Zedler:Weib nehmen, (ein)
Weib nehmen, (ein) sich verehelichen, oder in den Ehestand begeben, siehe Ehestand, im VIII Bande, p. 360 u. ff. ingleichen Ehelich verbinden, ebend. p. 341. Hier gedencken wir noch der Worte, welche Ruth IV, 5 stehen: „Welches Tages du das Feld kauffest von der Hand Naemi, so must du auch Ruth die Moabitin des Verstorbenen Weib nehmen;" Es find die Gelehrten hier bemühet zu untersuchen, warum Boas vorher nicht flugs der Ruth zugleich mit erwehnet, sondern nur erst des Feldes, das da solte beerbet werden, weil er ja alles flugs auf einmahl hätte können fürbringen, und alsdenn des andern Erben Antwort und Meynung überhaupt und auf einmahl einnehmen. Und gehen etliche dahin, Boas habe es gethan aus Arglistigkeit, damit er den andern desto eher fangen, und zur Heyrath mit der Ruth verbindlich machen können. Allein wie Arglistigkeit keine Weißheit, Syr. XIX, 19. so mag man auch wohl solche von dem ehrlichen Boas nicht vermuthen. Denn wie noch andere Ursachen anzuführen wären, warum er der Ruth nicht zuvor erwehnet, so ist nur diß hier zu mercken, daß er es gethan, aus guten Bedacht, damit er nicht eines und das andere in einander menge, sondern seine Sache so fürbringen möchte, daß es beydes die Obrigkeit und der Erbe deutlich einnehmen, und sich nicht irren möchten, Tostatus h. l. p. 431. Zwar die Hebräer wollen aus dem Grund-Texte einen andern Verstand bringen, indem sie meynen, daß hier nichts wenigers, als vom Weibe nehmen, sondern allein von dem Acker geredet werde, und heisse nur so viel, daß ers auch von Ruth müsse kauffen, als es auch Piscator übersetzet. Allein daß Luthers Uebersetzung dieser vorzuziehen, beweiset Grotius H. l. gar schön mit unterschiedenen Gründen, welcher Erklärung denn auch der Chaldäische Ausleger, die LXX Dollmetscher und die Vulgata beystimmen; auch Drusius, der in der Ebr. Sprache wohl erfahren, sie ebenfalls lobet, und solche aus v. 10 bestärcket. Darum will Boas hier so viel sagen: Wenn du das Stücke Feld wilt haben, wie du dich allbereit darzu erkläret, so must du auch die Ruth zum Weibe nehmen, weil, wo eines bleibet, das andere auch bleiben muß, und keines ohne dem andern seyn kan. Setzet auch die Ursache mit hinzu, daß du dem Verstorbenen Säumen erweckest; und siehet Boas hiemit auf das Gesetz Gottes, welches er den Kindern Israel und allen ihren Nachkommen gegeben, daß wenn Brüder bey einander wären, und einer davon ohne Kinder stirbet, des Verstorbenen Weib nicht einen fremden Mann draussen nehmen, sondern ihr Schwager sie zum Weibe nehmen, und ihr beyliegen solle, 5 Mose XXV, 5. Daher ist das auch die Ursache, will Boas sagen, warum du zu dem Stück Felde auch die Ruth nehmen must, daß du nemlich einen Sohn mit ihr zeugest, der nach seines verstorbenen Vetters Nahmen genennet werde, und wenn er zu seinen männlichen Alter kommt, das väterliche Erb-Gut wieder besitzen möge, laut des Gesetzes, so Gott gegeben, 3 Mose. XXV, 49. Schimmer Erklär. Ruth, p 794 u. f.