Zedler:Weiblingen, oder Wiblingen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Weiblingen

Nächster>>>

Weib-Manns

Band: 54 (1747), Spalte: 147–149. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|54|Weiblingen, oder Wiblingen|147|149}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Weiblingen, oder Wiblingen|Weiblingen, oder Wiblingen|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1747)}}


Weiblingen, oder Wiblingen, ein berühmtes Benedictiner-Kloster ohnweit Ulm an der Iler in Schwaben, welches die Grafen Otto und Hartmann von Kirchberg, Gebrüdere, um das Jahr 1099. in die Ehre des H. Martins gestifftet haben, und das hernach von ihren Nachkommen, die sich alle ihr Begräbniß darinnen erwehlet, von Zeit zu Zeit sehr beschenket, und mit reichen Einkünfften versehen worden. Unter andern vielen allda befindlichen Reliquien trifft man auch einen Particul von dem Creutz Christi an, deswegen immerzu ein überaus starcker Zulauff dahin geschehen ist, wie denn blos allein, dem Vorgeben nach, durch dessen Anschauen viele und grosse Wunder erfolget sind, so daß die Blinden sehend, die Lahmen gehend und die Tauben hörend worden, ja gar die bereits vor todt gehaltene wiederum zu dem Leben gebracht sind. Weilen aber wegen der unglaublichen Menge nicht alle zugleich befriediget werden konnten, ist das Kloster der Sachen Beschaffenheit nach bewogen worden, kleine höltzerne Creutzlein verfertigen, und an den wunderthätigen H. Creutz-Particul anrühren und also benedeyen zu lassen, die hernach als geweyhete Weiblinger Wetter-Creutze unter die Creutzliebende Christen sind ausgetheilet worden. Sie werden mit einem gewissen Stampff bezeichnet, und theils groß, die man auf die Felder und Wälder, auch an die Haußthüren stecket, um vor allem Wetterschaden gesichert zu seyn, theils klein zubereitet, welche letzteren man wider alles Unheil, als Hexerey und Hochgewitter, bey sich träget. Von ihren mancherleyen Würckungen werden verschiedene Exempel ungeführet, die mit schrifftlichen Attestaten bestärcket worden, und ist davon im Anfange dieses 18 Jahrhunderts eine gedruckte Nachricht zu Dillingen herausgekommen. Uebrigens sind von denen Aebten, welche diesem Kloster vorgestanden, folgende bekannt, als:

1. Werner, Freyherr von Ellerbach, war seiner Heiligkeit und grossen Demuth wegen sehr berühmt, und wurde 1102. aus dem Kloster St. Blasii am Schwartzwalde zu dieser Digmtät beruffen und erwehlet, regierte 24. Jahr, und starb den 4 Junius 1126.
2. Berthold, ward ebenfals aus dem Kloster St. Blasii zum Abt allhier erwehlt, und starb den 24 November.
3. Arnold, welcher auch vorhero in dem Kloster St. Blasii sich aufgehalten hatte, starb den 28 Julius.
4. Stephan, starb den 19 Octobr. 1147.
5. Heinrich, regierte die Abtey 47. Jahr, und starb den 4 Decembr. 1194.
6. Hermann, starb den 4 Junius.
7. Richard, starb 1310. Vor ihm haben noch verschiedene andere Aebte, deren Nahmen aber nicht bekannt sind, das Regiments-Ruder geführet.
8. Heinrich, starb den 3 Junius 1334.
9. Ulrich, starb den 2 September 1347.
10. Heinrich, saß eine gar kurtze Zeit, und starb den 29 November in nur gedachtem Jahre. Nach ihm sind wiederum einige Aebte gewesen, von denen man nicht weiß, wie sie mit Nahmen geheissen.
11. Heinrich Mayr, starb den 18 Februar. 1404.
12. Andreas Luntsch, von Weiblingen gebürtig, starb den 7 Septembr. 1414.
13. Johann Mayr, von Altheim, starb den 8 Mertz 1427.
14. Erasmus Marschalck von Biberach, wurde hernach Abt zu Alberspach, wo er den 8 Septembr. 1447. gestorbenen.
15. Johann Hieronymus Hultzing, wurde ebenfals nach Alberspach als Abt beruffen, und starb daselbst den 2 Junius 1448.
16. Jodoc Winckelhofer in Lorch, starb den 8 Septembr. 1466.
17. Ulrich Hablitzel von Weinstetten, hielte sehr streng über der Kloster-Disciplin, regierte 43. Jahr, und starb den 9 Novembr. l473. Von seinen Conventualen sind ihrer 8. da und dorten zu Aebten erwehlet worden.
18. Melchior von Steinheim, war der Rechten Doctor und Hertzog Ludwigs in Bayern Geheimder Rath, und starb den 30 Jenner 1474.
19. Georg Schwartz, von Niederhofen, starb den 9 Septembr. 1482.
20. Martin Herting, erst zu Ahusen, hernach zu Eichenbrunn Abt, starb 1487.
21. Johann Balmer, von Hittesheim gebürtig, starb den 22 Octobr. 1497.
22. Conrad Ruch, von Veringen, ist der erste infulirte Abt dieses Orts gewesen, und den 22 Junius 1504. gestorben.
23. Georg Hacker von Oberweiler, starb den 8 Novembr. 1527.
24. Martin Abelstör, von Leutkirchen gebürtig, starb den 9 Octobr. 1542.
25. Heinrich Claus von Weißenhorn, ein überaus löblicher und gelehrter Abt, welcher verschiedene Schrifften hinterlassen hat, starb den 13 August 1551.
26. Othmar Lauffenberger, von Blaubeuren, starb den 18 Februar. 1553.
27. Peter Nägelin, von Ehingen, starb den 28 Junius 1556.
28. Jodocus Todt, von Weingarten, wurde von Ochsenhausen hieher beruffen, und starb den 18 Junius 1589.
29. Augustin Widemann, von Ottenbeuren, starb den 26 May 1590.
30. Urban Hafner, von Aidirnen, starb den 5 Jener 1606.
31. Gottfried Munting, von Marichtall, starb den 30 Julius 1618.
32. Wilhelm Schweitzer, vorhero Abt zu Oßiac in Kärnthen, starb den 5 November 1628.
33. Frantz Schwartz, von Schnirpfflingen gebürtig, starb den 22 Julius 1630.
34. Johann Schlegel, von Babenhausen, starb den 17 Julius 1655.
35. Benedict Rauch, war seiner Gelehrsamkeit und strenger Lebensart wegen sehr berühmt.

Unschuldige Nachrichten 1731. p. 28 f. f. Bucelin German. Sacra.