dem berühmten Medailleur zu Gotha, Christian Wermuth eine Medaille verfertiget, da auf einer Seite, der Hertzog in einem Deutschen Habit zu Pferde saß, wobey diese deutsche Inscription:

Die auf Wartburg längst erwartete Ankunfft des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Johann Wilhelm, Hertzog zu Sachsen, Jülich Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen, den 12 May.
 C. W.

Auf der andern Seite stunde, Eisenach mit der Wartburg, dabey zwey in einander geschlossene Hände, welche den Mercurialischen Friedens-Stab hielten, mit diesen Bey-Worten:

Treu Herr, treu Knecht!

Als im Jahr 1709. den 9 Mertz das sogenannte Fürstliche Schul-Stipendium des nunmehro Fürstlich Eisenachischen Gymnasii sein Jubiläum begieng, hat der dasige Rector, Herr Christian Juncker, eine Gedächtniß-Medaille machen lassen, worauf unter andern die zweene Pathmi Lutheri, nehmlich die Wartenburg und Coburgische Festung, zu sehen; Man sehe des Herrn Junckers Discours von diesem Jubiläo, so zu Eisenach 1709. in Fol. gedruckt, nach. Vor diesem wurde auch auf der Wartburg den dritten Pfingst-Tag eine Predigt gehalten; die letzte Predigt, so droben geschehen, hielte der damahlige Con-Rector der Schule zu Eisenach, Herr Heinrich Harth, nachmahliger Pfarrer zu Urnshausen im Amt Fischberg. Weiln aber vieler Muthwillen manchmahl unter solchen Predigten getrieben wurde, so sind solche nachgehends gar abgeschaffet worden. Sonsten [2315] hat von dieser Wartburg, der ehemahlige Pfarrer zu Grünberg in Hessen, M. Hartmann Braun, in seiner Postille, am Sonntag Reminiscere diese so nachdenckliche als erbauliche Gedancken gehabt, wenn er saget: Daß unser Herr GOtt, der zwar voller Barmhertzigkeit sey, und seinen Gläubigen zu helffen versprochen, sich nicht allemahl einen Herrn von Eilenburg, sondern meistens von Wartburg schreibe, und alsdenn müsten sich bedrängte Christen schreiben von Anhalt. Der Weg auf diesen Berg gehet sehr weit durch Felsen gehauen, das Thor ist von Eisen. Auch lieget in der dasigen Capelle ein altes Altar-Tuch, welches St. Elisabeths Arbeit seyn soll, Grimmenstein stehet in einem Gewölbe von Holtze gemacht. Ludwig den Eisernen hat C. Ren sehr schön sammt seinen Thaten dahin gemahlet. Im Zeughause findet man allerhand curieuse alte und neue Krieges-Waffen, u. d. m. Man kan von dieser Wartburg nachlesen, Joh. Michael Kochs Historische Erzehlung des berühmten Berg-Schlosses und Festung Wartburg bey Eisenach, Leipzig und Eisenach, 1710. in 8. so Christan Juncker, seiner Historie von Eisenach mit hat beydrucken lassen. Müllers Sächsisch. Annal. p. 500. Seckendorfs Histor. Lutheran. Europ. Herold. Olearii Thüringische Chron. I Th. p.69 u. ff. Hübners Vollst. Georgr. Th. III. p. 728. u. f. Fabricii Memorabil. Saxon. T. II. p. 162.